Leverkusen Bürgerbusch: Anzeige wegen Betrugs

Leverkusen · Der Bürgerbusch wird zur Strafsache: Der Kölner Immobilien-Unternehmer Wilfried Hilgert, der 2009 den Leverkusener Stadtwald gekauft hatte, hat Strafanzeige gegen den bisherigen Besitzer Geza von Diergardt gestellt.

Nun beschäftigt der Kauf des Bürgerbuschs offenbar doch noch die Strafverfolgungsbehörden. Der Kölner Immobilienunternehmer Wilfried Hilgert, der den Leverkusener Stadtwald im vergangenen Jahr für rund 2,2 Millionen Euro gekauft hatte, hat in der vergangenen Woche nach eigener Aussage Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft gegen den bisherigen Besitzer, den in Kanada lebenden Geza von Diergardt, gestellt. Der Vorwurf: Betrug.

"Ich bin es jetzt leid. Die Anzeige ist am 1. September rausgegangen", berichtete Hilgert gestern auf Anfrage unserer Zeitung. "Ich habe lange genug Geduld bewiesen und immer wieder Kompromissangebote gemacht. Jetzt lasse ich mich nicht mehr an der Nase herumführen."

Hilgert, der nach eigenen Angaben bereits 85 Prozent der Kaufsumme bezahlt hat, aber immer noch nicht rechtsgültiger Eigentümer ist, liegt schon seit dem vergangenen Jahr im Streit mit von Diergardt, dem er vorwirft, ihn beim Verkauf in mehreren Punkten getäuscht zu haben (wir berichteten).

"Verschleppungstaktik" kritisiert

Eine der jüngesten noch offenen Streitfragen war demnach der Zeitpunkt, an dem das Waldgebiet endgültig in den Besitz des Käufers übergehen sollte — 1. Januar 2010 oder 1. Juni 2010. Genauer gesagt, es ging um eine Verzinsung der geleisteten Anzahlung, wenn der Übergang erst zu dem späteren Termin erfolgen sollte. "Das letzte Schreiben meines Anwalts dazu stammt vom 14. Mai, und bis heute ist noch immer nichts geschehen", sagt Hilgert, der der Gegenseite unter anderem vorwirft, die gesamte Angelegenheit immer wieder zu verschleppen.

Es ist allerdings nur einer auf einer Liste von zahlreichen Streitpunkten, die sich von angeblich falschen Angaben zur Größe von Naturschutzflächen bis hin zu einer angeblich mit verkauften, aber seinerzeit gar nicht existierenden genauen Auflistung des gesamten Forstbestands (Forstbetriebswerk) erstreckt hatte.

Von Diergardts Rechtsanwalt, der Düsseldorfer Jurist Michael Heckmann, bestätigte gestern, die Verhandlungen seien gescheitert, verwies darüber hinaus aber auf eine seiner früheren Äußerungen, die Angelegenheit nicht in der Öffentlichkeit diskutieren zu wollen. Einer Strafanzeige Hilgerts sähen er und sein Mandant aber "mit aller Gelassenheit entgegen", betonte er.

Nun muss die Staatsanwaltschaft die Anzeige prüfen und entscheiden, ob und in welchem Umfang Ermittlungen eingeleitet werden.

In Leverkusen fürchten nicht wenige, dass sich das Hickhack um den Verkauf langfristig negativ auf den Bürgerbusch auswirken könnte, denn es müssen ja auch weiterhin Forstarbeiten durchgeführt und bezahlt werden.

Bereits Anfang des Jahres hatte es warnende Stimmen aus der Kommunalpolitik gegeben, dass die "grüne Lunge Leverkusens" durch langwierige juristische Auseinandersetzungen Schaden nehmen könnte. SPD und CDU hatten unter anderem betont, man werde "mit Argusaugen" beobachten, ob der Besitzer, wer auch immer es am Ende sei, "seinen forstlichen Pflichten auch nachkommt".

(RP)
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