Langenfeld Vertrauen ist gut, Kontrolle . . .

Düsseldorf · Türkische Imbiss-Betreiber können auf ihre Döner-Stammkunden zählen. Angesichts des Gammelfleisch-Skandals kaufen aber auch mehr Langenfelder beim Bio-Metzger. Gestern wurden in Berlin schärfere Kontrollen vereinbart.

"Ich habe einfach ein besseres Gefühl", sagt der junge Mann und beißt beherzt in sein gerade erstandenes belegtes Brötchen. Bereits vor dem erneuten "Gammelfleisch"-Skandal bevorzugte der Langenfelder den Bio-Laden von Peter Gladbach (siehe Interview). "Die im Vergleich höheren Preise sind nachvollziehbar."

Strohhaltung und Transport der Tiere in kleinen Gruppen, langsames Wachstum, Verzicht auf Antibiotika usw. bedeuten höheren Aufwand und kosten mehr Geld. "Wenn ich das Fleisch im Supermarkt schon sehe, habe ich keinen Appetit mehr", pflichtet ihm die nächste Kundin bei: Auch Anneliese Stüwe möchte wissen, woher ihre Wurst kommt.

Christian Benzrath, Leiter des Referates für Recht und Ordnung, hat trotz der erschreckenden Nachrichten keine erhöhte Sensibilität der Verbraucher in Bezug auf den örtlichen Fleischverkauf registriert. "Keine Klagen, Beschwerden oder besondere Vorfälle" ist auch das Resumee von Dorothea Stangier, der Leiterin des zuständigen Amtes für Verbraucherschutz beim Kreis Mettmann.

Neun Lebensmittelkontrolleure schwärmen täglich im Kreisgebiet aus. Die sogenannten EU-Betriebe (siehe Info) werden kontinuierlich geprüft. Bei aktuellen Anlässen werden "zusätzlich risikoorientierte Prüfungen" angeordnet. Unangemeldet erscheinen die Kontrolleure und schauen in die Kühlhäuser. Auch der Einzelhandel wird überwacht. Die Auslagen und Etiketten werden ebenso geprüft wie die Temperatur in den Kühltheken.

Dass die bayrische Polizei bei ihren Ermittlungen von der "Döner-Mafia" spricht, kann die Auszubildende Desiree Goffin nicht schrecken. "Wegen der Skandale komme ich extra in meinen Stamm-Imbiss, weil ich hier gute Erfahrungen gemacht habe", erklärt die 21-jährige Wiescheiderin. Auch Dominik Sieg hält "seinem" Döner-Laden an der Solinger Straße die Treue. "2,70 Euro ist ein Superpreis; der Döner ist lecker, und mir war noch nie schlecht", lautet die einleuchtende Begründung des 15-jährigen Gymnasiasten.

"Keinen Nachfragerückgang" verzeichnet denn auch der türkische Chef der beiden Nazar-Imbisse, Yavuzyasar Firat (30). Seine Döner-Spieße (20-23 Kilo Lamm- und 12 Kilo Hähnchenfleisch) kommen aus einem EU-Betrieb in Schwelm. Wenn abends die Spieße nicht völlig abgeschabt sind, wird das Hähnchenfleisch entsorgt; das Lammfleisch wird in Alu verpackt, gekühlt und am nächsten Tag weiter verarbeitet. Die Nazar-Imbisse werden von den Ordnungsbehörden "regelmäßig überprüft".

Eine Imbiss-Kundin räumt ein, dass sie das Fleisch für zu Hause jetzt "bewusst "im Einzelhandel mit eigener Metzgerei und nicht mehr im Discounter" kaufe. Beeindruckt habe sie, dass dieser Langenfelder Einzelhändler seinen Kunden nächste Woche eine Busreise nach Meckenheim anbietet, wo er schlachten lässt. Nur eine Möglichkeit, eventuell verunsicherte Kunden durch vertrauensbildende Maßnahmen zu informieren . . .

(RP)
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