Rp-Serie Glaubensgemeinschaften (1) "Für uns gehört Islam zu Deutschland"

Langenfeld · Die DITIB-Gemeinde macht religiöse Angebote für Männer, Frauen und Kinder. Sie baut auf den Kontakt zu Christen.

Imam Cetin Veysel betet beim traditionellen Freitagsgebet in der Moschee an der Niederstraße vor. Für die Frauen gibt es gesonderte Gelegenheiten zum Gebet.

Imam Cetin Veysel betet beim traditionellen Freitagsgebet in der Moschee an der Niederstraße vor. Für die Frauen gibt es gesonderte Gelegenheiten zum Gebet.

Foto: Matzerath

MONHEIM Wer das Innere der Osman Gazi Moschee an der Niederstraße 52 betritt, findet in dem äußerlich unscheinbaren Bau einen reich und farbenprächtig geschmückten Gebetsraum. Allerdings gibt es in Moscheen keine Bilder oder Figuren: Alle Verzierungen bestehen aus Formen oder Schriftzeichen.

"Im Zentrum unseres Glaubens steht die Hingabe an Gott", erklärt Osman Yagmur, Vorstandsvorsitzender der Türkisch-islamischen Gemeinde Monheim. "Islam ist der Glaube an den einen Schöpfer, Allah, an seine Engel, an seine Propheten, an seine Bücher, an das Schicksal und an das Jenseits." Organisatorisch gesehen stehen im Zentrum der Monheimer Gemeinde der Vorstand und der Imam. Um Verwaltung und Finanzen kümmert sich der Vorstand. Der Imam leitet die Gemeinschaftsgebete und ist für alle religiösen Angelegenheiten zuständig; zu seinen Aufgaben gehört auch die religiöse Bildung der Kinder und Jugendlichen. Er bildet die Autorität in gesellschaftlichen Fragen. Um Imam zu werden, braucht man ein theologisches Studium; insgesamt dauert die Ausbildung elf Jahre, sagt Veysel Cetin, der gegenwärtige Imam der Monheimer Gemeinde. Angestellt ist er als Imam über den DITIB, die Religionsbehörde in der Türkei.

Bei seinen vielfältigen Aufgaben wird der Imam vom Vorstand unterstützt. Während der Imam als Seelsorger Kranke oder Gefangene besucht, in Todesfällen mit den Angehörigen spricht und für die rituelle Waschung von Verstorbenen und das Totengebet zuständig ist, unterstützt der Vorstand die Familien bei der Organisierung des Begräbnisses. Er hilft, Feste und besondere Ereignisse auszurichten, Hochzeiten etwa oder die Vorbereitungen für das allabendliche Fastenbrechen während des Ramadan.

Zum Gemeindeleben gehört unter anderem die religiöse Unterweisung der Mitglieder; es gibt Angebote für Kinder und Jugendliche, für Männer und für Frauen. Eine Frauengruppe organisiert Veranstaltungen speziell für Frauen. "Wir machen vieles", sagt die Leiterin Aysel Bayrak: Jeden Monat richten die Frauen ein Wohltätigkeitsfrühstück aus. Donnerstags abends gibt es eine Vortragsreihe über religiöse Themen, begleitet von einer Kinderbetreuung, damit auch junge Mütter teilnehmen können. Im Ramadan kochen die Frauen jeden Abend für 200 Personen zum Fastenbrechen. Für Kinder gibt es Motivationsveranstaltungen wie Grilltage als Belohnung für fleißiges Lernen in der Schule, für Frauen Tagesausflüge oder Informationsveranstaltungen zur Gesundheit von Kleinkindern. Daneben gehören Grillfeste und Sport zum Programm der Gemeinde, ebenso wie die Beteiligung am Septemberfest, am Stadtfest und am Integrationstag.

Die Gemeinde bietet sogar eigene Integrationskurse an. "Unser Anspruch ist, dass der Islam zu Deutschland gehört. Wir wollen, dass die Kinder ihren Glauben auf Deutsch bekennen können und sich als Teil der deutschen Gesellschaft fühlen", erklärt Mohamed Adib, der mit Erdogan Akpolat die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde übernimmt. "Man kann es auch Orientierungskurse nennen", ergänzt Akpolat: "Dort wird auch über Christentum und Judentum informiert." Besonders liegt ihnen der Kontakt zwischen Christen und Muslimen in Monheim am Herzen: "Wir müssen Angst abbauen, und wir sind bemüht, Freundschaften zu knüpfen", betont Erdogan Köse, Mitglied der Gemeinde, und Adib ergänzt: "Kontakte zu anderen Religionen zu pflegen, ist ein Auftrag aus dem Koran."

(dgn)
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