Krefeld Mit Hologramm-Briefmarken um die Welt

Krefeld · Hologramm-Briefmarken-Sammler Werner Reich ist fasziniert von Postwertzeichen, die tatsächlich auf Briefen verschickt und um die Welt gereist sind. Die schönsten Exemplare zeigt er an einem Vortragsabend der Sammlergilde.

 Einer von Werner Reichs Schätzen ist dieser Umschlag, der von Libyen aus in die Schweiz verschickt wurde. Zollzettel und Einschreibe-Nummer kleben noch am Umschlag. Gut zu erkennen: das Porträt des damaligen Diktators Muammar al-Gaddafi (links mitte). Das Hologramm ist auf der grünen Marke unten als Porträt-Hintergrund zu erkennen.

Einer von Werner Reichs Schätzen ist dieser Umschlag, der von Libyen aus in die Schweiz verschickt wurde. Zollzettel und Einschreibe-Nummer kleben noch am Umschlag. Gut zu erkennen: das Porträt des damaligen Diktators Muammar al-Gaddafi (links mitte). Das Hologramm ist auf der grünen Marke unten als Porträt-Hintergrund zu erkennen.

Foto: Reich

Die postalische Reise um die Welt beginnt und endet in einem kleinen Hobbykeller in Königshof. Die zehn Quadratmeter im Souterrain sind Werner Reichs Zentrale für ein außergewöhnliches Hobby: Der Pensionär sammelt Hologramm-Briefmarken, und zwar möglichst solche, die wirklich auf Briefen verschickt worden sind. In unzähligen dicken Ordnern hat Reich seine Schätze fein säuberlich sortiert, Nachforschungen angestellt und versucht, herauszubekommen, welche Geschichten und Geheimnisse die Briefumschläge aus aller Welt wohl bergen mögen. Die Informationen über seine Briefmarken und die dazugehörigen Umschläge hat der Sammler detailliert katalogisiert.

 "Gesamthimmel im Gammalicht" (unten links) ist eine der in Deutschland erschienenen Hologramm-Marken.

"Gesamthimmel im Gammalicht" (unten links) ist eine der in Deutschland erschienenen Hologramm-Marken.

Foto: Reich

Am Dienstag, 27. September, ermöglicht Werner Reich einen Einblick in sein Hobby und trägt im Rahmen der Vortragsabende der Sammlergilde "Heinrich von Stephan" über das Thema "Bedarfspost mit Hologramm-Frankatur" vor. Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr und findet im Begegnungszentrum Wiedenhof, Mühlenstraße 42 statt.

 Dieser Brief wurde von einem deutschen Monteur aus den USA in die Ukraine mitgenommen und von dort verschickt.

Dieser Brief wurde von einem deutschen Monteur aus den USA in die Ukraine mitgenommen und von dort verschickt.

Foto: Lammertz Thomas

"Es ist sehr schwer, gelaufene Briefe zu bekommen", erzählt Reich. Mehrere Stunden täglich verbringt er mit Recherchen am Computer. Ebay ist eine seiner Hauptquellen, um die postalischen Schätze zu entdecken und zu erwerben. Je außergewöhnlicher ein Umschlag ist, desto besser. Einer seiner Schätze ist beispielsweise ein großer Luftpolsterumschlag, der von Libyen in die Schweiz versendet wurde. Zollzettel und Einschreibe-Nummer kleben noch am Umschlag. Die Briefmarken, unter anderem mit einem Portrait des damaligen Diktators Muammar al-Gaddafi sind mit Klebestreifen gesichert. Niemals würde Reich auf die Idee kommen, die Briefmarken herauszuschneiden. Der Umschlag mit allen seinen Facetten ist das Gesamtkunstwerk mit Sammlerwert und immer ein Unikat. Die Preise für solche Stücke sind dennoch meist überschaubar. 16 Euro hat beispielsweise der al-Gaddafi-Brief gekostet. "Ich gebe für mein Hobby aus, was andere für Zigaretten bezahlen, sagt Reich, seit einiger Zeit Nichtrauer, und lacht.

 Hübsch anzusehen sind diese Weihnachtsmarken aus Åland, die Sterne sind Hologramme.

Hübsch anzusehen sind diese Weihnachtsmarken aus Åland, die Sterne sind Hologramme.

Foto: Reich

Hübsch anzuschauen sind Umschläge mit weihnachtlichen Motiven aus Åland, einer mit weitgehender politischer Autonomie ausgestatteten Region Finnlands. Andere Briefe, natürlich immer mit Hologramm-Frankatur, wurden in Bhutan abgeschickt, in Thailand oder der Ukraine. Über die Jahre hat Reich Kontakte mit Sammlern und Händlern aus aller Welt aufgebaut. Wenn er mit seinem Schulenglisch nicht weiterkommt, hilft das Übersetzungsprogramm Google Translate. "Ich versuche zu ermitteln, in welchen Ländern neue Hologramm-Briefmarken erscheinen. Dann setze ich mich mit den Händlern in Kontakt, und bitte darum, einige der Marken auf einen Umschlag zu kleben und mir zuzusenden." Das Entgegenkommen seiner Kontakte sei meist groß. Über die Jahre sind so eine Vielzahl von Sammler-Freundschaften entstanden.

 Bhutans erste Hologramm-Marke ist diese Ausgabe von 1994, die die ersten Schritte auf dem Mond zeigt.

Bhutans erste Hologramm-Marke ist diese Ausgabe von 1994, die die ersten Schritte auf dem Mond zeigt.

Foto: reich

Unter den rund 70 Mitgliedern der Sammlergilde ist Reich der einzige, der Hologramm-Briefmarken sammelt. Begonnen hat seine Leidenschaft bei einem Besuch der Druck- und Papiermesse (Drupa) im Jahr 1995. "Als ich dort Briefmarken mit Hologramm gesehen habe, hat es mich gepackt", sagt Reich, Schriftsetzermeister, der über lange Jahre eine Druckerei betrieben hat und Schriftsetzermeister ist.

Die erste jemals erschienene Hologramm-Marke wurde 1988 in Österreich geprägt. Als nächstes Land brachte Brasilien 1989 einen Block zur Kunstbiennale heraus. Seither sind weltweit um die 400 Ausgaben erschienen - und viele davon haben ihren Weg in Reichs Hobbykeller in Königshof gefunden. Die erste deutsche Hologramm-Briefmarke wurde 1999 veröffentlicht, von fünf Wohlfahrtsmarken mit Kosmos-Motiven hatten zwei ein Hologramm.

(RP)
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