Krefeld Luftreinhalteplan — fünf Fakten

Krefeld · In Krefeld werden die EU-Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid an vielen Stellen überschritten. Deshalb gilt ab 15. September ein Luftreinhalteplan. Ab sofort ist der Entwurf öffentlich. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wer belastet die Krefelder Luft?

Zu mehr als 70 Prozent kommt die Schadstoffbelastung nicht aus Krefeld selbst, sondern von außerhalb. Am Ostwall beispielsweise liegt diese "regionale Hintergrundbelastung" sogar bei rund 85 Prozent. Dazu zählen der Schadstoffausstoß von Industrieanlagen aus den Nachbarstädten aber auch Abgase der Rheinschiffe. Je nach Wetterlage können die Schadstoffe auch aus weit entfernten Regionen kommen. Im Januar ging die gemessene Belastung in Krefeld deutlich nach oben — der Wind brachte Feinstäube und Stickstoffdioxide aus Osteuropa.

Wie gefährlich sind diese Schadstoffe?

Ein hoher Anteil an Feinstaub in der Luft erhöht die Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Sterblichkeit sowie das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Ergebnisse aus epidemiologen Untersuchungen zeigen, dass bei einer Verringerung der Partikelbelastung um ein Mikrogramm Feinstäube pro Kubikmeter Luft die Lebenserwartung statistisch um 0,5 Monate zunimmt. Im Krefelder Hafen wurde im vergangenen Jahr der erlaubte Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm Feinstäuben pro Kubikmeter Luft 70 Mal überschritten. Stickstoffdioxid ist ein Reizgas, das zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion und einer Erhöhung von infektionsbedingten Atemwegserkrankungen führt. Die EU hat deshalb Grenzwerte für beide Schadstoffe festgelegt.

Welche Rolle spielt der Krefelder Straßenverkehr?

Gemessen an der Gesamtbelastung eine geringe. Er trägt nicht mal vier Prozent zu ihr bei. Allerdings nimmt die EU bei ihren Grenzwerten keine Rücksicht darauf, woher die Schadstoffe kommen — der menschliche Körper tut es ja auch nicht. Krefeld muss die Grenzwerte einhalten. Auf die regionale Hintergrundbelastung hat die Stadt keinen Einfluss. Auf die Krefelder Schadstoff-Emissionen schon. Dort liegt der Anteil des Verkehrs bei 27 Prozent, der der Industrie bei 70 Prozent. Für beide Verursacher sind im Luftreinhalteplan Maßnahmen vorgesehen. Auf den Straßen machen schwere Nutzfahrzeuge Probleme. Ihr Anteil an der Jahresfahrleistung liegt bei 4,9 Prozent — aber sie sind für 27 Prozent der Feinstaub- und 39 Prozent der Stickstoffoxid-Emissionen verantwortlich. Durch den Luftreinhalteplan soll z.B. die Stickstoffdioxidbelastung durch den Straßenverkehr an der südlichen Kölner Straße um 38 Prozent zurückgehen.

Auf welchen Messungen basiert der Luftreinhalteplan?

Überwiegend wurde die Belastung in der Innenstadt nicht gemessen, sondern berechnet — und das Ergebnis anschließend mit Messungen an Kölner Straße und Oranierring stichprobenartig verglichen. Die Abweichungen lagen jeweils bei rund zehn Prozent.

Königstraße — kommt das Fahrverbot?

Die Entscheidung liegt bei der Bezirksregierung Düsseldorf. Ab sofort ist der Entwurf des Luftreinhalteplans für jedermann einsehbar (www.brd.nrw.de). Bis 30. August kann jeder Anregungen geben und Einwände geltend machen. Der Einzelhandelsverband kündigte gestern an, gegen die geplante Sperrung der Königstraße auf dem Teilstück zwischen Markt- und Petersstraße Einspruch einzulegen. Auch die Stadt wird sich dagegen aussprechen. Im Luftreinhalteplan steht Widersprüchliches. An einer Stelle heißt es: "Eine Weigerung, das Einvernehmen zum Luftreinhalteplan zu erteilen, kann ausschließlich aus straßenverkehrlichen Gründen erfolgen. Gerne angeführte ökonomische Gesichtspunkte (...) sind hierbei unbeachtlich." An anderer Stelle steht: "Die (...) Maßnahmen des Luftreinhalteplans (...) müssen für die Betroffenen zumutbar sein."

(RP)
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