Krefeld Feuer bei Dujardin zerstört Kunst

Krefeld · Ein Brand hat den Krefelder Künstler Rudolf Löhr in seinem Atelier in der ehemaligen Weinbrennerei Dujardin überrascht. Der 57-Jährige wurde gerettet, doch er hat viele seiner Kunstwerke verloren.

Der Schock sitzt tief: Rudolf Löhr hat am Samstag noch lange in seinem Atelier gearbeitet. Die Künstlerkollegen, die ihre Werkstätten ebenfalls in der ehemaligen Weinbrennerei Dujardin haben, waren längst weg. Er war allein im Gebäude, als gegen 3 Uhr in der Nacht zum Sonntag Feuer ausbrach.

Innerhalb weniger Minuten war die Feuerwehr zur Stelle und konnte den 57-Jährigen per Drehleiter aus dem völlig verqualmten Atelier im ersten Obergeschoss retten. Löhr hatte Glück gehabt: Ein Security-Mitarbeiter des Chemparks war auf seiner Kontrollfahrt zum Werksgelände über die Hohenbudberger Straße gekommen und hatte einen Mann am Fenster stehen sehen und dahinter Rauch ausgemacht.

Der Sicherheitsmann, der namentlich nicht erwähnt werden mag, informierte sofort die Feuerwehr und einen Kollegen. Dann sprach er beruhigend auf den sichtlich unter Schock stehenden Mann am offenen Fenster ein, drängte, dass er an der frischen Luft atmen sollte. Denn Löhr wollte immer wieder zurück ins Gebäude, um zu löschen: Dort waren die Arbeiten des Künstlers, auch neue Werke, an denen er gerade gemalt hatte.

Gesundheitlich geht es Löhr heute wieder gut, er war mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Über die schreckliche Nacht sprechen möchte er nicht. Wer den Künstler und seine Arbeiten kennt, weiß: Er ist kein Schnell-Arbeiter, keiner, der nach der Fertigstellung eines Zyklus mit einem Thema abschließt. Vieles reift in ihm weiter, wird wieder aufgenommen, in neue Zusammenhänge gebracht. Das haben die Besucher zuletzt im vergangenen Herbst gesehen.

In der "Dujardin"-Ausstellung hat Löhr ein zwei Meter großes Acrylgemälde gezeigt, das auf einer Fotografie von 1996 basierte: Damals hatte er den letzten Schnee des Sauerlandes festgehalten. Auf der Leinwand war ihm in dem harschen Weiß, durch das knorriges Wurzelholz scheint, "zu viel Todesstimmung".

Die hat er mit bunten Pinseltupfern aufgebrochen: Boten einer neu erwachenden Lebens. Zwei Bäume und ein Telefonmast haben in ihm die Assoziation der drei Kreuze von Golgatha geweckt. "Vielleicht ist das mein erstes religiöses Bild", sagt er dazu. Der 1957 geborene Löhr studierte unter anderem bei Norbert Kricke in Düsseldorf und war Assistent bei Norbert Tadeusz.

Die Ursache für den Brand wird noch ermittelt. Die Versicherungen errechnen noch den Schaden. Das Atelier kann Löhr derzeit nicht nutzen. Auch der Händler im Erdgeschoss, der seine Räume unter dem ausgebrannten Atelier hat, hat seinen Besprechungsraum und den Schulungsraum, in dem er Computerkurse für Senioren anbietet, verloren: "Beim Löschen sind ungezählte Kubikmeter Wasser von oben ins Erdgeschoss gelaufen. Wir müssen jetzt sehen, was noch nutzbar ist. Zum Glück hat der Brandschutz gut funktioniert", sagt Dujardin-Hausherr Matthias Melcher.

(RP)
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