Korschenbroich Theater verzichtet auf Stadtzuschuss

Korschenbroich · Wir wollen keinen Zuschuss aus der Stadtkasse mehr, sagt das Korschenbroicher Laientheater "De Krawallschachteln". Vereine, die Jugendarbeit betreiben, seien viel mehr auf Finanzhilfe angewiesen. Die Gruppe will mit ihrem Verzicht ein Zeichen setzen. Auch andere denken darüber nach.

Korschenbroich: Theater verzichtet auf Stadtzuschuss
Foto: AFP FILES, AFP

Bodenständig und beherzt sind die Krawallschachteln nicht nur, wenn sie auf der Theaterbühne stehen. Auch im richtigen Leben sind die Laienschauspielerinnen offenbar zupackend. 164 Euro stünden den Damen im kommenden Jahr nach Angaben der Stadtverwaltung eigentlich als Zuschuss aus der Stadtkasse zu.

Doch weil die gähnend leer ist und Korschenbroich in diesem Jahr wohl 13 Millionen Euro fehlen werden, wollen die Krawallschachteln auf die öffentliche Finanzhilfe verzichten. "Wir können kostendeckend arbeiten. Dann sollte man das Geld da ausgeben, wo es viel nötiger ist", sagt "Schachtel" Ute Kosche.

Und wo es viel nötiger ist, darin sind sich die Schauspielerinnen auch einig. "Vereine, die Jugendarbeit betreiben, sind auf finanzielle Hilfe angewiesen. Kinder sind unsere Zukunft, und darum sollte man das Geld lieber dafür ausgeben", sagt Andrea Otten. Und: "Wir wollen damit auch ein Zeichen setzen."

Stadt will 15 000 Euro sparen

Die 164 Euro, auf welche die Krawallschachteln verzichten, sind der gekürzte Betrag, der ihnen nach Sparbeschlüssen des Stadtrates zustünde. Die Politiker haben einmütig entschieden, aufgrund der desolaten Finanzlage der Stadt allen Vereinen den jährlichen Zuschuss um 20 Prozent zu kürzen. In etlichen Fällen bedeutet das eine Kürzung von 40, 60 oder hundert Euro im Jahr. Insgesamt kann die Stadt so 15 000 Euro sparen.

In welchem Umfang sich andere Vereine die Krawallschachteln zum Vorbild nehmen, bleibt abzuwarten. Einen Club, der zumindest darüber nachdenken will, gibt es aber schon. Im Heimatverein Kleinenbroich gebe es solche Überlegungen, erklärte Jutta Goebel, Ratsmitglied der Wählergemeinschaft "Die Aktive", in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses.

In diesem Fall gehe es um einen Zuschuss von 130 Euro für einen etwa 260 Mitglieder zählenden Verein, sagt die Vereinsvorsitzende Anita Kolvenbach. Sie wolle mit ihren Vorstandskollegen einmal über einen möglichen Verzicht reden. Beschlossen sei das aber noch nicht.

Vereine, die in Zeiten leerer Stadtkassen vorübergehend auf Zuschüsse verzichten, sollten in finanziell rosigeren Zeiten nicht abgewiesen werden, wenn sie dann wieder Zuschüsse beantragen. Darin sind sich CDU und SPD einig. "Da muss Vertrauensschutz bestehen", meint Ratsfraktions-Chef Paul Jahny, "wir können sie ja nicht für den Verzicht bestrafen." Und CDU-Kollege Marc Venten sagt: "Diese Vereine müssen dann das gleiche Recht haben, wie die anderen auch." KOMMENTAR

(RP)
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