Korschenbroich Mattes, der Mann aus dem Volk

Korschenbroich · Er war ein ruhiger bodenständiger Typ, konnte in der Politik aber auch richtig auf den Putz hauen. So beschreibt Helene Hoeren ihren Mann Matthias Hoeren. Ihm widmen wir uns im ersten Teil der neuen über Korschenbroichs und Jüchens Bürgermeister.

Irgendwann mal gab Matthias Hoeren dem WDR ein Interview. Sein Sohn Peter weiß zwar nicht mehr, worum es dabei ging. An etwas anderes erinnert er sich jedoch noch ganz genau: "Mein Vater machte das komplett auf Platt", erzählt er und schüttelt lachend den Kopf. Damals sei die Mundart noch "vollkommen out" gewesen, ergänzt er. Aber Matthias Hoeren, auch "Mattes" genannt, war eben ein Mann des Volkes — und so wollte er auch sprechen. "Er war ein echter Korschenbroicher Jung", sagt seine Witwe Helene. Hoerens Motto: "Wirr maake jet möth, ever wirr halde och jet uut".

Immer einstimmig gewählt

"Auf eine Sache war mein Vater sehr stolz: In all seinen Wahlen ist er einstimmig gewählt worden", sagt Peter Hoeren. Ab 1950 leitete Matthias Hoeren den CDU-Ortsverband Pesch, Von 1951 bis 1975 war er Bürgermeister der früheren Gemeinde Korschenbroich. Mit 35 Jahren trat er sein Amt als erster Bürger an. 1961 wurde er zudem Landrat für den Kreis Grevenbroich, dann für den Kreis Neuss — und blieb es 29 Jahre lang. "Er war damals der dienstälteste Landrat Deutschlands", erzählt Sohn Peter. "Mein Vater hat immer ehrenamtlich Politik gemacht", ergänzt er.

Hauptberuflich war Matthias Hoeren Landwirt. Er hielt auf seinem Hof in Raderbroich Vieh, baute Zuckerrüben, Getreide und Kartoffeln an. Viel Arbeit habe seine Mutter übernommen, sagt Peter Hoeren. "Vater war ja oft unterwegs". Dennoch verlor der Raderbroicher nicht den Kontakt zu den einfachen Bürgern, "er stand immer mit den Beinen auf dem Boden", sagt Helene Hoeren. Als eher ruhigen Typen beschreibt sie ihren Mattes. "In der Politik konnte er aber auch hart sein und auf den Putz hauen." Für die Bürger habe er stets ein offenes Ohr gehabt. Sollte da zum Beispiel ein Bauerssohn seinen Bundeswehrzeit in München ableisten, setzte er sich dafür ein, dass der junge Mann in der Nähe bleiben konnte. Hoeren habe aber auch immer klar gesagt: "Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann", erinnert sich seine Witwe.

"Sein größtes Werk war die kommunale Neugliederung", sagt Peter Hoeren. Der Vater habe dafür gekämpft, dass Korschenbroich nicht Mönchengladbach zugeordnet würde sondern Neuss. Als sich die Politiker nicht einigen konnten, welchen Namen die neue Gemeinde bekommen sollte, schlug Hoeren vor: Man könne doch den ersten Teil des Namens Korschenbroich und den zweiten Teil des Namens Kleinenbroich nehmen. "Einige Kleinenbroicher fanden das gar nicht lustig", sagt Peter Hoeren.

Am 4. März 1997 starb Matthias Hoeren nach langer Krankheit, die Stadt benannte den Kirmesplatz in Korschenbroich nach ihm. Vermutlich wäre das dem Sohn eines Landwirts unangenehm gewesen, hätte er es miterlebt. Denn "sich öffentlich feiern zu lassen, hasste er wie die Pest", sagt Peter Hoeren und lacht.

(RP)
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