Kleve Stehende Ovationen für Collegium Musicum

Kleve · Für das Dreikönigskonzert hatte sich das Collegium Musicum Kleve Verstärkung durch einen Chors mit Mitgliedern der Städtischen Singgemeinde der Leitung von Johannes Feldmann geholt.

Schon eine halbe Stunde vor Beginn war die Christus-König-Kirche für das Dreikönigskonzert nahezu voll besetzt: die Aufführung zum Jahresbeginn gehört im Klever Kulturleben eindeutig zu den Höhepunkten. Das Collegium Musicum Kleve musizierte unter Mitwirkung eines Chors mit Mitgliedern der Städtischen Singgemeinde und Freunden unter der Leitung von Johannes Feldmann.

Die Orchestersuite Nr. 1 in C-Dur BWV 1066 von J. S. Bach zählt sicherlich zu seinen populären, weltlichen Werken, und auch diese komponierte er mit höchstem künstlerischen Anspruch, dabei mit einer Leichtigkeit, die so gar nichts von der vermeintlichen Sakral-Schwere des Leipziger Kontrapunktikers offenbarte. Die Tempi wählte Feldmann passend frisch, jedes Detail gut zu hören. Für die Tanzsätze Courante, Gavotte, Forlane, Menuett, Bourée und Passepied sind solch schnelle Tempi überliefert, die für die Charaktere der einzelnen Stücke wichtig sind, und vor denen leider immer noch die meisten Interpreten zurückschrecken. Mit genauer Artikulation und Phrasierung trafen die Ausführenden hier das Tänzerische der Sätze, die Intonation und Klanggestaltung in dem Einleitungsteil überzeugte, während die schnellen, fugierten Stücke mit großer Lebendigkeit gespielt wurden. Das Ensemble zeigte sich konzentriert und gesammelt, auch im folgenden Werk des Esten Arvo Pärt (geboren 1935).

Pärt ist ein außerordentlich präziser, im Einsatz seiner Mittel durchaus ökonomischer und dezidierter Komponist. Für seinen frühen Tintinnabuli-Stil mit affektiv-schlichtem Ansatz steht das 1976 komponierte "Summa", eine Vertonung des lateinischen Credo-Texts. Alles erschien darin fließend und gefasst, wirkte aus einem ästhetischen Grundkonzept heraus motiviert in großen Bögen auf bemerkenswert ausgreifendem Atem, mit fein dosierter Energie und gestalterischer Geduld. Eine beruhigende Basslinie, in die Tiefe führend, und aufhellend nach oben strebende Streicher bildeten einen Klangteppich aus Licht und Dunkel, nahezu kontemplativ.

Umso erhebender dann Vivaldis "Gloria" RV 588. Schon im Eingangschor stimmte der Komponist unter Einsatz der Solotrompete den Hörer auf ein glanzvolles Werk ein. Musikalischer Höhepunkt war der kunstvolle Chorsatz "Et in terra pax" mit ausdrucksvollen Dissonanzen und dem davon unabhängigen, vorwärtstreibenden Orchester. Im "Quoniam tu solus sanctus" wurde das Motiv des Eingangschores wieder aufgegriffen und das Werk endete mit einer ansprechenden "Cum sancto spiritu"-Fuge.

Etwas flach (vielleicht erkältet) klangen die Solistinnen Katharina Borsch und Katharina Georg. Die Timbres der Sopranstimmen harmonierten jedoch sowohl mit Orchester als auch miteinander sehr gut, was sich in den Ritornellen des "Domine Deus, Agnus Die" schön darstellte.

Ein großes Lob dafür, dass die Programmhefte zu den Konzerten des Collegiums immer sehr informativ ausgearbeitet sind und nicht zuletzt dafür, dass die Kirche beheizt wurde. Stehende Ovationen belohnten die hervorragende Aufführung.

(RP)
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