Kranenburg Im Autoskooter aufgewachsen

Kranenburg · Freitag startet die Kranenburger Pfingstkirmes. Vier Tage wird auf dem Festplatz an der Grundschule gefeiert. Seit 50 Jahren kommt die Familie Heynen/Normann mit ihren Fahrgeschäften in die Grenzgemeinde.

 Die Kellener Schaustellerfamilie Normann (v. l.): Vater Herbert (67), Mutter Anita (61, geborene Heynen) und Tochter Sabine (42), die in der dritten Generation auf den Kirmesplätzen am unteren Niederrhein unterwegs ist.

Die Kellener Schaustellerfamilie Normann (v. l.): Vater Herbert (67), Mutter Anita (61, geborene Heynen) und Tochter Sabine (42), die in der dritten Generation auf den Kirmesplätzen am unteren Niederrhein unterwegs ist.

Foto: Peter Frings

Sabine Normann wohnt in Kellen, ist 42 Jahre alt und hat mindestens acht Monate im Jahr Kirmes. Sie kennt die Plätze am unteren Niederrhein, wo Träume geboren und mindestens ebenso schnell wieder sterben. Seit ihrer Kindheit ist die Kellenerin auf den Rummelplätzen als Schaustellerin unterwegs.

Mit Schießbude begonnen

Ihr Großvater Wilhelm Heynen (81) hatte 1959 damit begonnen, die Kirmesplätze zunächst mit einer Schießbude und einem Kinderkarussell zu bereisen. Die Eltern von Sabine Normann, Herbert und Anita Normann (geborene Heynen), haben die 42-Jährige früh an das Leben als Schausteller herangeführt. Die Kellenerin ist zwischen Skooter und Popcorn aufgewachsen. Eine Kirmes, die die Familie seit 50 Jahren besucht, ist die in Kranenburg. An den vier Tagen über Pfingsten (Programm siehe nebenstehender Text) ist die Kellener Familie mit einem Autoskooter, Süßwaren-Verkaufswagen, Entenangel-Stand sowie Gewinnbagger-Greifer vertreten.

Sabine Normann hat die vergangenen dreißig Jahre auf Kirmesplätzen verbracht und weiß, was sich in dieser Zeit verändert hat. Die Schlachten um die Lufthoheit sind rasanter geworden. "Es geht in erster Linie darum, mit immer höheren, schnelleren und extremeren Fahrgeschäften auf den Markt zu kommen. Der Konkurrenzkampf ist enorm", sagt Sabine Normann. Dem zwanghaften Trend zu mehr Adrenalin ist die Kellener Familie nicht gefolgt. Schon der Opa war mit einem Autoskooter unterwegs und mit eben dieser Art Fahrgeschäft ist auch Familie Norman auf den Plätzen für Amüsierwillige vertreten. Das Geschäft mit dem blitzenden Funkenregen am Stromgitter galt in der Vergangenheit als Treffpunkt für aktenkundige Halbstarke. Hier waren Typen zu Hause, denen man zurufen möchte: "Weiß deine Mutter eigentlich, was du hier machst?" Auch das hat sich geändert. "Die Zeiten, in denen man auf die nächste Schlägerei problemlos warten konnte, sind vorbei", weiß Sabine Normann.

Kellener Schaustellerfamilie

Was hingegen geblieben ist, sind die Sprüche, die neben der Musik aus übersteuerten Boxen zu hören sind: "Zusteigen, dabei sein" gehört ebenso zu den Klassikern beim Autoskooter wie "Dieeeee Fahrchips an der Kasse lösen". Und vom Nachbarkarussell gibt's dann noch den Hinweis zu hören: "Die nächste Fahrt ist rückwärts." Ebenfalls noch nicht ausgedient hat das Schild an der Kasse: "Junger Mann zum Mitreisen gesucht". Das sind die Männer, die locker auf der Gummi-Umrandung eines Autoskooters stehend, mit einer Hand lenkend, das Gefährt zurück an den Rand fahren können. "Wir benötigen drei Männer, um den Skooter aufzubauen. Da fällt schon mal einer aus, dann müssen wir das Schild wieder aufhängen", sagt die 42-Jährige.

Drei Generationen der Kellener Schaustellerfamilie sind auf den Rummelplätzen unterwegs. Eine vierte wird es wohl nicht mehr geben. Die 16-jährige Tochter von Sabine Normann wird eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten beginnen.

Doch dass die Kranenburger Kirmes ohne die Normanns auskommen muss, daran ist derzeit nicht zu denken. "Kranenburg ist für uns immer noch eine gute und angenehme Kirmes", sagt Sabine Normann. Und dies seit 50 Jahren.

(RP)
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