Kevelaer Yamauchis Glas als Kunst in Kevelaer

Kevelaer · Die Japanerin stellt ihre Werke im Kevelaerer Museum aus. Bei der Eröffnung zeigten sich die Besucher sehr angetan von der Mischung aus filigran-verspielten und metallisch-futuristischen Objekten.

Während Kevelaer am Samstag seine Kirmeseröffnung mit viel Trubel feierte, wurden im Museum zarte Töne angeschlagen. Zu den Klängen von Frédéric Chopin eröffnete Museumsleiter Burkhard Schwering die kleine, aber sehr feine Ausstellung "Glaskunst" der Japanerin Yoshi Yamauchi.

Nachdem die Töne aus dem schwarzen Flügel verflogen waren und die junge Pianistin Charlotte Trenk sich auf den Heimweg machte, hieß es für die Künstlerin Yamauchi erst einmal Hände schütteln. Im ersten Obergeschoss sind ihre Werke ausgestellt, die mit den Worten "tolle Sache" und "das wurde aber auch Zeit" von Seiten der Besucher bedacht wurden. Denn Yamauchi ist keine Unbekannte in Kevelaer. Von 1974 bis 1999 war sie als Glasmalerin in der Kevelaerer Glasmalerei Derix. Auf vielen internationalen Ausstellungen waren ihre Kunstwerke bereits zu sehen. Endlich wird eine kleine Auswahl ihres Schaffens auch in ihrer Wahlheimat präsentiert.

Auf die Frage eines Besuchers, wie viele Werke sie denn im Laufe eines Jahres anfertigt, lächelt die Künstlerin auf ihre bescheidene, stille Art. "Das kann man so nicht sagen. Ich bin ja keine Fabrikarbeiterin." Sie antwortet gerne auf die vielen Fragen zum Umgang mit dem recht ungewöhnlichen Werkstoff Glas. Spröde und zerbrechlich, das werden die meisten damit verbinden. Unter den Händen von Yamauchi entsteht etwas Geheimnisvolles. Eindrucksvoll ist zum Beispiel "Tanzende Phiolen", die kleinen, verschieden großen Glastropfen, die von der Decke hängen und mit einer Art Holzband umwickelt sind.

Wer die Ausstellung der Künstlerin besucht, sollte sich Zeit nehmen. Denn zwischen den sehr großen Objekten wie "Memory of Australia", das in Farbe und Struktur an die impulsive und kraftvolle Kultur der Aborigines erinnert, gibt es so viele kleine Dinge zu entdecken. Futuristisch muten die Metallgitterflügel an, die mit Glasstücken versehen sind in einer Vitrine stehen. Daneben gibt es "Ars Moderna", verschmolzenes Glas mit Metallfolie. Das Metall geht, wenn es erhitzt wird, eine Verbindung mit dem Glas ein. So entstehen interessante, oft bizarre Formen. Auf den großflächigen Glasinstallationen, etwa der fünfteiligen "Atmosphäre", kommen die Strukturen wunderbar zur Geltung.

Viele Objekte tragen auch religiöse Titel. Eine dreiteilige Serie hat die Überschrift "Prozession". Darauf angesprochen, lächelt Yamauchi wieder auf ihre stille Art. Kevelaer ist eben ihre Heimat geworden. Wer das Glasbild betrachtet, wird Menschen erkennen, die einen Berg hochgehen, einige recken die Arme zum Himmel, einer zieht einen Esel hinter sich her.

Die Fantasie geht auf eine Reise und versucht die braunen Strichgestalten zu erkennen, zu durchleuchten. Die braune Farbe, das ist Asphaltlack, erklärt die Künstlerin. "Das ist nicht nur für den Straßenbelag." Wieder dieses wissende Lächeln. Den Asphaltlack trägt die Künstlerin als Kaltmalerei auf das Glas auf. Damit setzt sie Akzente oder eben auch Personen auf die Glasfläche. In einer Nische der Ausstellung sind aktuelle Aquarellzeichnungen der Künstlerin zu sehen.

Ölmalerei und Zeichnen auf Papier, das waren auch ihre Anfänge. Dass sie irgendwann Glas für sich als künstlerischen Werkstoff entdeckte, das sei eher Zufall gewesen. Das Studium bei Luca Hasegewa in Tokio betraf Freskenmalerei und Mosaike.

Als es darum ging, eine Kirche zu restaurieren, legte der Professor seinen Schülern nahe, dass sich jemand auch für die Gestaltung der Fenster interessieren sollte. Der Weg nach Kevelaer zur Glasmalerei war der nächste Schritt. Yamauchi schätzt am Glas die Durchsicht, das, was Papier nicht bietet. Noch mehr Verspieltheit ist in ihren Spiegelkästen enthalten, die an der Ausstellungswand hängen. Durch den Spiegel wirkt alles größer und auch surreal. Ein Blick dort hinein lohnt sich.

Seit 1999 ist Yamauchi Mitglied in der Glaskünstlervereinigung NRW. Regelmäßig finden Messeausstellungen statt, und Yamauchi ist bei Kunst im Kreuzgang im Kloster Marienthal dabei. Aber jetzt ist sie im Kevelaerer Museum zu sehen, und das ist auch gut so.

(bimo)
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