Kevelaer Virtuosin aus Texas begeistert in der Basilika

Kevelaer · Isabelle Demers spielte bei den Orgeltagen Stücke von kanadischen Komponisten.

Isabelle Demers ist Professorin für Orgel an der Baylor Universität in Texas und zählt zu den virtuosesten Organistinnen Nordamerikas. Im Rahmen der Internationalen Orgeltage gastierte sie mit interessanten Stücken in der Marienbasilika.

Drei in Deutschland weniger bekannte kanadische Komponisten standen auf dem Programm und boten einen Einblick in die dortige neuzeitliche Orgelliteratur. Ernest MacMillans "Cortège Académique" begann mit gewaltigen Akkorden, in denen sich kraftvolle, romantische Bilder kanadischer Weiten erschlossen, um sich dann in beschaulichen Fahrwassern zu ergehen. Die "Introduction, Passacaglia und Fuge e-moll" von Healy Willan berauschte mit hastenden, vordergründig unstrukturierten Läufen, in denen Demers mit spannender, ausdrucksstarker Registrierung ihre tiefgreifende Musikalität zum Ausdruck brachte.

Dabei arbeitete sie gezielt mit der grandiosen Akustik der Basilika. Die "Three short Studies, Op. 68" des 53-jährigen Kanadiers Rachel Laurin forderte von der Organistin im "Monoloque for Solo Pedal" geradezu tänzerische Beinarbeit. Der Flug des Kolibri (im Original: The Flight of the Hummingbird) und der Dialog der Spottdrosseln (Original: Dialogue of the Mockingbirds) suggerierten virtuos komponierte Lautmalereien, die von chromatisch angeordneten Formen mit durchgehend hohem Tempo geprägt waren.

In einer eigenen Bearbeitung präsentierte Demers aus Felix Mendelssohns "Midsummer Night's Dream" das "Scherzo und Nocturne" und vermittelte die schillernd schwirrende Stimmung einer lauen Sommernacht.

Sie unterstrich die traumhafte Heiterkeit mit exzellent ausgewählten Registern der Seifert-Orgel und zauberte musikalisch ausdrucksvolle Bilder. Aus den Leipziger Chorälen von Bach spielte Demers, die mit einer Analyse von Bachs Johannes-Passion mit einem Preis für die beste Dissertation ausgezeichnet wurde, die Choralbearbeitung "O Lamm Gottes unschuldig". Obgleich die Registrierung und die Dynamik vom Komponisten relativ genau festgelegt wurde, gelang es der großartigen Organistin bei Marcel Duprés "Preludium und Fuge in B-Dur, Op.7.1" zum Abschluss beeindruckende Spannungsbögen aufzubauen, in dem sie langsame Steigerungen auskostete und ihre herausragende Virtuosität und Fantasie demonstrierte.

Das Publikum belohnte die Küsntlerin mit reichlich Applaus.

(usp)
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