Kevelaer SOS für den Kinderschutz

Kevelaer · Zu den "Frühen Hilfen", die das Gesetz für den Schutz von Kindern in jungen Familien vorsieht, zählt auch ein Besuchsdienst. Der soll jetzt in Kevelaer eingeführt werden, um den Nachwuchs vor Misshandlung zu schützen.

Das seit Jahresbeginn gültige Bundeskinderschutzgesetz, das helfen soll, der Vernachlässigung von Kindern vorzubeugen, sieht unter anderem vor, dass Kommunen Haushalte aufsuchen, in denen Kleinstkinder leben. Auch angehende Eltern oder Alleinerziehende sind Adressaten.

Diesen Besuchsdienst, den einzuführen kürzlich der Kevelaerer Rat beschlossen hat, können die städtischen Mitarbeiter aber nicht alleine leisten. Sozialdezernent Marc Buchholz hatte der Rheinischen Post bereits vor Monaten gesagt, dass diese Aufgabe an einen Träger übergeben wird. Mehrere Interessenten haben in der Zwischenzeit ihre Angebote eingereicht, in der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Dienstag, 19. Juni, soll darüber entschieden werden. Die Stadtverwaltung favorisiert das Konzept des SOS Kinderdorfs — obwohl es teurer ist als andere. 10 800 pro Jahr werden veranschlagt, andere Anbieter kommen auf 5000 bis 8000 Euro.

Offenbar hat die Qualität überzeugt: Nach Angaben von SOS und erläutert durch die Verwaltung beinhaltet das SOS-Angebot drei Besuchskontakte von jeweils 45 Minuten pro Neugeborenem, während die Konzepte der anderen Träger nur einen oder zwei Besuche vorsehen. Betrachte man den Stundensatz, sei SOS sogar besonders bescheiden, zudem seien Fahrt- und Sachkosten bereits inbegriffen. Marc Buchholz schreibt in der Vorlage zum Ausschuss: "Bei der Bewertung des Angebots ist ebenfalls zu berücksichtigen, dass zusätzliche Angebote wie Präsenzzeiten der Fachkraft, der Betrieb eines Elterncafés sowie Beratungsangebote enthalten sind, die dem gesetzlichen Auftrag gemäß dem Bundeskinderschutzgesetz entsprechen."

Außer dem SOS Kinderdorf, das in der Marienstadt seit einigen Monaten auch die Mensa im Schulzentrum betreibt und sich um die Berufsbildung benachteiligter Jugendlicher kümmert, haben sich noch Caritas und Lebenshilfe um das Angebot der "Frühen Hilfen" beworben. Außerdem ist aufgeführt, wie das Kevelaerer Jugendamt selbst den Service leisten könnte. Dabei wird aber deutlich, dass das Amt aus Kapazitätsgründen längst nicht so umfassende Angebote vorhalten könnte.

Die SOS-Fachstelle will für die "Frühen Hilfen" in Kevelaer eine Sozialpädagogin mit zwölf Wochenstunden einsetzen und eine Familienhebamme mit zwei Wochenstunden. Die sollen möglichst früh erkennen, wo sich Probleme entwickeln.

SOS hat vor, Broschüren auszugeben, die Telefonnummer der Fachkraft zu veröffentlichen und Bildungsanreize zu geben. SOS weist darauf hin, dass das Kinderdorf schon jetzt offene Angebote bietet, die sich mit den "Frühen Hilfen" gut vernetzen ließen.

(RP/rl)
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