Kevelaer Alte Halle wird zum Wohnhaus

Kevelaer · Am 21. und 22. Juni findet der Tag der Architektur statt. Planer zeigen gelungene Beispiele zeitgemäßer Bauweise. Aus Kevelaer ist Jörg Bousart dabei, der das Haus von Familie Lörcks entworfen hat.

Eternitplatten, winzige Fenster, glatter roter Klinkerstein, ein großes Schiebetor und etwas abblätternder Beton. Dieses 60-er-Jahre-Gebäude sei für Wohnzwecke ungeeignet, befand noch vor wenigen Jahren die Untere Landschaftsbehörde als Genehmigungsstelle. Doch dass man die schlichte Halle durchaus zum Wohnhaus umfunktionieren könnte – diesen Beweis wollte Architekt Jörg Bousart antreten. Er überzeugte den Kreis Kleve, dem Umbau zuzustimmen. Seit zwei Jahren lebt nun Familie Lörcks hier – Mutter, Vater und drei kleine Kinder. Von zu wenig Licht kann keine Rede mehr sein: Die 200 Quadratmeter Wohnfläche empfangen durch zimmerhohe Fenster und Türen reichlich Helligkeit. Der Architekt ist so zufrieden mit dem Ergebnis seiner Ideen, dass er das Objekt beim Tag der Architektur der Öffentlichkeit präsentieren will.

Haus-im-Haus-Prinzip

Andrea Lörcks, Mutter von Matthes, Hannes und Justus, erzählte der RP, dass sie eigentlich auf der Obstwiese des Betriebs bauen wollten, was aber nicht genehmigt wurde. Allenfalls eine Altenteilwohnung mit maximal 120 Quadratmeter wäre möglich gewesen, aber das war der (inzwischen) fünfköpfigen Familie zu wenig. „Wir sind mit dem Architekten Bousart befreundet, standen aber seiner Idee, die alte Halle umzubauen, erst sehr skeptisch gegenüber“, erinnert sich Lörcks. Heute ist das Ehepaar froh, sich überzeugt haben zu lassen, denn es entstand nach dem „Haus-im-Haus-Prinzip“ ein kompletter Neubau unter dem alten Dach. Das und Teile der Außenwände musste erhalten bleiben. Nicht etwa, weil sie denkmalwürdig wären, sondern, damit es ein „Umbau“ würde.

Vom Haagscher Weg aus blickt man vor einen ausgesprochen schmucklosen Giebel. Wären da nicht die modernen grauen Fensterrahmen, würde man nicht glauben, dass dieses Gebäude etwas anderes als ein Lager ist. Hinter der schmucklosen Wand entsteht derzeit noch eine Einliegerwohnung. Neben der Garage liegt ein Hauswirtschaftsraum, der als Durchgang dient. Die Küche, auf zwei Seiten großflächig verglast, ist der zentrale Raum des Hauses. Von hier aus blickt die Familie in ein Atrium und in den kunstvoll gestalteten Garten (immerhin ist der Bauherr Gärtner), eine Mischung aus Zier- und Nutzgarten. Im alten Obstgarten spielen die Kinder. Unter dem Dach der alten Halle ist ein Laubengang entstanden. Einige der Dachstuhl-Binder sind sichtbar, der letzte wird von einer Betonsäule getragen. So entstanden überdachte Außenbereiche mit Wohncharakter.

Außen sind Teile der alten Mauer sichtbar, die neuen Kalksandsteinwände bekamen Verblendung aus Lärchenholz. Rückseitig schließt sich der Gartenbaubetrieb an, durch Zäune und Tore vom Familienbereich getrennt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort