Hückeswagen Parkinson stellt das Leben auf den Kopf

Hückeswagen · Zum Welt-Parkinson-Tag berichtet der Hückeswagener Hans Günter Dömer (81) von seinem Leben mit der bis heute unheilbaren Krankheit.

 Hans Günter Dömer ist vor 20 Jahren an Parkinson erkrankt. Das beeinträchtigt seinen Alltag, doch er hat sich arrangiert.

Hans Günter Dömer ist vor 20 Jahren an Parkinson erkrankt. Das beeinträchtigt seinen Alltag, doch er hat sich arrangiert.

Foto: Nico Hertgen

Seinen Alltag meistert Hans Günter Dömer gemeinsam mit seiner Frau Ilse noch allein und das, obwohl der Hückeswagener bereits vor 20 Jahren die Diagnose "Parkinson" gestellt bekam. Der 81-Jährige hat sich mit der Krankheit arrangiert aber keineswegs kapituliert. Auch seinen Humor hat Hans Günter Dömer bis heute nicht verloren.

Ein erstes Anzeichen, das seine Ehefrau bemerkte, war das unkontrollierte Wackeln des Kopfes. "Man merkt das selber nicht, aber ich merkte schon, dass irgendwas im Busch war", berichtet er über die Anfänge der Krankheit. Doch Hilfe gab es zunächst von den Ärzten nicht. "So lange sie noch mit dem Löffel Suppe essen können, machen wir gar nichts", bekam er immer wieder zu hören. Erst nach dem Besuch einer Fachärztin in Sprockhövel vor fünf Jahren, wo sich das Ehepaar eine weitere Meinung einholte, gab es Hilfe. Seitdem nimmt der Parkinson-Patient das Medikament Levodopa, welches das fehlende Hormon Dopamin im Gehirn ersetzen soll und somit den Verlauf der Erkrankung verzögert. Dömer ist sich bewusst, dass es keine Heilung der Parkinson-Erkrankung gibt. "An der Krankheit stirbt man aber auch nicht", betont er.

Eine große Hilfe ist ihm die Parkinson-Selbsthilfegruppe in Radevormwald, die von der Hückeswagenerin Agnes Hombrecher geleitet wird. Hier können sich Betroffene und deren Angehörige austauschen. "Hauptsächlich machen wir Gleichgewichts- und Sprechübungen", berichtet das Ehepaar, das die Gruppe einmal pro Woche besucht. Angeboten werden darüber hinaus Vorträge von Ärzten, Logopäden und Polizisten zum Umgang mit der Krankheit und dem richtigen Verhalten im Straßenverkehr.

Da in der Gruppe Patienten aufeinandertreffen, der Erkrankung unterschiedlich weit fortgeschritten ist, sieht Hans Günter Dömer auch, wohin einen die Krankheit führen kann. "Es gibt Fälle, bei denen die Erkrankten nicht mehr koordiniert gehen können, krumm oder griesgrämig werden und häufig einschlafen." Viel Schlaf gehört mittlerweile auch zum Tagesablauf des 81-Jährigen. Immer wieder nickt er in seinem Lieblingssessel ein. Auch seine Handschrift ist durch das Zittern der Hand unleserlich geworden. "Ich kann das kaum noch lesen, andere erst recht nicht", sagt der ehemalige Handwerksmeister. Doch auch hiermit hat er sich arrangiert: Für Schreibarbeiten hat er den Umgang mit dem Computer erlernt.

Ilse Dömer ist froh, dass ihr Mann seinen Humor niemals verloren hat. "Wenn er den nicht mehr hätte, wäre es schlimm", sagt die 79-Jährige. Nach 58-jähriger Ehe war für sie nach der Diagnose sofort klar: "Wir haben so viel zusammen durchgestanden, da schaffen wir das auch noch." Den Einkauf erledigt das Ehepaar gemeinsam. Ilse Dömer kümmert sich um den Haushalt, die Enkelin hilft bei der Gartenarbeit. In Urlaub fahren die Anwohner der Bachstraße seit Jahren nicht mehr.

Zum anstehenden 80. Geburtstag von Ilse Dömer möchten Sohn und Schwiegertochter ihrer Mutter einen großen Wunsch erfüllen: eine Reise in ihre brandenburgische Heimat nach Werder an der Havel. Diese Fahrt lässt sich auch Hans Günter Dömer trotz seiner Beschwerden nicht entgehen. "Jeder lebt anders mit der Krankheit, sich dagegen zu wehren ist Quatsch", sagt er.

(heka)
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