Hilden Wenn Denkmale unbequem werden

Hilden · "Jenseits des Guten und Schönen" ist der Tag des Offenen Denkmals überschrieben. Hilden erwartet viele Besucher.

Das Motto, sagt Nicole Anfang, sei diesmal kein einfaches: "Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?" heißt das Thema am 8. September, dem Tag des Offenen Denkmals. Die Vorsitzende des Hildener Museums- und Heimatvereins erklärt die beiden Bedeutungen, die sich in dem sperrigen Titel verbergen: "Zum einen sind damit Mahnmale gemeint", so Anfang, "die wachrütteln und erinnern und dadurch unbequem sind." Zum anderen gehe es aber auch um Gebäude, deren Denkmalschutz an sich unbequem sei — beispielsweise für die Besitzer und Restauratoren. "Ein Haus nach Kriterien des Denkmalschutzes zu restaurieren, ist aufwendig, teuer, unbequem eben."

 Wolfgang Merle mit einem alten Fensterrahmen des Hauses Benrather Straße 48. Er restauriert es gerade mit viel Herzblut, um es in seinen Ursprungszustand zu versetzen – keine leichte Aufgabe.

Wolfgang Merle mit einem alten Fensterrahmen des Hauses Benrather Straße 48. Er restauriert es gerade mit viel Herzblut, um es in seinen Ursprungszustand zu versetzen – keine leichte Aufgabe.

Foto: olaf staschik

Davon kann Wolfgang Merle ein Lied singen. Der Hildener Architekt hat vor zweieinhalb Jahren das denkmalgeschützte Haus Benrather Straße 48 gekauft und restauriert es mit viel Herzblut und Liebe zum Detail. "Ich bin dabei, das Haus ganz behutsam und mit viel Eigenanteil in seinen Ursprungszustand zu versetzen", sagt Merle, der am Denkmaltag auch für eine Führung öffnen wird. "Das Haus wurde entkernt — und dabei ist immer wieder Überraschendes zutage getreten." Darauf gelte es zu reagieren — und dadurch zögen sich die Arbeiten in die Länge. Wann Merle einziehen kann, ist unklar; oben will er wohnen, unten soll sein Büro entstehen.

Unbequem im mahnenden Sinne sind dagegen zwei Denkmale, die Stadtarchivar Wolfgang Antweiler den Besuchern nahe bringen will. Die erste Führung ist um 11 Uhr am Kriegerdenkmal im Stadtwald (Elberfelder Straße), das an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnert und 1936 eingeweiht wurde. Im Anschluss, um 12 Uhr, spricht Antweiler dann auf dem Hauptfriedhof (Kirchhofstraße), wo es Gräber von Zwangsarbeitern und Opfern des Zweiten Weltkriegs gibt. Hier wird es um die unrühmliche Rolle gehen, die Hilden in der NS-Zeit gespielt hat. Zu den Mahnmalen gehören deswegen auch die "Stolpersteine" in der Innenstadt. "Wir haben die Führungen so gelegt, dass die Besucher sie nacheinander erleben können", sagt Kulturamtsleiterin Monika Doerr als Koordinatorin des Denkmaltages, den Heimatverein und Volkshochschule mitorganisieren. Insgesamt zehn offene Denkmale erwarten die Besucher, die, da ist Monika Doerr sicher, erneut in großer Zahl kommen werden. dass sie Abstecher auch in die Nachbarschaft machen — etwa nach Haan oder Langenfeld — ist dabei ausdrücklich erwünscht. "Pendeln ist Ziel und Zweck des Tages." Haan wird zwei Denkmale öffnen: die Alte Pumpstation und den Kirchturm St. Nikolaus. Hildens altes Rathaus, das heutige Bürgerhaus, ist seinerzeit übrigens auch unbequem gewesen: "Die Ratsherren aus der Ober- und der Unterstadt wurden sich 13 Jahre lang nicht einig, wo das Rathaus denn stehen sollte, bevor es 1900 endlich eröffnet werden konnte", erzählt Nicole Anfang, die auch Stadtführerin ist.

tag-des-offenen-denkmals.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort