Serie Das Lebt In Der Düssel Wasseramsel ist ein laufender Taucher

Hilden · Wo die Wasseramsel zu Hause ist, ist die Welt noch in Ordnung – zumindest bezüglich der Wasserqualität. An der Düssel ist sie zu finden.

Wo die Wasseramsel zu Hause ist, ist die Welt noch in Ordnung — zumindest bezüglich der Wasserqualität. An der Düssel ist sie zu finden.

Erkrath Die Wasseramsel ist ein ganz besonderer Singvogel. Nur am Gesang wird man sie kaum erkennen. Zu leise und unauffällig zirrt und zwitschert sie in der lauten Umgebung, die sie sich als Lebensraum ausgesucht hat: den rauschenden Bach. Dort, wo sie vorkommt, ist sie aber leicht zu beobachten. Niedrig über der Wasseroberfläche fliegt sie den Bachlauf entlang. Häufig sitzt sie auf einem Stein im fließenden Wasser und knickst. Ihr dunkelbraunes Gefieder verschafft ihr eine gute Tarnung, wäre da nicht die weiße Kehle und Brust, die sie unverwechselbar erkennbar machen.

An der Düssel im Neandertal ist sie zwischen Museum und "Bracken" häufiger zu sehen. In der letzten Brutsaison waren in diesem Abschnitt gleich drei Brutpaare zu beobachten. Der Name Wasseramsel führt in die Irre, denn eine Verwandtschaft zu den Amseln besteht nicht. Cinclus cinclus, so der wissenschaftliche Name, bildet eine eigene Familie und ähnelt mit der rundlichen Gestalt einem zu groß geratenen Zaunkönig. Wo die Wasseramsel zu Hause ist, ist die Welt noch in Ordnung — zumindest, was die Qualität des Gewässers anbelangt. Sie ernährt sich von Wasserinsekten, deren Larven, Würmern und Krebstierchen. Die wiederum benötigen sauberes und sauerstoffreiches Wasser. Zur Nahrungsbeschaffung verfügt die Wasseramsel über Fähigkeiten, die kein anderer Singvogel hat: Sie schwimmt, taucht und läuft unter Wasser auf dem Bachgrund. Dabei dreht sie Steinchen um und schnappt sich die Beute. Dies gelingt ihr, weil sie die Flügel wie einen Spoiler abspreizt und so durch den Wasserdruck nach unten gelangt. Das erklärt auch, warum es sie nur an schnell fließenden Gewässern mit steinigem Untergrund gibt. Im Winter weicht sie nur aus ihrem Revier, wenn der Fluss zufriert. Dies ist an der Düssel kaum zu befürchten. Ab Januar werden die Brutreviere besetzt, und Männchen und Weibchen finden sich zu einer Saisonehe zusammen. Gemeinsam wird das Nest gebaut. Für das große überdachte Moosnest mit seitlichem Eingang wird gerne ein Platz in der überhängenden Uferböschung, in Felsspalten oder unter Brücken, auch gerne in speziellen Nisthilfen, gesucht. Das Nest soll dicht am Wasser, aber noch über der Hochwasserlinie liegen.

Erstaunlicherweise beginnt die Wasseramsel bei uns immer dann zu brüten, wenn Buschwindröschen und Huflattich blühen. Das Weibchen bebrütet die drei bis sechs Eier allein. Sind nach knapp drei Wochen die Jungen geschlüpft, hilft auch das Männchen bei der Fütterung. Nach weiteren drei Wochen verlassen die Jungen das Nest und können schon vor dem Erreichen der Flugfähigkeit schwimmen. Im Alter von fünf bis sechs Wochen sind die jungen Wasseramseln dann selbstständig. Und schon beginnt das Elternpaar im Mai/Juni mit der Aufzucht einer zweiten Brut.

Im Jahr 1835 beschreibt Dr. med. Johann Heinrich Bongard aus Erkrath in seinem Büchlein "Wanderung zur Neandershöhle": "Noch eines Vogels, der nicht zu den gewöhnlichen gehört, muss ich hier Erwähnung thun. Ich meine die Wasseramsel die nur an den klarsten Forellenbächen anzutreffen ist, so selten dies in Deutschland auch vorkömmt, so hat sie unsere Düssel doch nicht verfehlt."

Glücklicherweise gehört die Wasseramsel heute nicht zu den seltenen und gefährdeten Arten.

Wichtig für ihr zukünftiges Verbleiben im Neandertal ist aber, dass die Düssel sauber bleibt und dass immer ausreichend ungestörte Ufer- und Gewässerbereiche vorhanden sind.

(RP)
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