Hilden/Langenfeld Tanzen hilft gegen schlechte Laune

Hilden/Langenfeld · Mit einer angesichts ihres Alters von 14 Jahren staunenswerten Souveränität begegnet Arawi Santhakumar dem Interesse an ihrer Person. Die junge Langenfelderin, die das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Hilden besucht, ist eine von 65 engagierten Schülern mit Migrationshintergrund, die ein Start-Stipendium bekommen haben.

Aufgelegt worden ist das Projekt vor zehn Jahren von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Ziel: Die Jugendlichen auf ihrem Weg zum Abitur zu unterstützen und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu stärken. Und zwar sowohl mit finanziellen Mitteln, als auch ideell. Santhakumar beschreibt die Atmosphäre unter den Stipendiaten und Betreuern denn auch als "sooo gut".

Es werde ein geradezu freundschaftlicher Umgang miteinander gepflegt. Selbst diejenigen, die schon länger dabei seien, würden den "Neuen" aufgeschlossen begegnen. Ihre Eltern stammen aus Sri Lanka, mit der Mutter spricht sie Tamil, mit dem Vater, der gegenüber im St.-Martinus-Hospital als OP-Pfleger arbeitet, Deutsch. In der Heimat ihrer Eltern war sie zuletzt 2003. Gleichwohl bedeute ihr das Land viel, sagt sie mit leuchtenden Augen. Und gegen "blöde" Laune helfe kaum etwas zuverlässiger als tamilische Musik — und Tanz. Sie meint jetzt nicht Standardtänze und Choreographien, nein: sich einfach nur zur Musik zu bewegen, das sei sehr befreiend. Im Grunde ist es ziemlich schwierig, sich die junge Frau schlecht gelaunt vorzustellen.

Ein sonniges Gemüt, gepaart mit einem klaren Verstand, nur zu verständlich, dass die Klassenlehrerin der 9d Santhakumar einen Flyer in die Hand drückte. Woraufhin die Gymnasiastin sich bewarb. Vor dem ersten Seminar, das vom 14. bis zum 16. September in Neuss stattfand, war ihre größte Sorge, dass es "spießig" werden könnte. Es wurde aber "toll", Freundschaften geknüpft — und gelernt habe sie bei einem Rhetorik-Workshop auch schon eine ganze Menge: Sich selbst sprechend auf Video zu sehen, sei zwar erst einmal "schlimm", mit zunehmender Übung aber lege sich das. Und unter fachkundiger Anleitung gelinge es so erstaunlich rasch, sich zu verbessern. Wovon man beispielsweise bei Referaten und Präsentationen ja nur profitieren könne. Bildung ist ein hohes Gut, sagt Santhakumar und es klingt nicht, als sei ihr das eingebleut worden. Vielmehr nach eigener Überzeugung. Ihre 18-jährige Schwester studiert bald in Göttingen Jura. Sie selbst möchte Medizinerin werden. Die Santhakumars können ziemlich stolz auf ihre Töchter sein.

(RP/rl)
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