Haan Tafel: Spenden werden knapp

Düsseldorf · Interview Marion Beckershoff vom Sozialdienst katholischer Frauen und Männer richtete vor eineinhalb Jahren die Haaner Tafel ein. Mittlerweile wurden fast 300 Ausweise an Bedürftige ausgegeben.

Interview Marion Beckershoff vom Sozialdienst katholischer Frauen und Männer richtete vor eineinhalb Jahren die Haaner Tafel ein. Mittlerweile wurden fast 300 Ausweise an Bedürftige ausgegeben.

Bedürftige können einmal pro Woche bei der Haaner Tafel gespendete Lebensmittel einkaufen; bislang für einen symbolischen Euro, ab 1. April für zwei Euro. Die Tafel versucht so, ihre steigenden Kosten zu decken. Denn jede Woche kommen neue Hilfeempfänger dazu. RP-Redakteur Christoph Schmidt hat dazu Tafel-Initiatorin Marion Beckershoff befragt.

Frau Beckershoff, wie viele Kunden hat die Haaner Tafel derzeit?

Beckershoff Wir haben fast 300 Ausweise ausgegeben. Bei der Ausgabe der Lebensmittel einmal pro Woche in den Räumen der Freien Evangelischen Kirchengemeinde an der Ellscheider Straße kommen etwa 100 Bedürftige vorbei. Berechtigt in Haan sind 1500 Sozialhilfeempfänger.

Bekommen Sie genug Lebenmittel gespendet?

Beckershoff Weil immer mehr Menschen zu uns kommen, werden die Lebensmittel in einigen Bereichen knapp. Uns fehlen vor allem Fleisch, Wurst, Molkereiprodukte. Brot, Kuchen und Süßwaren haben wir genug. Hinter jedem Kunden, der zu uns kommt, stehen ganze Familien. Das ist das Problem.

Wie behelfen Sie sich?

Beckershoff Gar nicht. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Wir versuchen die gespendeten Lebensmittel gut einzuteilen. Das reicht aber nicht weit. Deshalb haben wir ein rotierendes System eingeführt, so dass jeder mal der Erste bei der Ausgabe ist. Wir erreichen jetzt die Hälfte der Berechtigten. Ich weiß nicht, wie das wird, wenn alle zu uns kommen.

Wer kommt zu Ihnen, wer sind Ihre Kunden?

Beckershoff Das sind Menschen, die am Existenzminimum leben, Hartz IV oder ergänzende Sozialhilfe aufgrund kleiner Renten erhalten. Manche sind krank geworden, haben ihren Job verloren und müssen nun von Sozialhilfe leben. Wir haben auch viele alleinerziehende Mütter, die nach der Trennung mit ihren Kindern allein und ohne Geld dastehen.

Wie viele Unternehmen unterstützen die Haaner Tafel?

Beckershoff Rund ein Dutzend Läden. Es gibt Ketten, da würden die Filialleiter vor Ort uns gerne helfen, dürfen das aber nicht, weil die Konzernleitung ihr Veto einlegt hat. Andere Firmen lehnen Spenden an die Tafel aus Haftungsgründen ab. Das ist für mich nicht nachvollziehbar; denn in dem Moment, wo wir die Ware abholen, liegt die Haftung bei uns. Und es gibt auch Läden, die wollen die Tafel nicht unterstützen.

Wie könnte man neue Sponsoren gewinnen?

Beckershoff Das ist schwierig. Vor Ostern hat uns eine Haaner Firma mit einer Naturalien-Spende unterstützt: 200 Kilogramm Mehl, Kartoffeln, Zucker und so weiter. Und das zum wiederholten Mal. Vielleicht wäre das ein Beispiel für andere Unternehmen, die kein Geld spenden wollen. Wir stellen für diese Naturalien-Spenden auch eine Spendenbescheinigung aus. Die Schulen unterstützen uns, etwa zu St. Martin und zu Weihnachten. Das gilt auch für die Evangelische, Freie Evangelische und die Katholische Kirche in Haan. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen unseren Spendern ganz herzlich bedanken.

Wie sieht es mit Geld-Spenden für die Haaner Tafel aus?

Beckershoff Wir bekommen so viele Zuwendungen, dass die Tafel-Arbeit für ein Jahr gesichert ist. Dafür brauchen wir 15.000 Euro. Rund 9000 Euro davon entfallen allein auf unsere beiden gespendeten Fahrzeuge für Versicherung, Steuern Wartung und Benzin. Dabei darf nichts an den Autos passieren. Dann reicht das Geld nicht aus.

Wie viele Helfer unterstützen die Haaner Tafel?

Beckershoff Rund 50 ehrenamtliche Mitarbeiter.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit anderen Tafeln?

Beckershoff Die Kooperation funktioniert sehr gut. Wir haben eine enge Vernetzung, weil wir auch nur einen Tag in der Woche Lebensmittel ausgeben. Leicht verderbliche Ware, die wir einsammeln und nicht selbst verteilen können, geben wir an andere Tafeln weiter. Und die machen es umgekehrt auch so. Ein Leitgedanke der Tafel ist, Lebensmittel nicht verderben zu lassen.

(RP)
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