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In Haan ist manches anders

Immer um den vierten Sonntag im September herum wird in Haan die Kirmes gefeiert. Sie ist die größte Straßenkirmes im Bergischen und gilt bundesweit als eine der umsatzstärksten. Für das Volksfest, das Jahr für Jahr über 400.000 Besucher in die Gartenstadt lockt, wird regelmäßig die Bundesstraße 228 für gut fünf Tage gesperrt. Als früh in den 50-er Jahren die Bezirksregierung diesen Eingriff versagen wollte, rissen die Haaner kurzerhand die Bundesstraße vor und hinter dem Kirmesbereich quer auf weil "unglücklicherweise” schwere Kanalschäden entstanden waren.

 Das Fachwerk-Dorf Gruiten ist seit 1975 ein Stadtteil von Haan.

Das Fachwerk-Dorf Gruiten ist seit 1975 ein Stadtteil von Haan.

Foto: Hartmut Landwehr

Die knapp 30.000 Haaner machen manches anders als andere. Vielleicht liegt das begründet an der Lage ihrer Stadt auf der Schnittstelle zwischen dem fröhlichen Rheinland und dem bodenständigen Bergischen. Schon allein topografisch wird diese Randlage klar. Innerhalb des Stadtgebietes gibt es annähernd 140 Meter Höhenunterschied 70 sind es in Unterhaan am Kesselsweier, der zur Hildener Heide zählt, 212 Meter in Oberhaan, an der Grenze zum Wuppertaler Vorort Vohwinkel, wo die Schwebebahn beginnt.

 Fachwerkhaus bei den Höfen Kamphausen.

Fachwerkhaus bei den Höfen Kamphausen.

Foto: Hartmut Landwehr

Seit der kommunalen Neugliederung im Jahre 1975 bilden Haan und das damals noch selbstständige Gruiten gemeinsam die Stadt Haan mit zusammen 25 Quadratkilometern Fläche. Haan wird durchzogen von mehreren Bachtälern. Nördlich der Autobahn 46, die das Stadtgebiet durchschneidet, herrschen Felder vor. Beide Stadtteile haben wirtschaftlich schwere Wandelzeiten durchmachen müssen. In Haan prägten Gesenkschmieden und vor allem große Textilbetriebe das Bild. In Gruiten dominierte über Jahrzehnte die Kalkindustrie. Mitte der 60-er Jahre wurde der Abbau in den Steinbrüchen aufgegeben. Haan wurde in den 70-ern von der Textilkrise getroffen. Hunderte Arbeitsplätze verschwanden.

Um diese Entwicklung aufzufangen, erschloss die Stadt große Industrie- und Gewerbegebiete. Das half, gemeinsam mit den geschaffenen Wohngebieten, die Selbstständigkeit zu erhalten. Im Kampf darum zogen rund 10.000 Haaner und Gruiten in einem Demonstrationszug durch Düsseldorf zum Landtag. In einem Punkt sticht Haan hervor: Die Stadt gehört zu den Gemeinden, die landesweit die geringste Gewerbesteuer erheben. Und doch erreichen die Einnahmen pro Kopf der Bevölkerung Höchstwerte. Allerdings reicht das wohl nicht aus, noch lange finanziell eigenständig zu bleiben. Der parteilose Bürgermeister wird nicht müde, vor dem Nothaushalt zu mahnen, der da droht. Und das in Zeiten, in denen Gutachten schonungslos aufgezeigt haben, dass bei Straßen, Schulen, öffentlichen Gebäuden und Sporteinrichtungen ein Sanierungsstau in Millionenhöhe aufgelaufen ist.

Da rächt sich ein Stück weit der "Haaner Standard”, immer ein bisschen weniger Aufwand zu betreiben als andere. Die Haaner Verwaltung fährt personell an der untersten Grenze. Haan hat eine Musikschule die ist aber von einem Verein getragen. Erst vor zwei Jahren eröffnete der erste städtische Kindergarten; bis dahin war die Stadt in der Kooperation mit freien Trägern bestens gefahren. Als eine der wenigen Städte hatte Haan bisher noch kein Marketing-Konzept. Bei dessen Aufbau helfen gerade Studenten der Bergischen Universität Wuppertal.

Momentan ist die Planung eines großen Einkaufszentrums mitten in der Stadt oberstes Gesprächsthema. Ein Investor hat dargelegt, dass er den dringend nötigen Magneten für die Innenstadt schaffen kann, der bestehende Versorgungslücken bei Lebensmitteln ebenso wie bei Oberbekleidung schließen soll. Ein Teil des Geldes, das Haaner heute auswärts ausgeben, soll im Ort gebunden werden. Im Fall der Haaner Kirmes gelingt dies schon seit Generationen.

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