Hilden Nur gute Noten für Schüller

Hilden · Peter Schüller war 24 Jahre lang Leiter der städtischen Realschule. Schüler, Eltern, Kollegen und Weggefährten verabschiedeten sich gestern von dem beliebten Pädagogen und "rockenden Alt-68er".

 Abrocken mit der Schulband am Keyboard: Das kann Schulleiter Peter Schüller (2.v.l.) mit links. Nach einem Unfall kann er seine rechte Hand noch nicht fürs Piano gebrauchen.

Abrocken mit der Schulband am Keyboard: Das kann Schulleiter Peter Schüller (2.v.l.) mit links. Nach einem Unfall kann er seine rechte Hand noch nicht fürs Piano gebrauchen.

Foto: Olaf Staschik

Peter Schüller setzte sich am Freitag ans Keyboard, rockte mit der Schülerband los und sang vor rund 100 Gästen, die zu seiner Verabschiedung gekommen waren: "I'm feeling all right". Es gibt keinen zweiten Schulleiter in Hilden, der sich so etwas traut. Der 63-Jährige machte das mit links — im doppelten Wortsinn. Denn seine rechte Hand kann er nach einem Unfall noch nicht fürs Piano gebrauchen.

Seine Schüler waren ehrlich traurig, ihren Direx zu verlieren. "Er war ein sehr netter Schulleiter", erzählte Anna (14): "Er hat viel von sich selber erzählt." "Er war sehr fair", hob Mohamed (14) hervor: "Herr Schüller hat versucht, jeden Schüler gleichzubehandeln und zu fördern. Und er hat immer sehr interessanten Unterricht gemacht."

"Riesiger Glücksfall"

Das deckt sich mit dem, was Kollegen und Weggefährten über den 63-jährigen Haaner erzählten. Seine Stellvertreterin Sabine Klein-Mach hob Schüllers menschliche Wärme und Begeisterungsfähigkeit hervor. Bei einer Fahrt im Auto zu einem Lehrerausflug hätten sich beide so angeregt unterhalten, dass sie die richtige Ausfahrt verpassten. Peter Schüller sei ein "riesiger Glücksfall" für Schüler, Kollegen und Eltern gewesen, sagte Maria-Elisabeth Ott, Dezernentin bei der Bezirksregierung — weil Schüller Menschen nicht in Kategorien einteile, sondern mit Wärme und Sympathie anschaue.

"Gute Schüler durch glückliche Lehrer": Das sei Schüllers Leitbild gewesen, meinte eine alte Weggefährtin. Als "rockenden Spät-68er" charakterisierten ihn die Kollegen aus dem Lehrerkollegium: "Seine Führung spürte man nicht, die Konferenzen waren kurz, die Ansprache freundlich und warmherzig." Das Kollegium verabschiedete seinen Chef mit einem witzigen Song "Solidarity for Peter" — und zwei Karten für ein "Supertramp"-Konzert. Dazu gab's ein humorvolles "Zeugnis der Reife": Häuslicher Fleiß "nicht messbar"; besondere Bemerkung: "genoss das Vertrauen von Schülern und Kollegen in besonderem Maße".

Schüller bedankte sich auf seine Weise — mit einer von seinen zahllosen Geschichten. Günter Scheib, Bürgermeister a.D. und einst Fabry-Schüler, habe einen Tadel im Klassenbuch erhalten: "Günter wirft einen Klassenkameraden aus dem Fenster." Das Leben als Schulleiter sei ein "Höllenjob voller Überraschungen" gewesen. Einmal habe sich ein Vater vor ihm aufgebaut und verlangt: "Ich zahle ihr Gehalt und sie erziehen meinen Sohn." Da hätte es selbst ihm die Sprache verschlagen. Und noch eine Niederlage gestand er ein. Für jedes neue Formular habe er ein altes wegwerfen wollen: "Das ist mir nicht gelungen."

(RP)
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