Hilden Jugend trainiert für die Bundeswehr

Hilden · Beim Sportfest der Soldaten in der Hildener Waldkaserne treten die Auszubildenden gegeneinander an.

 Kampf unter dem Korb: Mirko Eckers (rotes Shirt) versucht, den Ball gegen die Konkurrenten zu behaupten.

Kampf unter dem Korb: Mirko Eckers (rotes Shirt) versucht, den Ball gegen die Konkurrenten zu behaupten.

Foto: Sascha Schürmann

Geschickt täuscht Mirko Eckert eine Bewegung nach links an, dreht sich stattdessen jedoch blitzschnell um seine eigene Achse, springt ab und lässt den Basketball mit dem gestreckten Arm in den Korb tropfen. Die Metallketten rasseln leise, als er an ihnen vorbei-streicht und dann dumpf auf dem Hartplatz aufkommt. Obwohl nun die Gegner dribbeln, bleibt der Blick von Mirko Eckert auf den Ball geheftet. Mit einer lässigen Handbewegung jagt er den Konkurrenten den Ball ab, macht einen Sternschritt, dreht dem Gegner den Rücken zu, zieht nach innen und wirft den nächsten Korb. "Jawoll!", sagen seine Kameraden am Spielfeldrand anerkennend.

Sie sind der "Hörsaal zehn" und treten gemeinsam beim Sportfest der Bundeswehr-Auszubildenden in der Waldkaserne an. Wie Mirko Eckert absolvieren sie am Standort Hilden eine Ausbildung zum Industriemeister Metall. "Der Tag besteht überwiegend aus Unterricht, Lernen und Sport", berichtet der 27 Jahre alte Hauptfeldwebel. Am Wochenende fährt er in seine Heimatstadt Hannover. Er hat sich, wie die meisten anderen, für neun Jahre verpflichtet. "Hier kann ich mich entfalten, habe viele Möglichkeiten, mich fortzubilden und auch der Sport gehört zum Dienst dazu." Dieser Ausgleich ist für den leidenschaftlichen Basketballer wichtig. "Das hält fit", sagt er und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

"Zweimal in der Woche haben die Auszubildenden anderthalb Stunden Sport. Der Schwerpunkt liegt auf dem Ausdauertraining, vor allem Laufen, Schwimmen und ein Fitnessstudio haben wir auch", sagt Detlev Ißleib. Mit verschränkten Armen steht der Hauptmann im Trainingsanzug neben dem Fußballfeld und verfolgt aufmerksam das Spiel auf dem Rasen. Als Verantwortlicher für die Auszubildenden hat er das Sportfest vor zehn Jahren initiiert. "Als leidenschaftlicher Fußballspieler und -Trainer wollte ich etwas Abwechslung in den Schulalltag bringen und dafür sorgen, dass die Auszubildenden der einzelnen Hörsäle sich besser kennen lernen."

Die insgesamt 250 Soldaten kommen aus der ganzen Bundesrepublik nach Hilden, um einen zivilen Beruf zu lernen oder ihren Meister zu machen. Das ist Teil der Offizierslaufbahn und Grundlage für die Besoldung. "Bürokaufleute und IT-Systemelektroniker haben hier 15 Monate Blockunterricht bei Dozenten aus der Wirtschaft oder von Berufsschulen. Anschließend absolvieren sie ein halbes Jahr ein Praktikum in einem Betrieb in der Umgebung", berichtet Detlev Ißleib. Die Prüfung legen die Soldaten vor Experten der IHK und der Handwerkskammer ab.

Auf dem Fußballplatz geht das Spiel in die entscheidende Phase. "Olli, zieh' ab!", rufen die Kameraden in den schwarzen Trikots dem hochgewachsenen Spieler zu, der ungehindert auf das gegnerische Tor zuläuft. Doch sein kräftiger Schuss segelt hoch über die Latte. "Was ist mit der Abwehr?" ruft ein Anhänger der Gegner vorwurfsvoll über das Feld. Erneut stürmen die Schwarzen mit den roten Leibchen Richtung Tor. Von Rechtsaußen fliegt der Ball heran, prallt gegen den Pfosten und dann ins Netz. Jubelnd feiert das Team das 3:0.

Nach dem Abpfiff schmunzelt Detlev Ißleib zufrieden. "Es ist schön zu beobachten, wie viel Spaß die jungen Leute haben." Die 25 Teilnehmer eines Hörsaals müssen für jede Disziplin einen Teilnehmer oder ein Team stellen. "Heute morgen hatten wir schon Leichtathletik und Schwimmen, nun sind Fußball, Streetball und Beachvolleyball dran." Auf die beste Mannschaft wartet der blanke, silberfarbene Wanderpokal. "Na, alles klar, Jungs?", fragt Detlev Ißleib als ihm auf dem Weg zum Volleyballfeld eine Gruppe in Trikots entgegen schlendert. Ein mehrstimmiges "Jo" ist die Antwort.

Am Rande des Sandfeldes wartet Madeleine Stoffregen auf ihren Einsatz. Sie trägt ein weißes Trikot mit der Nummer 13 , die dunklen Haare hat sie sich zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammen gebunden. Die Obergefreite hat im Oktober ihre Ausbildung zur Bürokauffrau begonnen. Sie möchte später in der Personalabteilung arbeiten. "Stellen für Kameraden zu finden, Versetzungsanträge zu bearbeiten und viele Leute kennen zu lernen, darauf freue ich mich", sagt die 25-Jährige mit den braunen Augen und den Sommersprossen um die Nase. Jeden Tag um 7.15 Uhr anzutreten und ein Leben unter Männern zu führen, macht ihr nichts aus. "Der Umgang miteinander ist ganz normal", versichert die junge Frau. Dann läuft sie aufs Spielfeld. "Immer professionell wirken", rufen ihr die Kameraden frotzelnd hinterher und ernten ein schiefes Grinsen. Die Angabe der Gegner fliegt über das Netz auf sie zu. Madeleine Stoffregen wirft sich dem Ball mit einem Hechtbagger entgegen, trifft ihn aber nur halb. Er fliegt ins Aus, sie in den Sand.

(RP)
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