Hilden Einbruch in die Seele

Hilden · Bei einem Einbruch geht meist mehr verloren als nur das Diebesgut. Die Opfer leiden auch psychisch, wenn Fremde in ihr Heim eingedrungen sind. Opferberaterin Karin Peglau hilft im Auftrag der Polizei.

 Der Schock ist groß, wenn Einbrecher im Haus waren.

Der Schock ist groß, wenn Einbrecher im Haus waren.

Foto: dpa

Die Täter kamen in der Nacht und sie richteten vermutlich mehr als nur Sachschaden an. In Hilden sind Einbrecher in einer einzigen Nacht in zwei Einfamilienhäuser eingebrochen – während die Bewohner oben in ihren Schlafzimmer lagen und schliefen. Entwendet wurde Geld aus den Portemonnaies der Bewohner. Die Einbrecher durchsuchten ausschließlich das Erdgeschoss und hielten sich fern von den Schlafzimmern im Obergeschoss beider Häuser.

Seltener Fall

Typisch für Einbrecher sei das, erklärt Kriminalhauptkommissar Udo Wilke von der Kreispolizei Mettmann. "Der Täter will keinen Kontakt zum Opfer haben", sagt er. Bereits die Tatsache, dass die Täter in beide Gebäude eingestiegen sind, während die Bewohner dort waren, sei ungewöhnlich, ergänzt seine Kollegin Karin Peglau. Sie ist Opferschutzbeauftragte der Polizei. Die meisten der Menschen, die von ihr beraten werden, sind Opfer von Einbrüchen geworden.

Diese Menschen leiden in der Zeit unmittelbar nach der Tat unter dem Gefühl der Unsicherheit in den eigenen vier Wänden. "Das Sicherheitsgefühl ist stark eingeschränkt", sagt Peglau. Bei den meisten Opfern lasse das schnell wieder nach. Es könne aber auch zum Trauma werden. Peglau empfiehlt dann den Besuch des Landeskrankenhauses – dort gibt es eine Traumaambulanz. Übrigens auch für Kinder, denn auch die kleinen Bewohner leiden unter dem Eingriff in ihre Privatsphäre. "Kinder reagieren mit Verzögerung auf das Geschehen, das kommt erst nach vier bis sechs Wochen", sagt Peglau. Wenn die Kleinen Alpträume bekommen oder nachts nicht mehr schlafen können, sollten Eltern aufmerksam werden.

Unsicherheit und Ekel

Bei den Eltern bleibt neben der Unsicherheit auch oft ein Gefühl des Ekels zurück. "Es gibt Opfer, die schmeißen ihre ganze Wäsche danach in die Waschmaschine", berichtet Udo Wilke. Die Vorstellung, dass ein Fremder im Kleiderschrank gewühlt hat, ist für viele ein tiefer Eingriff in die Intimssphäre. Auch, wenn Erinnerungsstücke Teil der Beute wurden, leiden die Menschen doppelt. Fotos, persönlicher Schmuck, Mitbringsel aus dem Urlaub – diese Dinge sind dem Opfer oft mehr wert als Geldscheine oder Silberleuchter.

Udo Wilke und Karin Peglau arbeiten in Sachen Opferschutz eng zusammen. Peglau berät die Opfer zu den seelischen Folgen eines Einbruchs, Wilkes Hilfe ist praktischer Natur: Er ist Experte für ein einbruchssicheres Haus und weiß, welche Fenster und Türen empfehlenswert sind und wie alte Fenster auf den neuesten Stand gebracht werden können. "Die Opfer sind dankbar für diese technische Beratung", sagt Peglau. "Es ist unheimlich wichtig, dass das subjektive Sicherheitsempfinden so schnell wie möglich wieder hergestellt wird."

(RP)
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