Haan "Die wollen uns hinter eine Mauer verfrachten"

Haan · Im Zuge des Umbaus der Kreuzung "Polnische Mütze" soll auch die Gräfrather Straße verbreitert werden. An einer geplanten vier Meter hohen Schallschutzmauer aus Beton stoßen sich Anwohner.

 Um dieses Stück der Gräfrather Straße geht es: Vor den Häusern 8 bis 20 soll eine Lärmschutzwand errichtet werden.

Um dieses Stück der Gräfrather Straße geht es: Vor den Häusern 8 bis 20 soll eine Lärmschutzwand errichtet werden.

Foto: Staschik

Wie lange Norbert Freitag noch freie Sicht aus seinen Fenstern hat, weiß er nicht. Doch die Aussichten sind eher duster: "Die wollen uns hier hinter eine Mauer verfrachten", sagt er. Die — das sind die Stadtplaner im Haaner Rathaus. Sie überlegen, an der Gräfrather Straße entlang der Hausnummern 8 bis 20 eine rund vier Meter hohe Mauer aus Beton zu bauen. Mit ihr sollen die Anwohner vor dem Verkehrslärm geschützt werden, wenn die Straßenkreuzung "Polnische Mütze" umgebaut und die Gräfrather Straße verbreitert wird.

Freitag hält einen Lärmschutz für dringend erforderlich, doch von der Umsetzung ist er nicht begeistert: "Dann haben wir kein Licht mehr im Erdgeschoss." Seine Bedenken äußerte er am Dienstagabend während der offenen Vorstandssitzung der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan. Die zeigte sich vom aktuellen Vorgehen der Stadtverwaltung überrascht: "Diese Pläne sind mir neu", sagte Ratsmitglied Meike Lukat.

Doch die Sorgen des Anwohners gehen noch weiter. Eine Schallschutzmauer macht nur dann Sinn, wenn sie keine Lücken hat. Daher soll künftig eine Privatstraße die Zufahrt zu den Grundstücken ermöglichen: Sie würde mit 3,50 Metern Breite parallel zur Gräfrather Straße, aber hinter der Lärmschutzwand verlaufen. Auch hierin sieht Freitag eine Verschlechterung der bisherigen Wohnsituation, denn laut Planungen, die ihm mehrere Repräsentanten der Stadtverwaltung in einem persönlichen Gespräch vorgestellt hätten, sei es nur möglich, diese Privatstraße in einer Richtung zu befahren. Freitag, der morgens über Gruiten zur Arbeit fahren muss, wäre damit gezwungen, erst einmal in Richtung Wuppertal zu fahren, um dann eine Schleife zu drehen. Außerdem: Wer räumt diese Straße, wenn es mal schneit?

Die Bereitschaft des Gruitener Bürgers, diese Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen, ist gering, denn er sieht in einer vermeintlichen Ertüchtigung der Kreuzung "Polnische Mütze" keinen Sinn: "Es gibt morgens und nachmittags mal eine halbe Stunde, in der sich was knubbelt. Ansonsten haben wir kein großes Stauproblem."

Um die Fahrbahn zu verbreitern, muss die Stadt Haan kleinere Grundstückssstreifen von den angrenzenden Anwohnern abkaufen. Dazu laufen zurzeit Verhandlungen in Einzelgesprächen. Das letzte soll kommende Woche folgen. Nach dem jetzigen Stand der Planungen ist Freitag zum Verkauf nicht bereit. Unterstützung erhält er von Meike Lukat, die den Ausbau der Kreuzung ebenfalls für "unnütz" hält: "Das ist eine Prestige-Geschichte und hilft allenfalls Wuppertal", sagt sie. Sie fordert jetzt die Stadt auf, die Kosten der neuen Pläne aufzuschlüsseln.

(RP)
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