Hilden Die Warteliste für Kleingärten ist lang

Hilden · Morgen feiern die Unterstädter Gartenfreunde ihr 70-jähriges Bestehen. Sie kümmern sich um 92 Schrebergärten.

 Ludwig Stubenrauch (rechts) und Ilona Weitz statten Nachbar Jürgen Fritz (links) einen Besuch ab. Die Gemeinschaft wird in der Kleingartenkolonie großgeschrieben

Ludwig Stubenrauch (rechts) und Ilona Weitz statten Nachbar Jürgen Fritz (links) einen Besuch ab. Die Gemeinschaft wird in der Kleingartenkolonie großgeschrieben

Foto: Olaf Staschik

Wohin man auch schaut - nirgends entdeckt man Gartenzwerge. Keinen mit Schubkarre, mit niedlichem Rehkitz im Arm und auch keinen der "lustigen Fraktion" mit Messer im Rücken oder im Stehen pinkelnd. Auch die Suche nach akribisch, mit der Nagelschere geschnittenen Rasenflächen bleibt erfolglos. Stattdessen: Gänseblümchen auf den Grünflächen, ein großes Insektenhotel am Wegesrand, verblühte Tulpenstengel in den Blumenbeeten. Das Klischee vom gelebten Spießertum im Schrebergarten, es bröckelt ganz offensichtlich. "Wir haben natürlich eine Gartenordnung, an die sich gehalten werden muss, die umfasst unter anderem den Vogelschutz oder die Nutzung eines Teils der Fläche für Anbau, etwa von Gemüse, aber im Grunde darf hier jeder sich individuell entfalten", erklärt Ludwig Stubenrauch. Der 76-Jährige ist seit den 1970er Jahren leidenschaftlicher Kleingärtner und Vorstandsvorsitzender. Neben den vielen älteren Parzellenpächtern sind es mittlerweile auch zunehmend junge Familien, die den Schrebergarten für sich entdeckt haben. "Wir haben mittlerweile bestimmt 20 Kinder hier in der Anlage, wir freuen uns über ihre Lebendigkeit, ihre Fröhlichkeit, erwarten aber auch, wie im normalen gesellschaftlichen Leben auch, dass die Eltern ihnen auch Rücksichtnahme und respektvollen Umgang mit Mitmenschen beibringen", sagt Stubenrauch. Er schätzt den Altersdurchschnitt auf 50 Jahre. Jürgen Fritz öffnet das Tor zu seiner etwa 300 m2 großen Gartenparzelle mit der Nr. 23. Ein schmaler Weg führt entlang zwischen Rosenstöcken und Gartenlaube, vorbei an der Ehefrau, die auf der Hollywoodschaukel Kreuzworträtsel löst zu den liebevoll angelegten Gemüsebeeten. "Erdbeeren habe ich, Kohlrabi, Zwiebeln, Bohnen, alles in der Menge, wie wir es für den Eigenbedarf benötigen", sagt der gebürtige Berliner stolz. Ein Rasenmäher tuckert in weiter Entfernung, eine Hummel summt vorbei. Irgendwo kräht energisch ein Hahn. "Das ist es, was uns fast täglich hier hinzieht. Die Ruhe, die Erholung, die frische Luft", schwärmt der 74-jährige Jürgen Fritz, der mit seiner Frau in einem Hochhaus wohnt. Gartenpächterin Ilona Weitz kennt noch andere Gründe. "Der soziale Aspekt ist auch nicht zu unterschätzen, die Gemeinschaft. Wenn man hier herkommt, ist immer jemand da, mit dem man sich unterhalten kann." Auf ihrem Gartenstück weht eine rot-weiße Flagge. "Fortuna und der Garten, das sind meine Hobbies", lacht die Arzthelferin.

Ludwig Stubenrauch hält in seinem Garten Kaninchen, Hühner, Vögel, baut ebenfalls allerlei Gemüse an, aber sein ganzer Stolz sind die Obstbäume. "Ich habe es mehr mit den Äppeln, vier verschiedene Sorten, alle sehr schmackhaft."

Der Vereinsvorsitzende lässt sich auf seiner Bank vor dem geräumigen Gartenhäuschen nieder. Vieles habe sich im Laufe der Jahrzehnte verändert, erzählt er: "Früher waren die Parzellen viel größer und wurden statt mit Zäunen, mit Gummimatten voneinander getrennt." "Früher", sagt Ehefrau Christel ein bisschen wehmütig, "war der Zusammenhalt noch intensiver. Irgendwie läuft alles immer mehr auseinander."

(dani)
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