Haan Bürgermeister hält wirtschaftsfreundliche Rede

Haan · Beim Neujahrsempfang erteilt Knut vom Bovert der Forderung, die Laster aus der Stadt zu verbannen, eine klare Absage.

Die Kreuzung "Polnische Mütze" muss ausgebaut werden. Die Verkehrswege müssen auch für Lastwagen offen bleiben. Den Unternehmen gebührt Dank für den Erhalt von Arbeitsplätzen und dem Verbleib in der Stadt trotz gestiegener Gewerbesteuer. Die Innenstadt muss endlich anziehender gestaltet werden. Und die guten Bildungseinrichtungen helfen, den Standort attraktiv zu halten: Es war eine Neujahrsrede mit klaren wirtschaftsfreundlichen Akzenten, die der parteilose Bürgermeister Knut vom Bovert auf der Bühne des Gymnasiums Adlerstraße gestern hielt — das (fehlende) Geld bleibt das wichtigste, wenn auch leidige Thema der Stadt.

Immer im Januar zieht vom Bovert Bilanz und schaut auf das neue Jahr, während ihm mehrere hundert Haaner zuhören. Gestern Abend waren etwa 320 von 500 eingeladenen Gästen gekommen, und da Polit-Prominenz aus dem Land- und dem Kreistag diesmal fehlte, waren sie "ganz unter sich", wie Knut vom Bovert bemerkte. Angesprochen fühlten sich unter anderem Ratsleute, Vertreter der Wirtschaft, der Stadt-Sparkasse und der Stadtwerke, des Haaner Krankenhauses und der Volkshochschule, der Polizei und der Rettungsdienste.

Zuvor hatten die "Aerotones" mit zwei Stücken für entspannte Stimmung gesorgt. Offenbar auch beim Redner, mit dem seine Mitarbeiter aus der Verwaltung ausnehmend zufrieden waren: "Er ist gut heute", war während der Rede aus diesem Kreis zu hören, "er verhaspelt sich nicht."Es ist bekannt, dass vom Bovert vor seiner Neujahrsansprache nervös ist, doch diesmal forderte er sogar lässig Zwischenapplaus ein.

Anlässlich der Jahreszahl 2014 machte der Bürgermeister eine Reise durch die Geschichte der Stadt: 814 war das Todesjahr Karl des Großen, der an der ein oder anderen Ecke seine Spuren in Haan hinterlassen hat — Kreuzungen und Wege waren zu Karls Zeiten wichtig für die Schlachten. Noch immer beschäftigen Straßen und Verkehrsknoten die Planer in der Gartenstadt, die Wogen gingen zuletzt wegen des Schwerlastverkehrs Richtung Solingen hoch. Den Forderungen, die Laster grundsätzlich aus der Stadt zu verbannen, erteilte Knut vom Bovert ebenso eine Absage wie dem Wunsch, die Durchfahrtsgeschwindigkeit auf 20 km/h zu begrenzen.

Apropos Verkehr: Den Ausbau der Kreuzung "Polnische Mütze", der vielen Haanern ein Dorn im Auge ist, verteidigte der Bürgermeister als unverzichtbar für die wirtschaftliche Entwicklung. Mit den Anwohnern der Straßen, die verbreitert werden müssen, werde man sich einigen. Dazu gibt es nächsten Dienstag Gelegenheit, dann ist Bürgerversammlung zum Thema Ausbau und Lärmschutz. Bisher verhandelte die Stadt mit einigen Eigentümern, um die nötigen Grundstücke für Lärmschutzwände zu erwerben; gerade gegen die derzeit geplante Wand gibt es massiven Widerstand.

Nach dem Jahr 814 erinnerte vom Bovert an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914. Dieser lehre heute, "dass wir alles in unserer Macht stehende unternehmen müssen, damit Europa nicht wieder auseinanderbricht, sondern stattdessen weiter zusammenwächst und eine gemeinsame Seele findet". Frieden schaffe man vor Ort, etwa mit den Partnerstädten, und auch die Zertifizierung des Gymnasiums als Europaschule trage dazu bei.

Überhaupt: Gymnasium. Der Neubau soll 2016 bei laufendem Betrieb beginnen und wird 26 Millionen Euro kosten, eine Herausforderung. Daran wird Haan auch bei erneut drohendem Nothaushalt durch den Kommunal-Soli festhalten. Den findet das Stadtoberhaupt ungerecht und gesetzwidrig, machte aber auch der Jugend in diesem Zusammenhang einen massiven Vorwurf: "Diese zusätzlichen Schulden gehen nicht nur in Haan zu Lasten der jüngeren Generation. Dass deren Aufschrei bis heute nicht erfolgt, ist verwunderlich und macht mir Sorgen." Schulen und Schulleiter im speziellen lobte vom Bovert allerdings überschwänglich, zum Beispiel dafür, dass Gymnasium und Realschule vor kurzem eine Kooperation unterzeichnet haben. Es ist schließlich noch nicht lange her, dass genau diese beiden Schulen als erbitterte Widersacher galten.

In einem Punkt ist Haan aber immer noch nicht weiter. Für 2014 gilt ebenso wie für 2013, dass die Innenstadt aufgewertet werden muss. Erneut erinnerte vom Bovert daran, dass die Haaner auch in Haan einkaufen müssten, damit sich Investitionen lohnten.

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(RP)
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