Grevenbroich "Elsener Tisch" versorgt Arme
Grevenbroich · Seit acht Jahren lindert der "Elsener Tisch" Not. Er versorgt Bedürftige mit Lebensmitteln, bietet im neuen Café auch Rat und Möglichkeit zum Gespräch. Groß ist die Schar der Helfer und Spender, die sich um andere kümmern.
Nicht nur die Bibelkundigen wissen es genau: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Und so macht der "Elsener Tisch", seit Neuestem ein eingetragener Verein, jetzt auch Gesprächs- und Beratungsangebote. "Zu unserem ersten Café sind schon 30 Leute gekommen", freut sich Gisela Bodewein, die Vorsitzende der Gemeinschaft, die Lebensmittelspenden an Bedürftige weitergibt. Das macht Mut zu mehr: Am Nikolaustag, 6. Dezember, beginnt um 15 Uhr das nächste "Elsener Tisch"-Café im Carl-Sonnenschein-Haus neben der altehrwürdigen Kirche St. Stephanus.
Das Ziel ist klar: Die Kunden sollen sich untereinander kennenlernen und vom Verein Rat bekommen, wie sie – etwa mit Hilfe des Caritasverbands – Wege aus der Armutsfalle finden können. Der "Elsener Tisch" im katholischen Seelsorgebereich "Elsbach/Erft" ist sonst mittwochs von 12 bis 13 Uhr reichlich gedeckt. Rund 60 Familien und Alleinerziehende werden pro Woche mit Lebensmittelkörben zum Preis von jeweils einem Euro versorgt – Tendenz steigend.
"Am Ende des Monats kommen meistens mehr als am Anfang", erzählt Gisela Bodewein. Ihr stehen Salvatorianerinnen-Schwester Maria Cieslik und Ewald Weidemann als Stellvertreterin beziehungsweise Schatzmeister zur Seite. Vorzeigen müssen die Kunden nur eine Bescheinigung der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) des Rhein-Kreises mit der Agentur für Arbeit oder der Rentenversicherung, die ihre Bedürftigkeit belegt.
Anlass zur Gründung des "Tischs" war 2002 eine Projektwoche in der Grundschule Noithausen. "Da sind mir gleich die Kinder aufgefallen, die ohne Butterbrot gekommen waren", so Bodewein. Sie lud eine Vertreterin der "Neusser Tafel" zu einem Referat ein, und nur wenig später war der Sozialausschuss der Pfarrgemeinden Elsen, Noithausen und Elfgen aus der Taufe gehoben. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda fanden sich schnell 20 Mitarbeiter, die ehrenamtlich halfen. Inzwischen ist deren Zahl auf 40 gestiegen. Nicht nur die Not ist groß, sondern eben auch der Einsatz der Helfer. "Total erstaunlich" findet Schwester Maria diese Bereitschaft zum Engagement. Zuerst wurden Lebensmittel der "Neusser Tafel" verteilt, heute sind es Obst und Gemüse, Wurst oder Brot, die von Bauern, Metzgern, Bäckern oder Kaufleuten gespendet werden.
Alles wird morgens früh mit Privatautos abgeholt und im Carl-Sonnenschein-Haus auf Körbe verteilt. Die Liste der Geldspender reicht vom Lions Club bis zu Rotary. Kindergärten und Schulen veranstalten "Sponsored Walks" oder Päckchenpack-Aktionen für den guten Zweck; die Mitglieder der heimischen Kirmesgesellschaft geben ebenso gern großzügig etwas ab wie Privatleute. Selbst ein Kühlschrank wurde schon gestiftet. Ganz ohne Brot geht es nun eben doch nicht.
