Aufarbeitung der Historie des gesamten Gebietes Die Stadtgeschichte ist geschrieben

Aufarbeitung der Historie des gesamten Gebietes · Von Carsten Sommerfeld Rund fünf Jahre dauerten die Recherchen, nun ist das Manuskript fertig. 2005 will der Geschichtsverein ein umfassendes Werk von Professor Hans Georg Kirchhoff und Jost Auler über die Stadtgeschichte herausgeben. Damit wird eine große Lücke geschlossen. In der Nachbarschaft der Vorgänger des heutigen Alten Schlosses hat sich Grevenbroich entwickelt. NGZ-Foto: M. Reuter

Von Carsten Sommerfeld Rund fünf Jahre dauerten die Recherchen, nun ist das Manuskript fertig. 2005 will der Geschichtsverein ein umfassendes Werk von Professor Hans Georg Kirchhoff und Jost Auler über die Stadtgeschichte herausgeben. Damit wird eine große Lücke geschlossen. In der Nachbarschaft der Vorgänger des heutigen Alten Schlosses hat sich Grevenbroich entwickelt. NGZ-Foto: M. Reuter

Ein ehrgeiziges Ziel hat sich der Geschichtsverein für Grevenbroich und Umgebung gesetzt: die Aufarbeitung der Historie für Alt-Grevenbroich und für das gesamte Gebiet der heutigen Stadt Grevenbroich. Dafür konnte der Verein versierte Autoren gewinnen. Der Stürzelberger Archäologe Jost Auler arbeitet die Frühgeschichte auf. Hans Georg Kirchhoff, der als "Nestor der Stadtgeschichte" gilt, befasst sich mit der Entwicklung der Stadt bis 1800. Viele Heimatinteressierte vermissten ein solches Werk. "Bislang gab es wohl Teilbetrachtungen und Aufsätze über die Geschichte von Grevenbroich", erklärt Achim Kühnel, Schatzmeister des Vereins, "doch eine Gesamtdarstellung fehlte."

Im kommenden Jahr will der Verein die Lücke schließen: "Erst wollen wir unseren Geschichtsband über Frimmersdorf herausgeben, dessen Druck sich etwas verzögert.2005 ist dann das Buch über Grevenbroich an der Reihe." Doch erst einmal muss die Finanzierung geklärt werden. "Über den Verkaufspreis allein lassen sich die Kosten von rund 30 000 Euro bei einem Druck von 1 500 Exemplaren nicht auffangen", so Kühnel. "Wir gehen jetzt auf die Suche nach Sponsoren", sagt Vereinsvorsitzender Dr. Friedrich Schmitz. Ein wichtiger Teil der Arbeit aber ist bereits getan: "Mein Manuskript ist fertig, zurzeit trage ich die Fotos und Abbildungen zusammen", erklärt Professor Hans Georg Kirchhoff gegenüber der NGZ. Der Historiker stammt aus Rommerskirchen, lebte lange in Noithausen und war auch im Rat und Kreistag aktiv. Auch wenn der 74-Jährige heute in Dortmund wohnt, ist er Grevenbroich und seiner Geschichte weiter eng verbunden. "Meine Recherchen für das Buch haben etwa fünf Jahre gedauert.

Das ist spannend wie Kriminal-Arbeit." Einen Vorgeschmack auf das Ergebnis, eine Spurensuche über die Herren von Broich, gibt Professor Kirchhoff im Jahrbuch für den Rhein-Kreis Neuss 2005. "Bei dem ,castrum bruche', das Erzbischof Philipp von Heinsberg vor 1190 gekauft hat, handelt es sich nicht, wie zuweilen angenommen, um Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr, sondern um Burg Grevenbroich", hat der Historiker heraus gefunden. Und nach dieser Burg an der Erft hätten sich die Herren von Broich genannt. Sie saßen zwar seit 1093 an der Ruhrfurt, stammten aber, so Kirchhoff, von der linken Rheinseite. "Sie verfügten über ausgedehnten Besitz an Erft und Gillbach, etwa in Hemmerden, den sie Stück für Stück verkauften."

Die Burg in Grevenbroich nahmen die von der Maas stammenden Grafen von Kessel zum Lehen, Anfang des 14. Jahrhunderts wechselte sie in Jülicher Besitz. Bei der Vorgängeranlage des heutigen Schlosses handelte es sich um eine Wasserburg - genauer um eine Turmhügelburg mit Vorburg - "zunächst wohl aus Holz, dann aus Stein". Dem sich daneben entwickelnden Ort kam als Handelspunkt Bedeutung zu. "Grevenbroich war keine Ackerbürgerstadt, sondern eine Stadt der Händler und Wirte. Sie lag an einer alten Römerstraße, der späteren B 59, und nahe der späteren B 1, der Straße von Neuss nach Jülich mit Verbindung zur Kanalküste."

Ein Ergebnis der Recherchen: Gleich zwei Malwurde Grevenbroich mit einer Befestigung versehen, zunächst mit der Stadtmauer. "Auch der Bernardusturm entstand als Teil der Befestigung und nicht, wie oft behauptet wird, des Klosters." Mitte des 16. Jahrhunderts wurde eine Wallanlage mit Bastionen errichtet - als Folge der Bedrohung durch Kanonen. Mit der Besetzung des Rheinlands durch die Franzosen 1874 soll das Buch über die Grevenbroicher Stadtgeschichte enden. Doch Kühnel kündigt bereits an, dass für die fehlenden Jahrhunderte ein Folgeband vorgesehen sei.

(NGZ)
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