Grevenbroich Ex-Könige verraten ihre Vogel-Ehrenplätze

Grevenbroich · Mit dem Schuss auf den Holzvogel beginnt für jeden Schützenkönig das große Fest. Doch wo lagern die Ex-Regenten die Erinnerung an ihr großes Jahr? Die NGZ hat ehemalige Grevenbroicher Würdenträger besucht.

Grevenbroich: Ex-Könige verraten ihre Vogel-Ehrenplätze
Foto: Lothar Berns

Im Eingang seiner Druckerei hängt der "Sechzehnender", der von Hans-Dieter "Kaki" Kaltz (63) liebevoll als "Schützenbaum" geschmückt wurde. "Wir haben quasi das ganze Jahr Kirmes. Deshalb habe ich das Geweih so dekoriert", erzählt der Schütze aus dem Jägerzug "Jröne Jönge". Mit Jägerhut, Krawatte, Marine-Kappe und eben dem Holzvogel erinnert der "Schützenbaum" an das Königsjahr von Hans-Dieter Kaltz und seiner Frau Andrea im Jahr 2007/2008. Das Geweih bekam Kaltz übrigens vom amtierenden Schützenkönig Barthel Velder geschenkt. "Seine Mutter war begeisterte Jägerin. Sie schoss das Tier in den 1970er Jahren in Ungarn", sagt der 63-Jährige.

Der Königsvogel von "Kaki" fiel damals beim 32. Schuss von der Stange. "Nach dem Schießen ist der immer ziemlich zerfleddert. Ich habe ihn dann aus den Überresten wieder zusammensetzen lassen", erzählt der Ex-König. Der ehemalige Vogelbauer Günter Siemons sorgte mit seinen Exemplaren beim Vogelschuss immer wieder für Überraschungen.

"Je nachdem welches Holz er für den Vogel verwendete, dauerte es auch schon mal länger bis er fiel", weiß Kaltz. "Zwischen zehn und mehreren hundert Schuss war alles schon dabei." Günter Siemons verdanken die Schützen zudem alle ihren gut erhaltenen Vogel. Nach dem Schießen setzte er regelmäßig die Einzelteile des Holzvogels wieder zu einer ansehnlichen Skulptur zusammen.

Seit dem vergangenen Jahr werden die Zielvögel allerdings von Ex-König Axel Holzhausen (31) gebaut. Dieser hat den Kopf seines Vogels aus dem Jahr 2011 im heimischen Partykeller aufgehangen. "Der Rest war nicht mehr zu gebrauchen. Doch der Kopf ist eine schöne Erinnerung an die Zeit als Regent. Darunter steht ,Königsvogel-Rest'", sagt Holzhausen. Die übrigen Teile seines Vogels nutzt er auch für die neuen Exemplare, die er für den BSV und die Züge baut. Franz-Josef Esser hat seinen Holzvogel im privaten Schützenzimmer hängen. Doch pünktlich zum Schützenfest zieht er um. "Zum Fest stelle ich den Vogel im Schaufenster unserer Metzgerei aus. Danach geht es aber wieder zurück ins Zimmer", sagt der 32-Jährige. Dort erinnert der Vogel neben Urkunden und Bildern an das Königsjahr 2013. "Natürlich ist der Vogel eine besondere Erinnerung. Als äußerliches Zeichen zählen sicherlich auch noch Orden und Ärmelband dazu. Doch die wertvollste Erinnerung sind mit Sicherheit die Erlebnisse und Eindrücke, die ich während der Zeit als König gesammelt habe", sagt Esser.

Ebenfalls einen Ehrenplatz haben die Überreste des Vogels bei Christoph (44) und Sonja Oberbach (41). Das Königspaar aus dem Jahr 2009/ 2010 hat gleich zwei Vögel in ihrem Schützenkeller ausgehangen. "Der Grevenbroicher König wird immer zum Kaiserschießen nach Orken eingeladen. In unserem Regierungsjahr war mein Mann allerdings verhindert — und da bin ich zum Vogelschuss gegangen und habe stellvertretend für ihn auf den Vogel gehalten", sagt Sonja Oberbach. Trotz mangelnder Kenntnisse im Schießsport half das Glück der Königin auf die Sprünge. "Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als der Vogel plötzlich fiel", erinnert sich die Ex-Kaiserin. Bei der Rückkehr von Mann Christoph begrüßte ihn der Kaiser-Vogel auf dem heimischen Kopfkissen. "Für mich natürlich ein kurzer Schock", gibt Oberbach zu.

Die Oberbachs erinnern sich gerne an ihre Zeit als Schützenkönigspaar zurück. "Die Erlebnisse sind einmalig und unvergesslich. Wir können jedem raten, diese Chance wahrzunehmen und Königspaar in der Stadtmitte zu werden."

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