Goch Zehn bunte Jahre als Postkarte

Goch · Mit dem Asperdener Künstler Martin Lersch haben geistig Behinderte Postkarten gestaltet. Beim Sommerfest "Kunst und Kitsch" zum zehnjährigen Bestehen des Asperdener Wohnverbunds werden die Karten verkauft.

Eingebettet in die idyllische Landschaft am Rande Asperdens steht er seit mittlerweile zehn Jahren: der Wohnverbund Frankenweg des Netzwerks Heilpädagogische Hilfen (HPH) Niederrhein. 18 Menschen mit geistiger Behinderung haben hier in zwei Wohnbereichen ein Zuhause gefunden, zwei weitere bereiten sich in den angrenzenden Appartements auf ein selbstständiges Leben vor.

Die Bewohner, zwischen 19 und 79 Jahre alt, leben zum Teil schon seit über 30 Jahren zusammen — und seit zehn Jahren am Frankenweg. In Asperden gehören sie inzwischen einfach dazu; beim letztjährigen Sommerfest waren fast alle Asperdener Vereine dabei.

Einfach mal was Schönes machen

Manche haben zwar immer noch Berührungsängste, andere suchen aber auch bewusst den Kontakt. Marlies Hendricks, von Anfang an Betreuerin und Heilpädagogin im Wohnverbung, freut sich stets besonders über Ehrenamtliche: "Wir Betreuer fordern und fördern immer, wollen etwas erreichen. Die Freiwilligen machen einfach mal was Schönes mit den Bewohnern."

Das Wort "ehrenamtlich" mag Martin Lersch deshalb auch nicht: "Ich mache das freiwillig, weder als Amt noch für die Ehre." Der bekannte Künstler wohnt seit einigen Jahren in Asperden. Beim letztjährigen Sommerfest kam er mit den Bewohnern des Wohnverbundes in Kontakt. Seither besucht er sie in unregelmäßigen Abständen — und macht mit ihnen das, was er am besten kann: Malen.

Zum runden Geburtstag des Wohnverbundes hatte er eine besondere Idee: Zehn verschiedene Postkarten sollen zehn bunte Jahre im Frankenweg symbolisieren und zum Jubiläum verkauft werden. Im Heilpädagogischen Zentrum (HPZ) "Poffihaus" in Goch tobten sich die Bewohner des Frankenwegs und anderer Wohnverbünde mit Stiften und Farben aus, behutsam angeleitet von Martin Lersch.

Heraus kamen sehr unterschiedliche, farbenfrohe Bilder. "Das Ergebnis ist gar nicht so wichtig. Hauptsache ist, es passiert was Schönes", erläutert Lersch den Entstehungsprozess. So ist zum Beispiel ein unfreiwilliges Gemeinschaftskunstwerk entstanden , weil zwei "Künstler" dasselbe Blatt bearbeiteten.

Vervollständigt wird die Edition durch Werke von Martin Lersch selbst, Gesine van der Grinten und Claudia Reich. Und selbst der Zivi des HPZ steuerte ein Motiv bei. "Er kam einfach dazu und hat mitgezeichnet, und das Bild passte prima", erinnert sich Lersch.

Beim Sommerfest am 23. August werden die Karten nun verkauft. Die Originale werden dann ebenfalls ausgestellt sein, nebst anderen Werken von Lersch und weiteren Künstlern — und die Postkarten hoffentlich in alle Welt verschickt, denn die Initiative will vor allem eines: Menschen verbinden!

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort