Erkelenz Zeit für Begegnung und Stille

Erkelenz · Es war die zweite „Nacht der offenen Kirchen“ im Kreis Heinsberg: Von 19 bis 24 Uhr öffneten am Freitag mehr als 40 evangelische und katholische Gemeinden ihre Türen für Stille, Gebet, Kunst, Kultur und Musik.

kreis heinsberg Die Woche war stressig. Auf der Arbeit, in der Schule, beim Studium oder vielleicht auch zu Hause. Jetzt erstmal ’runterkommen. Relaxen. Chillen. Den Alltag abschütteln und auf andere Gedanken kommen, freiere Gedanken. Das taten zahlreichen Menschen am Freitagabend nicht auf dem Sofa vor dem Fernseher, sondern in einer Kirchenbank. Es musste nicht (konnte aber natürlich) der fromme Gedanke sein, der sie in die Gotteshäuser zog. Es war die Einladung, sich einfach darauf einzulassen. Für Gebet und Gesang, Stille und Gespräch, Musik und Kunst öffneten rund 40 evangelische und katholische Gemeinden bei der zweiten „Nacht der offenen Kirchen“ im Kreis Heinsberg ihre Türen.

Gott mit allen Sinnen erleben

Dass es kein gewöhnlicher Abend in der Kirche war, merkte man auch in der Erkelenzer Pfarrkirche St. Lambertus schnell. Ganz automatisch setzten sich die Besucher erstmal erwartungsvoll in die Reihen, gesprochen wurde – wenn überhaupt – nur im Flüsterton. Pfarrer Werner Rombach weckte bei seiner kurzen Einführung die Neugier. An fünf Stationen konnte Gottes Gegenwart mit allen Sinnen erfahren werden: die Schöpfungsfenster sehen, das Wasser im Taufbecken fühlen, das Wort Gottes hören, die Köstlichkeiten und Düfte der Erde schmecken und riechen. „Ich lade sie ein, die einzelnen Stationen aufzusuchen oder einfach sitzen zu bleiben und den Raum und die Musik auf sich wirken zu lassen“, sagte Rombach. Schnell waren Schweigen und Sitzen aufgehoben – die Entdeckungsreise begann. Und während in der Oberkirche Orgelklänge die Besucher begleiteten, waren es unten in der Krypta E-Piano-Sounds. Dort lockte die Gruppe „Life Teen“ vor allem Jugendliche mit einem spirituellen Angebot.

Auch wenn das Programm der Gemeinden überaus vielseitig war, gab es doch eine auffallende Gemeinsamkeit: Es zog Menschen jeden Alters an – vom Kleinkind mit Mama und Papa bis zu den Senioren. Das wurde auch in der evangelischen Hofkirche in Wassenberg deutlich, die schon beim ersten Programmpunkt proppenvoll war. Thorsten Odenthal (E-Piano) und Martin Berger (Gesang) präsentierten „B-Seiten: Unerhörtes aus Pop und Literatur“, wobei für Letzteres Pfarrer Titus Reinmuth zuständig war. „Seien Sie vorsichtig bei bildender Kunst, auch bei Kleinkunst“, warnte er die Zuhörer zu Beginn augenzwinkernd, und so ironisch, bisweilen sogar derb satirisch, ging es in den Texten weiter. Es durfte still geschmunzelt und laut gelacht werden. Die Kirche als Treffpunkt. Ein gelungener Abend.

(RP)
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