Erkelenz Raub-Opfer leiden immer noch unter Angst

Erkelenz · Im Prozess vor der Zweiten Strafkammer des Mönchengladbacher Landgerichts standen gestern die Opfer des Angeklagten im Mittelpunkt. Der 52-jährige Erkelenzer hatte bereits am vorherigen Prozesstag zugegeben, 2011 mit einem Komplizen vier Sparkassen-Filialen im Erkelenzer Raum überfallen zu haben. Angeklagt ist der gelernte Maler und Lackierer wegen dreifachen schweren Raubes und einer schweren räuberischen Erpressung. Den Namen des bis jetzt unbekannt gebliebenen Mittäters hat er allerdings bisher nicht genannt. Sichtlich verängstigt hatte der Betreiber eines Eventlokals erklärt: "Wenn ich alles sage, würde ich meine Familie gefährden".

Mit Schreckschusspistole gedroht

Dagegen erinnerten sich gestern die Opfer der Bankräuber, wie sie von den mit Sturmhauben maskierten Tätern mit einer Schreckschusspistole bedroht worden waren. Die Männer hatten bei den vier Überfällen insgesamt 316 000 Euro erbeutet. Ein Bankkaufmann musste sich damals in der Sparkasse Holzweiler auf den Boden legen. Der Mann war danach wochenlang arbeitsunfähig und lässt sich noch immer psychotherapeutisch behandeln. An ein Schmerzensgeld denke er nicht: "Ich habe Angst vor Rache." Aber dieser Zeuge hatte am Ende den Angeklagten trotz Perücke wiedererkannt. Stunden später war ihm eingefallen: "Den hast du schon mal gesehen, der war Kunde in einer Filiale".

Ein anderer Zeuge wurde von den Bankräubern insgesamt dreimal überfallen, weil er das Pech hatte, immer am jeweiligen Tatort zu sein. Beim ersten Mal hatte er an einen Scherz geglaubt. Als er die Waffe im Rücken spürte, wusste er, dass es kein Scherz war. Inzwischen ist der Bankkaufmann im Innendienst eingesetzt.

Auch eine Zweigstellenleiterin (47) erinnerte sich am gestrigen Prozesstag detailliert an die ziemlich unangenehme Begegnung mit den Tätern in der Sparkasse in Wegberg-Arsbeck. Am Morgen der Tat schloss die Erkelenzerin die Tür des Personaleingangs auf und sah dann, dass ihre Kollegin und ein Kollege am Boden lagen. Die 47-Jährige schöpfte erst Verdacht, als sie an der Hand eines Mannes eine Pistole sah. "Wir sollten ruhig bleiben, es würde uns nichts passieren", sagte der Mann, der offensichtlich zu den Tätern gehörte. Der Komplize mit Baseballkappe stand daneben.

Die 47-Jährige musste den Tresor öffnen. Der Angeklagte hielt ihr eine Tasche hin mit dem Kommando: "Geld rein". Dann verließen die Männer die Filiale. "Ich habe damals nur gedacht, du musst jetzt funktionieren", erinnerte sich die tapfere Zweigstellenleiterin. Sie hat das Erlebnis überstanden — ohne Angstzustände. Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP)
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