Emmerich Zwei Schulformen und ihre Chancen

Emmerich · Beim zweiten Info-Abend zur anstehenden Schulgründung wurde die Unsicherheit vieler Eltern deutlich: Sie zweifeln, weil es mit der Sekundarschule keine langfristigen Erfahrungen gibt. Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten.

 In vielen Gesichtern ist Skepsis zu lesen beim Info-Abend in der Aula der Hauptschule. Auch bei der zweiten Veranstaltung dieser Art ist das Interesse der Bürger aber immer noch sehr groß, und es kamen neue Fragen auf den Tisch.

In vielen Gesichtern ist Skepsis zu lesen beim Info-Abend in der Aula der Hauptschule. Auch bei der zweiten Veranstaltung dieser Art ist das Interesse der Bürger aber immer noch sehr groß, und es kamen neue Fragen auf den Tisch.

Foto: mvo

Die zweite Informationsveranstaltung zur zukünftigen Schullandschaft in Emmerich — Gesamtschule oder Sekundarschule? — war mit rund 200 Teilnehmern wieder gut besucht. Bei der ersten Veranstaltung waren es noch doppelt so viele gewesen.

Als Referenten waren Dirk Timmermann und Udo Will von der Gesamtschule Wesel "Am Lauerhaas" dabei, die es seit 27 Jahren gibt. Silvio Husung, Leiter der Dinslakener Sekundarschule, die vor einem halben Jahr gestartet ist, erklärte das dortige Konzept. Zudem waren die Rektorinnen der Emmericher weiterführenden Schulen gekommen.

Modell Gesamtschule An der Gesamtschule werden alle Abschlüsse gemacht. Es gibt ausgefeilte individuelle Förderung. Ab Jahrgang 7 wird in zwei Leistungsniveaus differenziert, zunächst in Englisch, ab Klasse 8 auch in Mathe, ab Klasse 9 in Deutsch und Chemie.

Modell Sekundarschule Weil die Sekundarschule eine neue Schulform ist, gibt es keine Erfahrungen mit höheren Jahrgängen — etwa damit, wie es mit der Einteilung in Leistungsstufen klappt. "Bis zur Klasse 8 findet bei uns die Differenzierung nur im Klassenverband statt", erläuterte Silvio Husung.

Was passiert denn bei diesem Modell nach der Klasse 8?

Jede Sekundarschule muss ein eigenes Konzept erarbeiten. In Dinslaken plant man, die Klassen ab der Klasse 8 neu zu strukturieren nach beruflicher und schulischer Orientierung, so Husung. "Wie genau differenziert wird, das legt eine Arbeitsgruppe fest." Da jede Arbeitsgruppe aber gewisse Freiheiten in der Planung habe, könne man den Weg noch nicht konkretisieren.

Wie sieht eine ,Differenzierung im Klassenverband' aus, wie erfolgt die Bewertung der Schüler in der Praxis?

Alle Kinder bekommen die gleichen Lerninhalte. Die Aufgaben zu dem Stoff gibt es dann für drei verschiedene Kompetenzniveaus. Schwächere Kinder können die einfacheren Aufgaben machen und so auch gute Noten erzielen. Arbeiten werden ebenfalls in verschiedenen Lernstufen geschrieben. Zum Zeugnis gibt es dann einen Begleitbogen, der erläutert, auf welchem Niveau das Kind steht. "Es soll erreicht werden, dass ein Kind nicht von Anfang an in eine Schublade gesteckt wird", so Christiane Feldmann, Leiterin der Realschule.

Könnte eine Nachbarkommune durch ein Veto zu einer Schulform den Elternwillen torpedieren?

Udo Will sagte dazu: "Ein Veto würde zu einem Moderationsverfahren bei der Bezirksregierung führen. Dort entscheidet man, ob es berechtigt ist." Da Emmerich sich aber selbst versorge, das heißt, fast alle Grundschüler in eigenen Schulen aufnimmt, sehe er kein Problem.

Wenn wir eine Gesamtschule haben, würden dann nicht auch Schüler aus den umliegenden Städten kommen?

Udo Will: "Unsere Oberstufe wird von vielen Schülern besucht, die nicht aus Wesel kommen. Sogar Emmericher sind dabei."

Wie sieht es an der Gesamtschule mit Leistungskursen aus?

"Wir verfügen über ein zuverlässiges Leistungskursangebot in Deutsch, Englisch, Mathe, Bio, Erdkunde und Geschichte", sagte Dirk Timmermann. Wichtig sei Kontinuität.

Würde eine Gesamtschule dem Gymnasium Schüler entziehen?

"Man muss sich natürlich die Frage stellen: Wie viel Oberstufen verträgt die Stadt Emmerich?" sagte Inge Hieret-McKay, Schulleiterin des Willibrord-Gymnasiums. Trotzdem bedeute eine weitere Oberstufe nicht unbedingt die Halbierung der Kursangebote, wenn man gute Kooperationen finde.

Bürgermeister Johannes Diks sagte allgemein: "Bei der Frage, ob Sekundar- oder Gesamtschule, gibt es kein richtig oder falsch. Beide Formen sind bei uns möglich."

(moha)
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