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Duisburg Zwei Trommeln Buntes

Duisburg · Vor dem Einzug der Waschmaschine in die Haushalte hatten Waschhäuser Hochkonjunktur, jetzt sind sie eher eine Seltenheit. Der Bauverein Rheinhausen betreibt noch heute ein Waschhaus an der Stormstraße. Ein Hausbesuch.

 Elke Bechtold (hinten) ist mittlerweile Waschprofi. Die Hausfrau füttert seit fast 40 Jahren regelmäßig die Maschinen im Waschhaus. An diesem Tag hat sie ihre Bekannte Ursula Hausmann mitgebracht.

Elke Bechtold (hinten) ist mittlerweile Waschprofi. Die Hausfrau füttert seit fast 40 Jahren regelmäßig die Maschinen im Waschhaus. An diesem Tag hat sie ihre Bekannte Ursula Hausmann mitgebracht.

Foto: ka

Rheinhausen (ka) In die Bäuche der großen Industriewaschmaschinen passt viel hinein. Im Handumdrehen sind vier Körbe Wäsche in den jeweils 13 Kilogramm fassenden Trommeln verschwunden. Waschpulver hinein, Klappe zu, Wertchips einwerfen – schon drehen sich zwei Trommeln mit Buntwäsche. Jetzt ist im Waschhaus an der Stormstraße 3 erst einmal eine Tasse Kaffee angesagt. Auch das gehört dazu.

Elke Bechtold wäscht seit 1972 hier, hat heute ihre Bekannte Ursula Hausmann mitgebracht. "Bettwäsche hat man hier in zwei Stunden schrankfertig", resümieren die beiden erfahrenen Hausfrauen. "Zuhause wären wir damit den ganzen Tag zugange." Und: "Vor allem weiße Wäsche wird hier viel sauberer", attestiert Heide Küpper, ihres Zeichens Vorstandssekretärin beim Bauverein Rheinhausen. "Auch ich nutze wenigstens einmal im Monat unser Waschhaus."

Jeder kennt jeden

Wer einmal hier gewaschen hat, kommt also ganz offensichtlich wieder. Das bestätigt auch Regina Buchholz, die zusammen mit ihrer Kollegin Angelika Riemenschneider seit rund vier Jahren hier die Aufsicht führt: "Wir haben Stammkunden, die kommen sogar aus Moers und Wesel."

Waschhäuser haben ihren Ursprung in der dörflichen wie auch in der vorindustriellen städtischen Wohnstruktur. Sie standen meist an einem Hauptplatz, später waren sie auch in öffentlichen Gebäuden untergebracht. Das Waschhaus des Bauvereins entstand mit Errichtung des Hochhauses an der Stormstraße Mitte der 60er Jahre und ist inzwischen so etwas wie ein Stück Kult. Eben nicht nur eine Waschgelegenheit nebst Trockner und großer Heißmangel, sondern auch ein Kommunikationszentrum, wo man sich kennt. Und wo Regina Buchholz und Angelika Riemenschneider "Neulingen" auch gerne erklären, wie man mit den Maschinen richtig umgeht.

Offen steht das Waschhaus nicht nur den Mietern des Bauvereins, sondern jedermann. Die 30-Grad-Wäsche kostet vier Euro, die 95-Grad-Kochwäsche 7,50 Euro – jeweils 13 Kilogramm. Gemangelt, weiß Regina Buchholz, wird im Schnitt für fünf Euro, und über die Preise habe sich noch niemand beschwert. Im Gegenteil: Den Vergleich zu professionellen Waschsalons brauche man nicht zu scheuen.

Zigarette zum Kaffee

Gewaschen wird immer montags bis donnerstags von 7.30 bis 10.30 Uhr und von 13 bis 15 Uhr – auf Wunsch unter fachlicher Hilfe, zwischendurch im Alleingang, oder im Kreise von Bekannten.

Damit das Waschhaus den Leuten noch möglichst lange erhalten bleibt, wird Heide Küpper nicht müde, kräftig die Werbetrommel zu rühren. "Für Berufstätige zum Beispiel öffnen wir bei Bedarf auch samstags, ein vorheriger Anruf reicht", sagt sie und weist nebenher fast schon auf ein Novum in heutigen Zeiten hin: Zwei Aschenbecher künden unmissverständlich davon, dass hier zum Kaffee auch noch eine Zigarette angezündet werden darf.

(RP)
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