Duisburg Säurealarm auf Rumelner Marktplatz

Duisburg · Eine 48-Jährige wollte dort gestern Morgen am Schadstoffmobil ein Schraubglas mit Pikrinsäure abgeben. Die aber ist explosiv wie Sprengstoff. Der Markt wurde umgehend abgesperrt, die Säure später kontrolliert gesprengt.

Gefährliche Chemikalie in Duisburg-Rumeln gefunden
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Die Mitarbeiter am Schadstoffmobil der Wirtschaftsbetriebe (WBD) reagierten sofort, als ihnen gestern auf dem Marktplatz in Rumeln eine Frau ein Schraubglas brachte, auf dem der Hinweis "explosiv" klebte. Darin befand sich Pikrinsäure in kristalliner Form. Sie alarmierten umgehend die Polizei, die die Fläche absperrte. Die Feuerwehr wurde gerufen und auch die Sprengstoffexperten des Landeskriminalamtes.

Denn Pikrinsäure ist ein explosionsgefährlicher Stoff, der früher in Granaten zu finden war, bis er später durch TNT ersetzt wurde. Die leuchtend gelbe Mischung aus Salpetersäure und Indigo ist giftig, reagiert empfindlich auf Feuer und Wärme und auch auf Schläge und Stöße. Davon hatte die 48-jährige Frau, die das Glas in ihrem Kleinwagen zu Markt transportiert hatte, allerdings keine Ahnung.

Wie sich herausstellte, hatte sie nur ihrer Tante geholfen, deren Mann im Oktober gestorben war und die im Haus diesen und weitere "Schätze" entdeckt hatte, die sie entsorgen wollte. Der verstorbene 81-Jährige war angeblich Pathologe, hieß es auf dem Marktplatz. Und auch, dass er noch anderes "Interessante" zu Hause habe.

Nachdem die LKA-Experten das Glas vorsichtig zu einem freien Feld an der Römerstraße transportiert und dort kontrolliert gesprengt hatten, fuhren sie daher weiter zum Wohnhaus des Verstorbenen. Die Ausbeute dort war allerdings im Vergleich zu der Pikrinsäure fast schon harmlos. Explosives stand nicht mehr in den Regalen, wohl aber die eine oder andere giftige (bei Verzehr) Substanz, die später dann von den Wirtschaftsbetrieben entsorgte werden konnte - genau so wie noch einige Flaschen, die die 48-jährige Verwandte noch in ihrem Auto zum Marktplatz gebracht hatte.

Funde wie dieser sind für die Duisburger WBD eine absolute Ausnahme. Zwar werden an den Schadstoffmobilien und besonders auf den Wirtschaftshöfen immer wieder viele gefährliche "Kellerschätze" abgeliefert. Aber selten sind sie so explosiv wie die Pikrinsäure. Oder so giftig wie das Quecksilber, das bekanntlich im Sommer abgefüllt in Flaschen im Duisburger Süden entdeckt worden war.

Bei Schulungen werden die Mitarbeiter kontinuierlich auf den neuesten Stand gebracht und genau darin eingewiesen, wie sie mit explosiven, leichtbrennbaren, giftigen, ätzenden und anderen gefährlichen Stoffen umzugehen haben.

(rei)
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