Funktionsgetränke Der Kick aus dem Glas

Trink dich gesund – das ist das Motto der sogenannten Funktionsgetränke, die so gefragt sind wie nie. Dank besonderer Inhaltsstoffe sollen sie sich gesundheitsfördernd oder anregend auf Körper und Geist auswirken. Doch beim Genuss ist Vorsicht geboten.

  Cascara ist ein spritziger Koffein-Kick. Er wird aus dem Fruchtfleisch der Kaffeekirsche aufgegossen.

Cascara ist ein spritziger Koffein-Kick. Er wird aus dem Fruchtfleisch der Kaffeekirsche aufgegossen.

Foto: dpa-tmn/Britta Schmeis

Ob Healthy Snacking (gesunde Mini-Mahlzeiten) oder Plant-Based, also pflanzliche Nahrungsmittel – die Food-Trends der vergangenen Jahre drehen sich nicht mehr nur um reinen Genuss. Speisen, die mit Zusatzstoffen wie Vitaminen, Mineralien, Proteinen und Co. angereichert sind, haben sich etabliert. Nun erobern sogenannte Functional Drinks, die nicht nur den Durst löschen, als Trendgetränk den Markt. Verbraucher, insbesondere die der Generation Z, suchen verstärkt nach gesünderen Optionen als die traditionellen Limonaden, mit denen ihre Eltern aufgewachsen sind, und viele von den jüngeren sind auch an einem Leben interessiert, in dem Alkohol keinen Platz hat.

Grundsätzlich sind die funktionellen Getränke alkoholfrei. Es gibt sie in zahlreichen Varianten und für verschiedene Zwecke. Grob lassen sie sich einteilen in:

Gesundheitsgetränke (angereichert mit Vitaminen, Mineralstoffen, Probiotika, Ballaststoffen, Aloe vera, Apfelessig und grünem Tee, oft mit Antioxidantien) wie Multivitaminsaft, ACE-Saft, Trinkjoghurt, Smoothies.

Wellnessgetränke, darunter Säfte und Sprudelgetränke (mit Zusätzen wie Acerola, grünem Tee, Ginkgo und Kombucha).

Sportgetränke (meist in Form von isotonischen Getränken, die den Flüssigkeits- und Mineralienverlust beim Sport ausgleichen oder leistungssteigernd wirken. Sie enthalten oft Kalzium oder Magnesium). Beispiele: Iso-Sportdrinks, Mineralwasser mit Kräutern, Vitaminen, Sauerstoff und anderen speziellen Zusätzen.

Energy-Drinks (anregende und leistungssteigernde Wirkung physisch und psychisch), mit Koffein, Guarana oder Taurin, meist auch mit Zucker. Beispiele: Energy Drinks, Mineralwasser mit Koffeinzusatz.

Relax-Getränke (beruhigende und entspannende Wirkung, mit Zutaten wie Melatonin, Baldrian, Melisse, Zitronenmelisse, Salbei oder Holunderblüten). Beispiele: CBD-haltige Getränke, Tees.
Vor allem Energydrinks rangieren auf der Beliebtheitsskala ganz oben, nicht nur koffeinhaltige. Sie bestehen in erster Linie aus Wasser und Zucker und werden mit Beigaben wie Koffein, Guaraná oder Taurin angereichert. Beworben werden sie als „Energiespender“. Sie wirken anregend, eine leistungssteigernde Wirkung ist allerdings nicht nachgewiesen. Mittlerweile sind auch Mineralwassersorten mit Koffeinzusatz auf dem Markt.

Doch reichlich Zucker, Säure und Zusatzstoffe lassen die Muntermacher in keinem allzu guten Licht dastehen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und die Verbraucherzentralen beispielsweise stehen funktionellen Getränken grundsätzlich kritisch bis ablehnend gegenüber, da sie deren gesundheitlichen Nutzen bezweifeln.

Die beliebten Muntermacher sind auch wahre Zuckerbomben. Das Energie-Hoch, das sie liefern, ist kurz, das Koffein synthetisch hergestellt. Immer mehr Start-ups und traditionelle Getränkeproduzenten setzen deshalb auf Erfrischungsgetränke mit Koffein aus natürlichen Quellen, die nicht so ungesund sind wie Energydrinks, magenfreundlicher als Kaffee und bestenfalls längerfristig Energie liefern.

Eine der natürlichen Koffein-Quellen ist die seit 2022 in Deutschland als neuartiges Lebensmittel zugelassene Kaffeekirsche. Erste koffeinhaltige Erfrischungsgetränke mit Kaffeekirschen sind bereits im Einzelhandel und in der Gastronomie zu finden. Laut Verbraucherzentralen können sie als fertiges Aufgussgetränk oder in getrockneter Form zur Zubereitung von Aufgussgetränken in der EU verkauft werden.

Was sind Kaffeekirschen? Sie sind die Steinfrüchte der Kaffeepflanze. Ihren Namen haben sie ihrem Aussehen zu verdanken, denn im reifen Zustand sind sie üblicherweise rot und ähneln somit der Kirsche. Pulpe nennt man das Fruchtfleisch. Die Kaffeebohnen sind die Samen der Kaffeekirsche, die im Innern der Frucht sitzen. Die Pulpe bleibt bei der Gewinnung der Kaffeebohnen als „Abfallprodukt“ übrig und wird auch Cascara genannt – nach dem spanischen „cáscara“ für Schale, obwohl das Fruchtfleisch gemeint ist.

Gut 30 Prozent der Kaffee-Ernte macht die Fruchtschale aus. In den meisten Fällen wird sie entsorgt. Dabei lässt sich daraus ein schnell zubereiteter, rein natürlicher Tee herstellen, der über einen höheren Koffeingehalt verfügt als Kaffee. Kaffeebauern halten sich mit dem belebenden Aufgussgetränk namens Cáscara bereits seit Jahrhunderten wach.

Dazu lässt man die Schalen rund vier Minuten in heißem Wasser ziehen. Der Tee kann anschließend warm oder abgekühlt getrunken und mit Zitrone, Agavendicksaft oder Honig verfeinert werden. Mit dem Geschmack von Kaffee hat der Kaffeekirschen-Aufguss allerdings nicht viel gemein: Die bernsteinfarbene Flüssigkeit hat vielmehr milde Geschmacksnoten von Honig, Orange und Süßholz.

Eine andere natürliche Koffeinquelle ist Mate, eine Pflanze aus Südamerika. Das beliebte Nationalgetränk der Argentinier, der Mate-Tee, zeichnet sich durch seine belebende, anregende Wirkung sowie seine konzentrationsfördernden und immunstärkenden Eigenschaften aus. Argentinier trinken ihn mindestens drei- bis viermal pro Tag, und somit gilt Mate-Tee als das „Hauptgetränk“ des Landes.

Die Blätter des Matebaums werden meist Teemischungen sowie Erfrischungsgetränken und Energydrinks zugesetzt. Mate hat einen ähnlichen Koffeingehalt wie Kaffee: rund 160 Milligramm pro Tasse. Mate-Tees sind inzwischen weit verbreitet, es gibt zudem auch koffeinhaltige, kohlensäurehaltige Getränke mit Mateaufguss.

Guarana soll müde Menschen munter machen. Die Liane, die zu den Seifenbaumgewächsen zählt und ursprünglich aus dem Gebiet des Amazonas stammt, besitzt die fünffache Menge an Koffein im Vergleich zu einer Kaffeebohne. Daher wird die Guarana-Pflanze gerne als Koffein-Liane bezeichnet. In Deutschland ist Guarana vor allem in Form von Pulver als Kapseln oder als Energydrink bekannt.

Nebenwirkungen sind denen ähnlich, die auch bei Konsum von anderen Lebensmitteln mit Koffein auftreten können. Deshalb müssen hierzulande Getränke, die einen Koffeingehalt über 150 Milligramm pro Liter aufweisen, den Hinweis „erhöhter Koffeingehalt, für Kinder und schwangere oder stillende Frauen nicht empfohlen“ tragen. Die maximal empfohlene, über den gesamten Tag verteilte Koffeinaufnahme beträgt rund 400 Milligramm pro erwachsene Person.

Es sind die kleinen roten Früchte der Guarana-Pflanze, die im Inneren die wertvollen, aber bitter schmeckenden Samen, auch Nüsse genannt, enthalten. Diese sind nicht nur reich an Fetten, Eiweißen sowie Stärke, sondern weisen ebenfalls eine hohe Konzentration an Koffein auf. Im Gegensatz zum enthaltenen Koffein der Kaffeebohne entfaltet sich das Koffein der Guarana-Samen allerdings erst nach und nach, da es zugleich an Gerbstoffe gebunden ist. Damit sich das Koffein von Guarana freisetzen kann, müssen zuvor die Gerbstoffe abgebaut sein. Dies hat den Effekt, dass das Koffein der Guarana-Pflanze bis zu sechs Stunden im Körper vorhanden sein und damit eben solange auch seine Wirkung zeigen kann.

Aus Leitungswasser wird Leistungswasser: Immer mehr Anbieter entwickeln Brausetabletten mit Geschmack oder mit natürlichem Koffein angereichert, um Menschen zu motivieren, im Alltag mehr Wasser direkt aus dem Wasserhahn zu trinken. So stellt das österreichische Start-up Waterdrop gleich drei Editionen an Pulverwürfeln – auch „Microdrinks“ genannt – mit natürlichem Koffein her. Neben „Oro“, es enthält Koffein der Guayasa-Pflanze, liefert „Nero“ mit Kolanuss, Aktivkohle und Guarana Energie, und „Shiro“ ist ein Mix aus Kirschblüten mit Ginseng und Malve. Die Drops enthalten nach eigenen Angaben keinen Zucker und ihr Koffeingehalt (zwischen 15 und 23 Milligramm Koffein pro 100 Milliliter) kann etwa mit dem von Kaffee mithalten.

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