Kommentar Einfach nur in Frieden leben

Duisburg · Die Polizei unternimmt in diesen Tagen alles, um den Eindruck zu verwischen, dass es in Marxloh rechtsfreie Räume gibt, also Straßen und Plätze, auf denen unsere Rechte außer Kraft gesetzt sind und das Gesetz des Stärkeren gilt.

Sie weiß aber auch, dass dort abseits der Öffentlichkeit illegales Glücksspiel und Prostitution stattfinden, dass Schutzgelder erpresst und andere kriminelle Geschäfte abgewickelt werden. Mit ihrer verstärkten Präsenz will sie den Kriminellen das Gefühl nehmen, sie könnten sich hier unbehelligt bewegen. Diese "Störaktionen" sind mehr als notwendig, und es stellt sich die Frage, warum so lange nicht gehandelt wurde. Den Behörden, allen voran Polizei und Ordnungsamt, kann doch nicht entgangen sein, was sich da im Stadtnorden zusammenbraute. Wenn ganz normale Bürger inzwischen Angst haben, vor die Türe zu gehen, dann ist das ein Alarmsignal.

Angst ist natürlich eine ganz individuelle Empfindung. Doch nicht nur dem Mutigen gehört die Welt. Die Bürger, die derzeit Unterschriften gegen Missstände in Marxloh sammeln und überwiegend "Eingeborene" sind, sind weder Spinner noch Rechtsradikale. Sie sind ängstlich. Aber zugleich sind sie mutig genug, um denen zu widersprechen, die ihren geliebten Stadtteil schönreden. Sie werden mit Sicherheit keine Gelegenheit bekommen, um am Dienstag mit der Bundeskanzlerin zu sprechen.

Doch sie wollen gehört werden und haben darum ihre Aktion gestartet. Sie ärgern sich über diejenigen, die zwar nicht in dem Stadtteil wohnen, ihnen aber erklären wollen, wie unbegründet ihre Ängste sind und dabei durch die rosarote Brille schauen. Sie wollen nur mit ihren Nachbarn aus verschiedenen Nationen in Marxloh in Frieden leben, weil es ihre Heimat ist. Wer will ihnen das verdenken? hch

(RP)
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