Innenstadt in Duisburg Eine Vorzeigemeile sieht anders aus

Duisburg · In Teilen ist die Duisburger Königstraße ein Schmuckstück. Doch wer genau hinschaut, sieht die Mängel. Auch der angrenzende Sonnenwall verliert zunehmend an Attraktivität, vor allem durch leerstehende Geschäfte.

 Eine grüne Brühe füllt bis Dienstag das Becken am Lifesaver-Brunnen, der sich wieder einmal nicht drehte und Wasser versprühte. Donnerstag war das "Aushängeschild" der Kö wieder in Betrieb und locke etliche Passanten an, die in der Sommerhitze hier ein bisschen Abkühlung suchten.

Eine grüne Brühe füllt bis Dienstag das Becken am Lifesaver-Brunnen, der sich wieder einmal nicht drehte und Wasser versprühte. Donnerstag war das "Aushängeschild" der Kö wieder in Betrieb und locke etliche Passanten an, die in der Sommerhitze hier ein bisschen Abkühlung suchten.

Foto: Reichwein

Oberbürgermeister Link hat sich gerade erst auf der Königstraße mit einem Besen in der Hand ablichten lassen, weil die Glasdächer auf der Kö gereinigt werden. "Mit der Reinigung der Arkaden wird der Einkaufsbummel in der Innenstadt wieder attraktiver", ließ er durch sein Presseamt kundtun. An Attraktivität mangelt es Duisburgs wichtigster Einkaufstraße allerdings aus ganz anderen Gründen.

Es mag sein, dass die Planer der Brunnenmeile an die Betriebskosten gedacht haben. Doch dass in der Stadtkasse mal kein Geld sein würde, um die Wasserspiele laufen zu lassen, das wird ihnen vermutlich nicht in den Sinn gekommen sein. Längst haben die Wirtschaftsbetriebe es übernommen, sich um die Brunnen zu kümmern. Doch auch ihnen scheint es zu teuer zu sein, den defekten Schiffsmaskenbrunnen am Kuhtor und die "Waschmaschine" am Averdunk wieder in Gang zu bringen. In dieser Woche fiel wieder mal der "Lifesaver" aus, so dass in dem Becken eine muffige Brühe mit Algen auf dem Boden schwappt.

 Auf dem Sonnenwall ist der Leerstand besorgniserregend und bringt Ladenbesitzer dazu, gleichfalls über einen Auszug nachzudenken.

Auf dem Sonnenwall ist der Leerstand besorgniserregend und bringt Ladenbesitzer dazu, gleichfalls über einen Auszug nachzudenken.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Wer genauer hinsieht, der stolpert beim Bummel über die Kö über die großen schwarzen Teerflecken. Wo Bodenplatten defekt sind, werden schon seit längerem die Löcher damit gestopft. Das Unkraut in den Rillen fällt hingegen kaum auf, an den sogenannten Baumscheiben, den kleinen Beeten auf der Baumallee, um so mehr. Sicherlich, alles nur Äußerlichkeiten!

 Das Pflaster auf der Kö ist schön, doch dort, wo Platten defekt sind, wird mit Teer "kunstgestopft".

Das Pflaster auf der Kö ist schön, doch dort, wo Platten defekt sind, wird mit Teer "kunstgestopft".

Foto: Christoph Reichwein (crei)
Duisburg: Diese Geschäfte gehören zur Behinderten-Werkstatt
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Anders ist das mit leerstehenden Geschäften, vor allem im hinteren Teil in Richtung Steinsche Gasse. Am Kuhtor kann man zuschauen, wie eine bestimmte Klientel Duisburger ihren Alltag bei schönem Wetter verbringt. Männer und Frauen, bevorzugt mit Bierflaschen in den Händen, lungern dort auf den Bänken vor einem Supermarkt, pöbeln sich oder Unbeteiligte an und verdrücken sich in Ecken, um in der Blase Platz zu schaffen für neue flüssige Nahrung. Die Anlieger protestieren gegen den Zustand immer wieder aufs Neue, und immer wieder ohne erkennbaren Erfolg. Zuletzt hatte sich der Inhaber des Feinkostgeschäftes de Haan deutlich geäußert, als er erklärte, warum er seinen Laden geschlossen hat. Wenn es wieder kälter und nasser wird, dann wird die "Szene" vermutlich wieder einige Meter weiter in Richtung U-Bahn-Haltestelle wandern. Geschützt unter dem Vordach einer der Ausgänge, den die Fahrgäste längst meiden, darf dann weiter gesoffen, gepöbelt und gestritten werden.

Würde die Szene in den hinteren Teil des Sonnenwalls abwandern, fiel sie dort vermutlich kaum auf. Denn ab dem Friedrich-Wilhelm-Platz wird es dort mit jedem Meter gruseliger. Ebenso wie dort gibt es auch im vorderen Teil immer mehr Geschäftsleute mit Abwanderungsgedanken. Einer von ihnen ist Boris Roskothen, Geschäftsführer des gleichnamigen Spielwarenladens am Sonnenwall und Vize-Präsident der IHK Niederrhein. Weil die Finanzierung seines Ladens nicht mehr gesichert ist, habe er bereits mehrfach versucht, sein Geschäft zu vermieten - ohne Erfolg. Investitionen von Einzelhändlern in Duisburg blieben schon lange aus. "Ich frage mich schon lange, ob ich mit meinem Laden am falschen Standort bin", sagt Roskothen. Neben zunehmenden Leerständen in seiner unmittelbaren Nachbarschaft ärgert er sich über die fehlende Kommunikation seitens der Stadt.

Bestes Beispiel: Zum Jahresbeginn hatte die Firma Ströer im Auftrag des Stadtmarketings eine neue Werbefläche, ein sogenanntes City-Light-Poster, auf dem Sonnenwall aufgebaut. Ohne jede Ankündigung habe die Werbefläche auf einmal vor dem Spielwarengeschäft und der Bio-Bäckerei Schomaker gestanden. Die Folge: Andreas Schomaker konnte seine Markise nicht mehr ausfahren. Backwaren schmorten in der Sonne, Schokolade schmolz dahin. Sofort forderten Roskothen und Schomaker eine Verlegung der Werbefläche. Mehrere Monate dauerte der Prozess, bis das City Light zum Wochenbeginn verrückt wurde. Die Info hierüber kam aber nicht von der Stadt. Die Bauarbeiten waren von den Mitarbeitern ganz einfach beobachtet worden. "Der Sonnenwall krankt. Doch statt konstruktiver Gespräche gibt es immer nur heiße Luft", sagt Schomaker, der über eine Aufgabe seiner Filiale am Sonnenwall nachdenkt.

Boris Roskothen fordert dringend ein ganzheitliches Konzept für die Innenstadt. "Man muss mehr in die Richtungen Livestyle und Event denken", sagt Roskothen. Doch einen Blick hierfür schreibt er dem Rat ganz offen ab.

(apd)
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