Serie Unser Rhein (Folge 4) Begrenzter Raum für Spaß am Wasser

Duisburg · In Duisburg gehört das Rheinufer spätestens seit Beginn der Industrialisierung vor allem produzierenden Unternehmen. Wohnen am Wasser war hier lange ebenso eine Ausnahme wie Freizeitspaß mit Blick auf den Strom.

 "Ziegenpeter" heißt das Restaurant mit der roten Fassade, in dem Menschen mit und ohne Behinderung für das Wohl der Gäste sorgen. Eine großzügige Sandfläche trennt es von der Kaimauer am Rhein.

"Ziegenpeter" heißt das Restaurant mit der roten Fassade, in dem Menschen mit und ohne Behinderung für das Wohl der Gäste sorgen. Eine großzügige Sandfläche trennt es von der Kaimauer am Rhein.

Foto: Archiv

Was wäre Duisburg ohne den Rhein? Ganz einfach: nichts. Über ihn kamen einst die Römer in die Region der heutigen Stadt. Über ihn drangen die Wikinger ein. Er war von jeher die Wasserautobahn für den Abtransport und die Anlieferung von Waren. Auch schon zu einer Zeit, als sich die Stadt noch nicht damit schmücken konnte, den größten Binnenhafen - einst der Welt, heute Europas - zu haben.

 Reste der alten Industrieanlagen blieben erhalten und sind von Sprayern mit Kunstwerken ausgeschmückt worden.

Reste der alten Industrieanlagen blieben erhalten und sind von Sprayern mit Kunstwerken ausgeschmückt worden.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Fast 40 Kilometer lang schiebt sich der Fluss durchs Stadtgebiet und zerteilt es in zwei Hälften. Vom Süden bis zum nördlichen Stadtrand verbinden fünf Straßenbrücken die beiden Teile. Hinzu kommen zwei Eisenbahnbrücken in Hochfeld und Beeckerwerth sowie eine Fährverbindung von Walsum ins linksrheinische Orsoy. Romantik und Idylle sind an den Ufern eher Mangelware. In Duisburg wird am Rhein vor allem gearbeitet, was zur Folge hat, dass den Bürgern der Weg an den Fluss früher nahezu fast überall versperrt war.

Wohnen am Rhein war allerdings auch über Jahrzehnte kein Vergnügen. Der Fluss müffelte, nein, er stank bestialisch nach Öl, Benzin und Chemie. Fische aus dem Rhein waren unverzehrbar, Badevergnügen war ausgeschlossen. Und wie ein Märchen klangen die Erzählungen der Eltern, die in ihrer Kindheit noch über Eisschollen von einem ans andere Ufer gelaufen waren. Heute ist das wegen der hohen Wassertemperatur infolge industrieller Einleitungen undenkbar.

Das Ufer gehörte in Duisburg den Mannesmännern, den Krupps und den Thyssens und allen anderen Industriellen und Firmeninhabern, die den Fluss nutzten, um sich Rohstoffe liefern zu lassen und ihre Waren in die Welt zu versenden. Und es gehörte der Duisburger Hafengesellschaft, die Millionen Tonnen an Stückgütern umschlug. Doch irgendwann brummte es in den Hütten weniger, sank der industrielle Platzbedarf, sorgten steigende Umweltschutzauflagen dafür, dass Schadstoffe nicht mehr einfach in den Fluss abgeleitet werden durften. Die Wasserqualität besserte sich merklich, und es wuchs der Wunsch der Bürger, den Fluss zum Baden und für andere Freizeitaktivitäten zurückzubekommen. Bei den Stadtpolitikern stieg der Ehrgeiz, diese Wünsche zu erfüllen. In den 90er Jahren entstand die Idee des Rheinparks in Hochfeld, die nach langer Planungsphase vor einigen Jahren realisiert wurde. Auf dem Gelände, dass der Stahlkonzern Mittal nicht mehr benötigte, wurden Wiesen angelegt, ein Parcours für Skater gebaut. Es entstand eine weit ausladende Terrasse mit Blick über den Fluss und ein großzügig dimensionierter Sandstrand mit einer Gastronomie, die von der Behindertenwerkstatt gemanagt wird. Im Laufe der nächsten Jahre soll dieser Grünzug am Wasser noch erweitert werden. Der Freizeit-Lebensraum am Fluss in Duisburg wird aber auch dann begrenzt bleiben. Denn für die Industriestadt Duisburg ist der Fluss als Wirtschaftsader nach wie vor von größerer Bedeutung.

(RP)
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