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Schwerbehinderte Fachkräfte Engagiert, qualifiziert – aber arbeitslos

Duisburg · Die Freie Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen appelliert an die Wirtschaft, mehr schwerbehinderte Fachkräfte einzustellen. Viele Menschen mit Handicap sind hochqualifiziert.

 Sabine Depew ist Diözesan-Caritasdirektorin des Ruhrbistums.

Sabine Depew ist Diözesan-Caritasdirektorin des Ruhrbistums.

Foto: Achim Pohl

Fast  60 Prozent der rund 47.000 schwerbehinderten Arbeitslosen in NRW sind hochqualifiziert. Die Wirtschaft könnte sie als Fachkräfte einsetzen. Die Freie Wohlfahrtspflege im Ruhrgebiet fordert, die Beschäftigungssituation schwerbehinderter Menschen in der Region zu verbessern.

Mit dem Arbeitslosenreport belegt die Freie Wohlfahrtspflege, dass arbeitslose Schwerbehinderte nicht im gleichen Maße von der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt profitieren wie nicht-schwerbehinderte arbeitslose Menschen. Und das, obwohl sie im Schnitt besser qualifiziert sind als Arbeitslose ohne Schwerbehinderung. Gleichzeitig beklagen viele Arbeitgeber, keine qualifizierten Fachkräfte auf dem Bewerbermarkt zu finden. Eine weitere Diskrepanz zeigt sich in der realen Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen vor allem bei privaten Arbeitgebern.

Der aktuelle Arbeitslosenreport zeigt auf, dass die Zahl gesetzlich vorgeschriebener Pflichtarbeitsplätze aufgrund zunehmender sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse ebenfalls stetig anwächst. Denn ab einer Größe von 20 Arbeitsplätzen ist jeder Arbeitgeber verpflichtet, wenigstens fünf Prozent seiner Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Steigt die Beschäftigtenzahl generell, sind die Betriebe gefordert, weitere Pflichtarbeitsplätze zu besetzen oder aber sich mit der Bezahlung einer „Ausgleichsabgabe“ von dieser Verpflichtung „freizukaufen“. Landesweit betrachtet hat sich der Anteil unbesetzter Pflichtarbeitsplätze bei Arbeitgebern der Privatwirtschaft über die  vergangenen Jahre nicht bedeutend verringert.

Für den überwiegenden Teil der Städte im Ruhrgebiet ist festzustellen, dass trotz einer insgesamt besseren Gesamtentwicklung am Arbeitsmarkt der Anteil der schwerbehinderten Arbeitslosen an allen Arbeitslosen im Vergleich von März 2017 zu März 2018 von 6,9 Prozent auf 7,5 Prozent gestiegen ist. Gleichzeitig sind im Ruhrgebiet im Jahr 2016 bei privatgewerblichen Betrieben mit Ausnahme der Stadt Duisburg und des Ennepe-Ruhrkreises über 20 Prozent der Pflichtarbeitsplätze unbesetzt geblieben sind – und das, obwohl 57,4 Prozent der schwerbehinderten Arbeitslosen im Ruhrgebiet eine berufliche Qualifikation haben. Sie werden von Seiten der Agentur für Arbeit oder der Jobcenter als Fachkraft, Spezialist oder Experte eingestuft. Von den nicht-schwerbehinderten Arbeitslosen erfüllen nur 37,8 Prozent im Ruhrgebiet dieses Anforderungsniveau.

„Für unsere Region benötigen wir eine Initiative, damit private Arbeitgeber die Chancen für die Beschäftigung schwerbehinderter Fachkräfte erkennen“, so Sabine Depew, Diözesan-Caritasdirektorin des Ruhrbistums, „wir haben doch hier eine klassische Win-Win-Situation – Fachkräfteprobleme bei Arbeitgebern lösen und mehr schwerbehinderten Arbeitslosen eine nachhaltige Beschäftigung und soziale Teilhabe ermöglichen.“ Sollte zukünftig keine deutliche Verbesserung bei der Beschäftigungsquote schwerbehinderter Menschen auf Seiten der Arbeitgeber erkennbar sein, fordert die Freie Wohlfahrtspflege in NRW dazu auf, ernsthaft über die Höhe der „Ausgleichsabgabe“ nachzudenken. Mit zusätzlichen Mitteln könnten mehr inklusive Arbeitsplätze zum Beispiel bei Inklusionsbetrieben eingerichtet, aber auch zusätzliche Beratungs- und Coachingangebote für Unternehmen angeboten werden. Sie tragen dazu bei, Vorbehalte und Ängste von Arbeitgebern gegenüber einer Beschäftigung schwerbehinderter arbeitsloser Menschen abzubauen.

(RP)
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