Ein Förster klärt auf Der Wolf und das wilde Duisburg

Duisburg · Bislang wurde eine Wölfin in der Walsumer Rheinaue gesichtet. Irgendwann werden Wölfe wohl auch anderenorts in der Stadt auftauchen, glaubt Förster Axel Freude. Ob das ein Problem wird, ist offen. Der Bestand an wilden Tieren erstaunt.

 Der Wolf wurde hierzulande vor 180 Jahren ausgerottet. Jetzt ist er zurück.

Der Wolf wurde hierzulande vor 180 Jahren ausgerottet. Jetzt ist er zurück.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Bislang hat noch kein Wolf aus dem Wolfssee im Duisburger Süden getrunken. Es würde Förster Axel Freude aber nicht wundern, wenn demnächst ein Wolf dort auftauchen würde. Schließlich lief im vergangenen Jahr eine Wölfin in der Walsumer Rheinaue in eine Fotofalle, die eigentlich für Waschbären aufgestellt worden war, weil diese am Boden brütende Vögel dezimiert hatten. Angst vor dem „bösen Wolf“ hat Axel Freude nicht. Im Grunde ist er, wie viele andere Naturfreunde auch, hin und hergerissen bei dem Tier. Einerseits ist er froh, dass ein Lebewesen, das hierzulande vor rund 180 Jahren ausgerottet wurde, wieder zurückgekehrt ist, andererseits kann ein Wolf in einer so dicht besiedelten Gegend wie es unsere Region ist, problematisch sein.

Das hat Freudes Kollege Michael Herbrecht aus Hünxe übrigens persönlich erfahren. Der hielt vier Schafe, von denen drei von der Wölfin gerissen wurden. „Das dritte ist so traumatisiert, dass es nicht mehr nach draußen möchte und jetzt per Hand gefüttert wird.“ Man dürfe die Gefahr von Wölfen aber nicht überschätzen, sagt Freude. Wildernde oder aggressive Hunde seien für Menschen viel gefährlicher als Wölfe, die normalerweise Menschen aus dem Weg gingen. Gleichwohl möchte er nicht ausschließen, dass man irgendwann auch hier den ein oder anderen „Problemwolf“ einfangen oder gar schießen wird.

Schon jetzt warnt Freude davor, dass man beim Wolf den gleichen Fehler macht wie bei den Füchsen. Einige durchaus wohlmeinende Zeitgenossen hätten in Duisburg Füchse mit Futter angelockt, um sie einfacher beobachten zu können. Mit der Zeit verlieren die Füchse bei diesem Angebot die Scheu vor Menschen. Schon jetzt leben, so Freude, von den etwa 2500 Duisburger Füchsen 1500 vorzugsweise in den Wohngebieten, die anderen im Wald und in den Rheinwiesen.

Von einer „Fuchsplage“ möchte Freude indes nicht sprechen, überhaupt sei die menschliche Einschätzung, ob eine Tierpopulation zu groß ist, stets relativ. Füchse beispielsweise vertilgen viele Mäuse und Ratten, haben auch die Rolle einer „Gesundheitspolizei in der freien Natur“. Andererseits dezimieren Füchse bodenbrütende Vögel. In Duisburg würden jährlich rund 400 Füchse gejagt, etwa 100 seien darüber hinaus gemeldete Opfer des Straßenverkehrs. Die Dunkelziffer der von Autos überfahrenen Füchse sei indes groß.

Das größte Wildtier auf Duisburger Stadtgebiet (außer dem einen gesichteten Wolf) ist das Reh, deren Zahl bei etwa 350 liegen dürfte. Rehe sind Tiere, denen die Menschen fast immer mit Sympathie begegnen. Das positive Bild trübt sich aus Förstersicht ein wenig, weil so genanntes Schalenwild Verbissschäden verursacht. Rehe knabbern gerne an jungen Bäumen, auch an solchen, die man im Duisburger Wald gerne wachsen sehen möchte. Wildschweine gibt es bislang im Duisburger Wald nicht. Ob das so bleibt, ist ungewiss, da es in den umliegenden Städten Wildschweine gibt, die nicht nur Waldböden, sondern auch Gärten durchpflügen.

Zu den in Duisburg gern gesehenen Wildtieren gehören Dachs, Storch, Uhu und Kolkraben. Während Störche auf Duisburger Wiesenflächen immer häufiger gesehen werden, gehört schon viel Glück dazu, einen Dachs oder einen Uhu zu sichten. „Aber sie gibt es hier wirklich“, versichert Freude. Kolkraben sind doppelt so groß wie Krähen, die man hierzulande sehr häufig sieht, was gelegentlich Sorgen macht, da Krähen auch seltene Amphibien (Eidechsen) und sogar neu geborene Hasen fressen, die seit einigen Jahren immer seltener auf Duisburger Stadtgebiet zu finden sind. Gründe für den Rückgang der Hasen sind nach Freudes Vermutung zum einen die Reduzierung ihres natürlichen Lebensraums, zum anderen wohl auch Spritzmittel, die das Immunsystem der Tiere schwächten.

Der Bestand an Kaninchen habe sich aus Förstersicht eingependelt. In den 80 Jahren habe es in Duisburg eine Art „Kaninchenschwemme“ gegeben. Die Myxomatose, auch Kaninchenpest genannt, habe den Bestand reguliert. Sorgen macht Freude zurzeit eine Infektionskrankheit, die den Bestand der Amseln dezimiert. Auch scheint die Zahl der Meisen und anderer Singvögel in Duisburg zurückzugehen. Darauf deuten Beobachtungen von Gartenbesitzern hin, deren Vogelfutterstellen weniger als in den Vorjahren aufgesucht werden.

Zufrieden könne man, so Freude, mit dem Bestand an Greifvögeln sein. Auch Gänse gebe es hier reichlich. Und wenn der Fuchs die Wildgans stiehlt, dann sei das okay.

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