Duisburg Das Gesicht zur Stimme im Radio

Duisburg · Sven Pistor, der im WDR die Bundesliga-Sendung "Liga Live" moderiert, war mit seinem Programm "Lektion Bundesliga" im Grammatikoff zu Gast.

Duisburg: Das Gesicht zur Stimme im Radio
Foto: Zoltan Leskovar

Die Stimme hören die Bundesligafans jeden Samstag. Nun gab es das passende Gesicht dazu. Nach "Taktik, Liedgut und Kabine" bot der Radio-Mann auch in der zweiten Auflage von "Pistors Fußballschule" zwei Halbzeiten lang beste Unterhaltung mit unglaublichen Storys, schrägen Typen und jeder Menge Kuriositäten. Für das obligatorische Stadionbier war auch gesorgt, nur den bei Fußballfans beliebten Bratwurststand suchte man vergebens.

Der Fußball-Experte war nicht allein gekommen, Reporter-Kollege Burkhard Hupe stand ihm bei dem vergnüglichen Fußballabend gut gelaunt zur Seite. Zum festen Bestandteil der Show gehört, dass jeweils ein "Fußball-Hero" aus der Region dem Publikum präsentiert wird. Was lag da näher, als MSV-Legende Bernard Dietz auf die Bühne zu bitten? Pistor sprach "Ennatz" prompt auf die aktuelle Situation beim MSV an. Der Ex-Nationalspieler ist sich sicher, dass am Ende der Saison der Aufstieg stehen wird. Deutlich brachte er aber auch zum Ausdruck, wie sehr ihn der aus seiner Sicht unnötige Abstieg immer noch wurmt: "Eine Katastrophe, das hätte nie passieren dürfen."

Lustiger wurde es, als die "üblichen Verdächtigen" per Einspieler ihre Sprüche loslassen durften. Eine Bank ist dabei immer Lothar Matthäus, der die Tätigkeit von Spielerfrauen so beschrieb: "Frauen stehen am Herd, kochen ihren Mann." Olaf Thon war ebenfalls immer für seine gewählte Ausdrucksweise bekannt. Ein unglückliches Foulspiel beschrieb er so: "Ich habe meinen Gegenspieler nur leicht retuschiert." Aber auch die früher beliebten "Gesangsausflüge" mancher Kicker sorgten für Heiterkeit. So war Bertie Vogts als eine Art "Rapper" zu hören, Beckenbauers "Gute Freunde" durfte nicht fehlen, und auch Schalkes Kremers-Zwillinge überraschten mit ungewöhnlichem Liedgut ("Das waren die Revier-Amigos"). Interessant und für heutige Ohren eher ungewöhnlich war die Ankündigung der ersten WDR-Bundesliga-Sendung im Jahr 1963, die Kult-Reporter Kurt Brumme im Stile einer "amtlichen Verlautbarung" mit getragener Stimme vortrug.

Reporter Hupe erinnerte sich daran, dass das erste Bundesligator radiotechnisch verpasst wurde: "Das Blöde war, dass die fünf Minuten zu spät angefangen haben, die haben das Tor des Dortmunders Konietzka gar nicht auf dem Sender gehabt." Als Sternstunde der beliebten Bundesliga-Konferenz (jeweils ab 16.50 Uhr) gilt der letzte Spieltag der Saison 1998/99, als noch fünf Teams gegen den Abstieg kämpften. Jede Menge Tore in den letzten Minuten sorgten immer wieder für ein neues Tabellenbild, am Ende hatte es die erwischt, die es am wenigsten erwartet hatten. Reporter Günther Koch meldete sich kurz vor Spielschluss niedergeschlagen: "Hier ist Nürnberg, wir melden uns vom Abgrund."

Die dramatischen vier Minuten, als in Schalke schon die Meisterschaft gefeiert wurde, bevor Bayerns Andersson in Hamburg noch ausglich, war ebenso ein großes Thema wie die legendäre Trapattoni-Pressekonferenz und der Bundesliga-Skandal im Jahr 1971, als am letzten Spieltag in etlichen Stadien "Menschen mit vollen Geldkoffern" saßen.

Burkhard Hupe erinnert sich, dass die Bestechung in Schalke - Bielefeld hatte den Schalkern 40.000 Mark für einen Sieg geboten und gewann auch 1:0 - bald schief gegangen wäre: "Die ganze Mannschaft wusste Bescheid, nur Torwart Burdenski nicht. Der hielt wie ein Weltmeister."

VOLKER POLEY

(RP)
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