Interview mit Mirjam Dietz und Philipp Kronen „Wir werden immer hier vertreten sein“

Düsseldorf · Die Igedo-Geschäftsführer über die Modestadt Düsseldorf und die Bedeutung von Moskau und Berlin für ihr Geschäft.

Interview mit Mirjam Dietz und Philipp Kronen: „Wir werden immer hier vertreten sein“
Foto: Endermann, Andreas

Was beschäftigt Sie momentan am meisten - Düsseldorf, Berlin, Moskau?

Dietz Bei uns gilt ganz klar der Spruch: Nach der Messe ist vor der Messe, und zwar gleich bei mehreren Veranstaltungen. Irgendetwas passiert immer. Momentan bereiten wir natürlich intensiv die "Gallery" in Berlin vor, die im Juli erstmals in einer neuen Location stattfindet, den Opern-Werkstätten.

Kronen Dann haben wir bald die Premiere unserer Kindermodemesse "Little Gallery" in Düsseldorf. Im September folgt die CPM in Moskau vor, die für uns eine besonders wichtige Veranstaltung ist. Wir können uns also nicht gerade über Langeweile beklagen.

1600 Kollektionen, fast 20000 Besucher: Die CPM hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt?

Kronen Inzwischen haben wir dort ja auch jahrelange Erfahrung und haben viel dafür gearbeitet, dass es so gut läuft. Wir machen momentan rund 75 Prozent unseres Umsatzes mit der CPM und freuen uns, dass unser Konzept erfolgreich ist. Der russische Markt mit seiner wachsenden Kaufkraft ist sehr interessant für die Branche, dort gibt es noch viel Potenzial. Die Kunden in Osteuropa wünschen sich gute und ausgefallene Kollektionen. In Berlin ziehen Sie vom Café Moskau in die Opern-Werkstätten um, wo Sie deutlich mehr Platz haben.

Bedeutet das, dass Berlin an Bedeutung gewinnt - auf Kosten Düsseldorfs?

Kronen Richtig ist, dass wir künftig dreimal so viele Kollektionen unterbringen können wie vorher im Café Moskau. Dort haben wir uns auch sehr wohlgefühlt, aber es wurde einfach zu klein. Der Standort Berlin ist für uns wichtig, und mit diesem Wachstum können wir uns dort entscheidend weiterentwickeln. Ich würde aber nicht sagen, dass das auf Kosten Düsseldorfs geht. Es sind ja verschiedene Veranstaltungen mit verschiedenen Ausrichtungen.

Aber bleiben nicht in Düsseldorf Einkäufer weg, die schon in Berlin die Messe besucht haben? Kronen Nein, das sind teilweise unterschiedliche Kunden und vor allem auch unterschiedliche zeitliche Abläufe innerhalb der Saison. Nach wie vor gilt beispielsweise, dass Berlin vor allem ein wichtiger Treffpunkt für die Branche ist. Hier verschaffen sich die Leute einen ersten Eindruck und knüpfen Kontakte. In Düsseldorf wird dann mehr geordert.

Dietz Das bedeutet aber nicht, dass bei der Berliner Fashion Week vor allem gefeiert wird. Man darf sich das nicht so vorstellen, dass dort nur eine Party nach der anderen stattfindet. Dort wird schon ernsthaft gearbeitet, nur eben etwas anders: Man redet viel miteinander, man pflegt Kontakte und knüpft neue. Viele Kollektionen sind zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht komplett fertig, aber es gibt schon einen ersten Eindruck. Einige Einkäufer , vor allem aus dem Ausland ordern bereits in Berlin, da sie nicht zweimal nach Deutschland reisen, aber das Hauptordergeschäft findet in Düsseldorf statt. Die Einkäufer aus Osteuropa beispielsweise kommen ausschließlich nach Düsseldorf, was den Standort auszeichnet. Es ist viel in Bewegung. Kann sein, dass die Abläufe in einigen Jahren wieder ganz anders sind.

Bekennen Sie sich also auch langfristig zur Modestadt Düsseldorf?

Kronen Diese Frage stellt sich gar nicht, immerhin ist Düsseldorf unser Heimat-Standort und eine wichtige Modestadt. Wir werden natürlich immer hier vertreten sein. Ein Bekenntnis dazu war ja auch schon die Tatsache, dass wir die Botschaft an der Cecilienallee, das ehemalige US-Generalkonsulat, langfristig ganzjährig angemietet haben.

Kritiker merken aber an, dass der Platz, den Sie dort zur Verfügung haben, bei den letzten Veranstaltungen schon ausgebucht war. Wachstum ist dort also nicht mehr möglich?

Dietz Wir glauben, dass die Möglichkeiten in der Botschaft für uns optimal sind - auch wenn Platz ein knappes Gut darstellt. Uns ist es lieber, eine Warteliste zu führen und an der Qualität des Ausstellerportfolios zu arbeiten, als eine überdimensionale Fläche zur Verfügung zu haben, die dann teilweise leer steht. Wenn sich langfristig herausstellen sollte, dass der Platz dort absolut nicht reicht und wir zu viele Anfragen ablehnen müssen, dann können wir darüber neu nachdenken.

Werden Sie in die Botschaft investieren?

Kronen Wir haben uns auch deshalb für die ganzjährige Anmietung entschieden, damit wir dort nach unseren Vorstellungen gestalten können. Bei den bisherigen Veranstaltungen hat sich gezeigt, dass die Besucher sich sehr wohlgefühlt haben und die Atmosphäre stimmt.

Dietz Arbeiten wollen wir jetzt noch an Details wie beispielsweise dem Boden - der muss angenehm sein und gleichzeitig auch robust, um beispielsweise die Belastung durch Stöckelschuhe auszuhalten. Dazu kommen noch technische Dinge wie die Beleuchtung.

Damit sich die Anmietung lohnt, brauchen Sie zusätzliche Veranstaltungen wie die Kindermesse "Little Gallery". Wie gut sind deren Aussichten, wenn nun auch Köln eine solche Veranstaltung macht?

Dietz Wir haben schon länger darüber nachgedacht, welche Rolle die Kindermode für uns spielen könnte, zumal wir in Moskau eine sehr erfolgreiche CPM Kids mit allen maßgeblichen Designern und Herstellern veranstalten. Einfach ist dieser Bereich nicht, zumal es europaweit nur noch wenige spezialisierte Einzelhändler für Kindermode gibt - große Ketten wie H&M oder Zara haben den Markt verändert. Trotzdem bietet die Kindermode viel Potenzial. Wir waren immerhin die Ersten, die die Pläne für eine solche Kindermodemesse öffentlich gemacht haben. Dass nun auch Köln mit einer solchen Veranstaltung antritt, konnten wir ja nicht beeinflussen.

Langfristig werden aber nicht zwei Kindermessen bestehen können, die so eng beieinander liegen? Kronen Dessen sind wir uns bewusst. Wir glauben allerdings, dass wir mit unserer besonderen Atmosphäre abseits der klassischen Messe-Hallen gute Chancen haben, eine erfolgreiche Veranstaltung zu bieten. Und für die erste Auflage haben wir auch schon einige interessante Aussteller gewonnen, beispielsweise Harald Glööckler mit seiner Kollektion "Princess for a day". Viele andere potenzielle Aussteller werden sich das Ganze sicher erst einmal ansehen und dann entscheiden, ob sie auch selbst dabei sein wollen.

Warum glauben Sie, dass die Aussichten jenseits klassischer Messe-Hallen besser sind?

Kronen Die Sicht der Hersteller hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Die investieren ihr Budget lieber in ihre eigenen Vertriebskanäle und wollen nicht mehr so viel in Messe-Auftritte investieren wie früher, was sich auch auf die Gestaltung der Stände auswirkt. Auf der anderen Seite ist die Atmosphäre wichtiger geworden. In der Botschaft können Aussteller ohne großen Aufwand eine Atmosphäre schaffen, die zum Thema passt. Immerhin geht es bei uns um Mode.

(EW)
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