Düsseldorf Tonhallen-Nachwuchs probt in einem ehemaligen Bunker

Düsseldorf · Würde nicht ein Hinweisschild an der Mauer hängen, wähnte man sich bestimmt nicht an einem kreativen Ort. Denn die erstaunlich hohen grauen Betonplatten, die sich zu einem uninspirierten Rechteck verschließen, strahlen vor allem eines aus: Tristesse.

 Das Kinderorchester - angeleitet von Carola von marschall - schätzt die Akusttik des Proberaums im Dachgeschoss.

Das Kinderorchester - angeleitet von Carola von marschall - schätzt die Akusttik des Proberaums im Dachgeschoss.

Foto: Anne Orthen

Doch der ehemalige Bunker am Gatherweg in Lierenfeld hat neuerdings eine andere Bestimmung als den Schutz vor äußerlichen Bedrohnungen. Hier ist auf Betreiben des Eigentümers Gil Bronner der "Musikbunker" entstanden: der Ort, an dem das Jugendsinfonierochester, das Kinderorchester und das "notabu.ensemble neue musik" der Tonhalle, künftig proben können.

Die drei Ensembles luden nun zur Eröffnung in den Bunker. Das Kinderorchester spielte passenderweise die neunte Sinfonie von Antonín Dvoràk "Aus der Neuen Welt", angeleitet von Carola von Marschall. Mark-Andreas Schlingensiepen dirigierte das Notabu-Ensemble zu ungewöhnlicher Musik von Edgar Varèse und das Jugendsinfonieorchester schloss mit dem vierten Satz aus der zweiten Sinfonie von Schubert, geführt von Ernst von Marschall.

Der Weg zu dem Proberaum im Dachgeschoss mit seiner großartigen Akustik, wie Kulturdezernent Hans-Georg Lohe bei der Eröffnung lobte, war jedoch lang. Das Jugendsinfonieorchester probte früher im Humboldt-Gymnasium, das aber immer seltener frei war. Die Nachwuchsmusiker protestierten wegen dieser widrigen Bedingungen sogar vor dem Rathaus. Den Umbau des Bunkers finanziert Bronner, die Stadt mietet ihn langfristig an. Mit dem "Musikbunker" will die Stadt auch der Rock-Szene zu Proberäumen verhelfen.

Auch Oberbürgermeister Thomas Geisel war Gast der Eröffnungsfeier. In Düsseldorf lebten etliche akustisch hochsensible Menschen, weshalb sich ein Bunker als Proberaum angeboten hätte, befand Geisel. "Wenn die Hochsensibelchen aber wüssten, wie gut hier gespielt würde, würden sie häufiger die Fenster öffnen", sagte Geisel. Ein etwas kompliziert ausgedrücktes Lob für die musikalische Begabung der Ensembles.

(her)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort