Oberkassel Afrikaner Bright im Glück

Oberkassel · Bright Asempa sollte abgeschoben werden, weil er volljährig und ohne Job war. Die Familie Löffelsend sorgte dafür, dass er bleiben kann. Obwohl sie bereits einen Lehrling hatte, gab sie ihm einen Ausbildungsvertrag.

 Angelika und Rolf Löffelsend wollten Bright Asempa aus Ghana helfen, in Deutschland zu bleiben. Nun wird er in ihrer Werkstatt Tischler.

Angelika und Rolf Löffelsend wollten Bright Asempa aus Ghana helfen, in Deutschland zu bleiben. Nun wird er in ihrer Werkstatt Tischler.

Foto: hans-jürgen bauer

Es war äußerst knapp: An einem Freitag im September bekam der junge Afrikaner Bright Asempa die Aufenthaltsgenehmigung - am darauffolgenden Montag begann bereits der Unterricht in der Berufsschule. Glück für Bright, der jetzt im kleinen Ausstellungsraum der Tischlerei von Angelika und Rolf Löffelsend auf einem Hocker sitzt und seine Meisterin anstrahlt. "Ich bin so glücklich, dass ich einen Lehrvertrag bekommen habe und nun drei Jahre den Beruf des Tischlers und Restaurators erlernen kann", sagt er und erzählt bereitwillig und nicht weniger strahlend seine Geschichte, die mit der Ausreise aus Ghana begann und die in Oberkassel erst einmal ein gutes Ende gefunden hat.

"Mein Vater, der nach Italien ausgewandert war, hat meine Mutter, meinen Bruder und mich zu sich nach Bergamo geholt. Damals war ich fünf Jahre alt, mein Bruder Bismark zwei Jahre älter." Der Vater sei von Beruf Tischler gewesen, habe aber in Italien als Müllwerker gearbeitet. Heimisch wurde die Familie in der Fremde nicht, die Eltern trennten sich, die Mutter reiste mit ihrem neuen Mann nach Deutschland und fand in Düsseldorf eine Bleibe. Die Söhne, die acht Jahre in Italien lebten, holte sie zu sich. "In Deutschland wurde aber mein italienischer Schulabschluss nicht akzeptiert, ich ging also wieder zur Schule und holte meinen Hauptschulabschluss nach", sagt er und ergänzt dankbar: "Ich bekam Förderunterricht, lernte Deutsch." Inzwischen kommt er mit der fremden Sprache gut zurecht. Glück für ihn, dass er bei seiner Suche nach einem Schülerpraktikum an die Tischlerei Löffelsend geriet. "Sie haben eine so schöne Webseite", erklärt er seine Wahl. "Wir sind bei den Institutionen als Ausbildungsbetrieb gemeldet", ergänzt Angelika Löffelsend. Und: "Wir setzen uns sehr für interessierte junge Leute ein."

14 Tage guckte der junge Afrikaner Meister Löffelsend über die Schulter, danach besuchte er die Löffelsends öfter, weil er die Tischlerei für sich entdeckt hatte. "Alle waren so nett zu mir", erinnert er sich. Kein Wunder, ist Bright doch hochmotiviert "und lernt sehr schnell", lobt die Meisterin. Und dann wurde alles anders, kam der Tag des 18. Geburtstags. Statt Glückwünschen flatterte die Ausweisung aus Deutschland ins Haus, hatte Bright doch anders als Bruder und Stiefvater keine Arbeit beziehungsweise keinen Ausbildungsplatz vorzuweisen. "Nach Ghana wollte ich nicht zurück, kenne niemanden dort." In seiner Not wandte er sich an die Löffelsends. "Es war herzzerreißend", erinnert sich die Geschäftsfrau. "Wir hatten zu der Zeit bereits einen Lehrling und wollten eigentlich keinen zweiten einstellen." Doch das Glück blieb Bright treu. Denn: "Wir haben es uns dann anders überlegt und ihn eingestellt." Ein Grund sei neben seiner freundlichen aufgeschlossenen Art sein handwerkliches Geschick und Engagement gewesen. "Und weil wir ihn sehr gern haben", fügt sie hinzu. Obwohl der Lehrvertrag frühzeitig an die Behörde geschickt worden war, dauerte es lange, bis die Aufenthaltsgenehmigung eintraf, zwei Tage vor Beginn der Berufsschule.

Drei Jahre lang lernt Bright Asempa nun das Handwerk im Betrieb an der Lanker Straße in Oberkassel. In seiner Freizeit ist er im Fitnessstudio oder beim Joggen am Rhein anzutreffen. Ebenfalls in evangelischen Kirchen, nicht nur als Gläubiger, sondern auch als Musiker. "Ich spiele Schlagzeug bei Konzerten in Aachener und Düsseldorfer Kirchen." Manchmal begleitet ihn seine Freundin, die ebenfalls aus Ghana stammt und auf einen Medizin-Studienplatz hofft. "Sie will Ärztin werden", sagt Bright. "Ich wünsche ihr so viel Glück, wie ich es bisher hatte."

(RP)
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