Rückzugsort in Düsseldorf Ein Besuch im Still-Café in Kaiserswerth

Kaiserswerth · Stillen in der Öffentlichkeit kann problematisch sein. Daher gibt es im Düsseldorfer Stadtteil Kaiserswerth einen Rückzugsort.

 Beim Stillcafé stehen der Austausch und der Spaß im Vordergrund.

Beim Stillcafé stehen der Austausch und der Spaß im Vordergrund.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

In einem Kreis auf dem Boden sitzen 17 Mütter. Auf einem Teppich aus bunten Decken direkt vor ihnen liegen ebenso viele Babys unter sechs Monaten, die sich fröhlich hin und her wälzen, das eine oder andere glucksende Lachen von sich geben und einander neugierig beobachten. Wenn sich einem dieses Bild in einem Nebenraum des „Florence Inn“, der Cafeteria der Kaiserswerther Diakonie, bietet, dann ist es eindeutig wieder Zeit für das Still-Café.

In zwei Gruppen treffen sich 15 bis 25 Mütter jeden Dienstag, um ein paar Stunden miteinander zu reden, lachen, und eben auch um zu stillen. Der alte Konferenzraum ist wie geschaffen für diesen Zweck, so Organisatorin und Laktationsberaterin Anja Paschen. Sie ist Stillbeauftragte des Florence Nightingale und organisierte das Still-Café 2009 erstmals. Jeden Dienstag ist sie dabei, um auch Ratschläge zu geben. „Selbst wenn es bereits das zweite Kind ist, kommen doch immer wieder Fragen auf“, so Paschen. So wie sich jede Schwangerschaft von der anderen unterscheidet, ist natürlich auch jedes Kind anders und auch die Still-Erfahrung verändert sich.

Auch eine Waage ist immer im Café, so dass man die Entwicklung der Kleinen gut im Blick hat. Der medizinische Aspekt steht aber nicht im Vordergrund, auch wenn sich das Café so nah am Krankenhaus befindet. Stattdessen geht es um den Austausch unter den Müttern. Denn wenn mal ein Problem auftritt, ist die Wahrscheinlichkeit doch hoch, dass man jemanden mit einer ähnlichen Erfahrung trifft. Und sollte dem einmal nicht so sein, ist da immer noch Anja Paschen, die mit Rat und Tat zur Seite stehen kann.

Eine Mutter, die das Angebot gerne nutzt, ist Ines Stiefel. Sie kommt jede Woche mit ihrer Tochter Mayla in das Still-Café nach Kaiserswerth, das sie durch die Entbindung im Stadtteil kennengelernt hat. Dafür nimmt sie gerne die Fahrt aus Kaarst auf sich. Durch das Still-Café hat sich bereits eine Gruppe aus fünf Freundinnen gefunden, die sich auch so oft treffen. „Das Wichtigste ist wirklich der Austausch“, so Ines Stiefel. In den letzten vier Monaten hat sie den wöchentlichen Besuch im Café nur zweimal nicht geschafft. Es sei toll, einen festen Termin zu haben und dafür rauszukommen, erzählt sie.

Vor der Geburt von Mayla war sie in Vollzeit berufstätig und hatte wöchentlich mehr als 40 Stunden, die sie in der Firma verbrachte. Da ist die Mutterzeit natürlich eine enorme Umstellung. Auch hier hilft der Austausch mit anderen Müttern, denn „so geht es natürlich Vielen“, erzählt Anja Paschen. Gerade, wenn eine Frau, die vorher berufstätig war und vielleicht eine wichtige Position bekleidet hat, empfände den Wechsel zur Vollzeit-Mami oft als enormen Schritt. Der regelmäßige Kontakt zu anderen Müttern sei dabei eine unglaubliche Hilfe.

Das Still-Café ist im Vergleich zu einer festen Gruppe eine völlig offene Veranstaltung für Mütter, die in Kaiserswerth entbunden haben. In den ersten Jahren hat man noch versucht, es für alle Düsseldorfer Mütter zu öffnen, der Zulauf sei allerdings schlicht zu groß gewesen. Es gibt keine Anmeldung und keine Absagepflicht. Jeden Dienstag kommen die, die gerade Zeit und Lust haben, denen eine Frage auf dem Herzen brennt oder denen einfach die Decke auf den Kopf fällt. Ein Konzept, das aufgeht, denn jede Woche erscheinen rund 50 Frauen in den zwei Altersgruppen des Cafés. Eine Trennung der Altersgruppen ist unabdingbar, so Paschen, sonst käme es schon vor, dass die bereits etwas agileren Älteren versuchen über die Kleinsten drüberzuklettern.

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