Begleitet von Dechant Michael Dederichs, Tonnengarde-Präsident Karl Hans Danzeglocke, der diesmal auch seine Aufgabe als Diakon wahrnahm, und Frater Frank Everszumrode zog der Tross durch die Kirche zum Altar. "Der Schützenkönig ist da", freute sich ein kleiner Besucher und erntet viele Lacher. "Nein", sagte Dechant Dederichs, "der Schützenkönig ist in Heerdt und feiert dort das Titularfest mit. Wir feiern heute zusammen mit den Karnevalisten ein Fest."

Prinzen-Streiche

Karneval und Kirche geht das überhaupt? "Ja, Brauchtum und Kirche haben eine enge Beziehung, beides soll den Menschen Freude machen", so der Dechant. Und die Tollitäten erinnerten in ihren kurzen Ansprachen an den Aschermittwoch, und dass, bevor die Fastenzeit beginne, es noch einmal bunt und heiter werden sollte.

Dem setzte dann Danzeglocke die Krone auf, indem er die Vergangenheit von Prinz Thomas beleuchtete. "Er war Messdiener in St. Antonius und hat mit seinen Freunden so manchen Streich ausgeheckt." So hätten die Jugendlichen einst die Tür des Pfarrhauses zugemauert und den Pfarrer eingesperrt. "Und als einst Weihbischof Luthe in St. Antonius zu Gast war, hat die Jugend zwischen die beiden Kirchtürme eine Leine gespannt, an der Babywäsche hing."

"Ein Aufruf der Jugend, mehr Freude in die Kirche zu bringen und auch den Mut für Veränderungen zu haben", interpretierte Dechant Dederichs, der jedes Kind einlud, am Karnevalssonntag an der Messe in "Uniformen" teilzunehmen. "In Kostümen darf in der Kirche nicht gefeiert werden, aber in Uniformen wie Cowboy, Indianer und was es sonst noch so gibt schon" — das wiederum sorgte erneut für Heiterkeit.

"Danach", so wurde versprochen, "bekommt Ihr alle einen Berliner von der Bäckerei Puppe". Nach dem unterhaltsamen Teil nahm die Liturgie ihren gewohnten Lauf, wobei während der Wandlung der gesamte karnevalistische Tross sich um den Altar versammelte.

Der Dankgottesdienst wurde von Kantor Markus Hinz behutsam mit Improvisationen eingängiger Karnevalslieder am E-Piano begleitet. "Ich freue mich immer wieder neu auf die Musik von Markus Hinz", flüsterte Heinrich Nagelschmitz von der gleichnamigen Parfümerie seiner Nachbarin zu. Doch war er nicht nur in der Kirche, um den Gottesdienst mitzufeiern, sondern auch, um das Make-up von Venetia Anke in Augenschein zu nehmen. Denn: "In unserer Kosmetikabteilung wird die Venetia vor jedem Auftritt kostenlos geschminkt." Zum krönenden Abschluss zündeten die närrischen Paare eine Kerze an, die nun durch den Prinzenorden in Wachs leicht zu erkennen ist.

"Reichsstadt" Niederkassel

Zwei Stunden später feierte die Tonnengarde weiter mit einem großen Jubiläumsempfang im Hotel Radisson blu harbour. Dazu begrüßte Präsident Karl Hans Danzeglocke auch OB Dirk Elbers. Der sah sich erstaunt um: "Da seid ihr ja wieder. Vor ein paar Stunden habe ich viele von euch erst beim Prinzenball gesehen." Keine gute Erinnerung hat er allerdings an eine Veranstaltung der Tonnengarde. Beim Tonnenrennen war er mal ausgerutscht und hingefallen.

Mit besonderem Jubel begrüßt wurde das Prinzenpaar Thomas und Anke, er ein Tonnengardist sie Ex-Tonnenbäuerin. Thomas selbst wieder in Hochform, verkündete qua seines Amtes selbstbewusst: "Ich erkläre hiermit Niederkassel zur freien Reichsstadt."