Oberbilk Empfang: Minister kam nicht

Oberbilk · Der SPD-Ortsverein Oberbilk lud zum Jahresempfang. Auf den Gastredner, NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider, warteten die Teilnehmer vergebens. Stattdessen gab es eine Diskussion über Oberbilks Zukunft.

 Spontan sprach Bezirksvorsteher Walter Schmidt (r., CDU) über aktuelle Themen im Stadtbezirk. Ortsvereinsvorsitzender Stephan Sticherling (l.) und Bezirksverwaltungsstellenleiter Egbert Casten (vorne r.) lauschen interessiert.

Spontan sprach Bezirksvorsteher Walter Schmidt (r., CDU) über aktuelle Themen im Stadtbezirk. Ortsvereinsvorsitzender Stephan Sticherling (l.) und Bezirksverwaltungsstellenleiter Egbert Casten (vorne r.) lauschen interessiert.

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Das ist wohl der Alptraum jedes Gastgebers: Man lädt zum Empfang, viele und bekannte Leute kommen — aber das Zugpferd und zugleich der Hauptredner, auf den die gesamte Veranstaltung zugeschnitten ist, glänzt durch Abwesenheit. So geschehen am Sonntag beim Jahresempfang des SPD-Ortsvereins Oberbilk in den Räumen der VHS am Bertha-von-Suttner-Platz. Dort sollte NRW-Arbeits- und Sozialminister Guntram Schneider zu den Themen Lohn und Lohnentwicklung sowie Leiharbeit und Mindestlohn sprechen. Doch so oft die Organisatoren ihre Köpfe auch zur Tür drehten: Der prominente Genosse erschien nicht.

Indes wusste man sich zu helfen — und zwar in einer, für den Stadtbezirk 3 durchaus typischen, überparteilichen Weise. So bat Ortsvereins-Vorsitzender Stephan Sticherling kurzerhand Bezirksvorsteher Walter Schmidt (CDU) ans Mikro, um spontan über besagte Themen wie auch die Belange des Stadtbezirks zu sprechen. Schmidt reagierte prompt und brach in seiner Ansprache eine Lanze für die Einstellung auch älterer Arbeitnehmer, mit der er berufsbedingt seit einiger Zeit befasst ist. "Dafür will ich werben, das ist mir ein persönliches Anliegen: Die Betriebe auch im Stadtteil müssen noch weit mehr als jetzt dafür sensibilisiert werden, Arbeitnehmer über 50 Jahren einzustellen."

Aufwertung durch Justizzentrum

Alsdann schlug Schmidt einen großen Bogen quer durch die aktuellen Stadtteilthemen: So rechnet er mit der Fertigstellung des Neubaugebiets "Quartier M" auf dem Gelände der alten Paketpost hinter dem Hauptbahnhof nicht vor 2020, der erste Spatenstich für den neuen Oberbilker Markt wird seiner Meinung nach noch dieses Jahr getan. Allerdings müsse erst die Bewilligung der Landeszuschüsse abgewartet werden. Die Entscheidung darüber fällt im März. Auf die Frage eines Zuhörers, wo Oberbilk in 20 Jahren stehe, erwiderte Schmidt, dass er eindeutig mit einer Aufwertung des Stadtteils rechne. Diese habe bereits eingesetzt mit der Ansiedlung des Justizzentrums.

Schmidts zweiter Stellvertreter, Udo Figge (SPD), schlug dagegen kritische Töne an. Er gab zu bedenken, dass eine solche Aufwertung auch stets mit einer Steigerung der Mietpreise einhergehe. "Viele Anwälte haben bereits eine Immobilie erworben und werden demnächst ihre Kanzlei hierher verlegen. Die Wohnungen werden teurer, der Charme des Stadtteils, seine typisch bunte Durchmischung droht verloren zu gehen", mahnte Figge. Deswegen müsse es auch weiterhin genügend bezahlbaren Wohnraum geben: "Einpendler haben wir schon genug."

Dem pflichtete Gerd Deihle, Fraktionssprecher der SPD in der BV 3, bei. Deihles Ansicht nach müsse die Stadt ihrer Rolle als Oberzentrum stärker gerecht werden — und sich auch auf eine "Mindestmenge an sozialem Wohnungsbau" festlegen. "Wir können ja nicht einfach Mettmann, Ratingen und Hilden eingemeinden", ergänzte er schmunzelnd.

Über den Wohnungsneubau, so Bezirksvorsteher Schmidt abschließend, dürfe indes nicht die Altsubstanz vergessen werden. "Die energetische Sanierung älterer Häuser wird das Thema der nächsten Jahre sein."

(RP/anch)
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