Düsseldorf Erinnerungen grafisch umgesetzt

Düsseldorf · Düsseltal/Wersten Ägypten, Paris, Israel – die Ziele von Irmgard Kramer liegen nicht gerade um die Ecke. "Ich bin eine Reisende", sagt die Künstlerin, die seit drei Jahren im Atelierhaus Walzwerkstraße in Wersten arbeitet. Dort stellte die Bilkerin zahlreiche Kunstwerke her, die sie zurzeit in der HWL Galerie ausstellt.

Für einige Bilder hat sich Kramer von ihren Aufenthalten in Ägypten inspirieren lassen. Sie nahm im Jahr 2003 an der Internationalen Druckgraphik Triennale in Kairo teil und besuchte anschließend das Tal der Könige nahe der Stadt Luxor. "Die alten Bilder der Krieger und der Götter haben auf mich einen so großen Eindruck gemacht, dass ich jahrelang nicht wusste, wie ich es in meiner Kunst verarbeiten sollte", sagt sie. Es habe sie geärgert, dass ihr kaum eine gute Idee eingefallen sei.

Schließlich verband Kramer ihre bewährte Technik mit ihren Erinnerungen und benutzte verschiedene Druckarten der Radierung. Als Motive wählte sie einen gegenstandslosen, abstrakten Hintergrund, und diesem fügte sie aus ihrem Gedächtnis einzelne Motive wie Kamele und Krieger hinzu. Auch mit der ägyptischen Mythologie beschäftigte sie sich. Kramer schuf eine Radierung in Grün, Rot und Violett als Hintergrund und komplettierte das Werk mit einem Abbild der Isis, der Göttin des Nordens.

Um die Musik Ägyptens und auch andere Melodien grafisch darzustellen, experimentierte Irmgard Kramer auf eigene Faust. Sie streute Sand auf eine Metallplatte und legte diese auf ihre Musik-Boxen. "Ich sah nach, ob ich allein im Atelierhaus war und drehte die Musik voll auf", erzählt sie. Durch die Vibrationen der Musik formte der Sand auf der Platte ein Muster. Um dieses zu erhalten, trug sie Asphaltlack oder Kolophonium auf die freigewordenen Flächen auf. Durch Ätzungen und andere Arbeitsschritte ließ Kramer das Bild entstehen. "Die Formen mögen roh und unbearbeitet wirken", sagt Kramer. "Aber sie deuten den Wandel von Musik in eine gestaltete künstlerische Form an."

Ganz neu sind andere Werke Kramers. Deren Vorbild ist der mittelalterliche Baumeister Villard de Honnecourt. "Ich war in Paris und sah zufällig in einem Buch einige seiner Zeichnungen und Skizzen von Köpfen in geometrischen Einteilungen von Rechtecken, Pentagrammen und Kreisen."

Besonders beeindruckt sei sie von der Freiheit und Leichtigkeit der Linien gewesen, erinnert sie sich. "Villard de Honnecourt hatte aber nicht mit Lineal, sondern alles von Hand gezeichnet." Seine Darstellungen von Bewegungen hätten sie am meisten berührt, sagt Kramer und gibt gern zu, dass sie auf der Grundlage von de Honnecourts Zeichnungen selbst zum Stift griff und in Anlehnung an dieses Vorbild eigene Zeichnungen anfertigte. "Weil ich ebenfalls viel mit Naturmaterialien arbeite, habe ich diese Zeichnungen mit meinen Bildern kombiniert."

Mittelpunkt ihres Werks seien jedoch Druckgrafiken, betont die Künstlerin. "Die Druckgrafik ist für mich ein eigenständiges künstlerisches Ausdrucksmittel, ebenso wie Malereien oder Zeichnungen. Deshalb sind die Blätter auch alle Unikate."

(lod)
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