Monika Voss Der kleine Prinz spricht Düsseldorfer Platt

Düsseldorf · Wer mit Monika Voss spricht, muss nur ein bisschen hinhören, um ihre Herkunft zu erkennen. Die Frau ist Rheinländerin - aus ganzem Herzen. Aber sie spricht hochdeutsch. Allerdings nicht immer. Denn Frau Voss ist anerkannte Expertin der Düsseldorfer Mundart, von manchen Menschen Platt genannt. Das hört sie nicht gern, die Frau Voss. Vermutlich, weil es diskriminierend klingt, wenn etwas - und sei es eine Sprache - als Platt bezeichnet wird.

 Autorin Monika Voss mit dem Buch "Dä kleene Prenz", das im Droste-Verlag erschienen ist.

Autorin Monika Voss mit dem Buch "Dä kleene Prenz", das im Droste-Verlag erschienen ist.

Foto: Rainer Voss

Wer mit Monika Voss spricht, muss nur ein bisschen hinhören, um ihre Herkunft zu erkennen. Die Frau ist Rheinländerin - aus ganzem Herzen. Aber sie spricht hochdeutsch. Allerdings nicht immer. Denn Frau Voss ist anerkannte Expertin der Düsseldorfer Mundart, von manchen Menschen Platt genannt. Das hört sie nicht gern, die Frau Voss. Vermutlich, weil es diskriminierend klingt, wenn etwas - und sei es eine Sprache - als Platt bezeichnet wird.

Auf jeden Fall möchte die bekannte Autorin (u.a. schreibt sie für die RP Kolumnen in Düsseldorferisch), dass die Sprache ihrer Heimat ernst genommen wird. Daher hat sie schon häufiger Texte übersetzt und sich jetzt an eines der berühmtesten Bücher der Welt gewagt: Antoine de Saint-Exupérys "Der kleine Prinz".

Aber wie die hiesige Fan-Gemeinde des Buches das Ergebnis finden wird, ist schwer vorherzusagen. Beim Titel ist das Ganze noch simpel: "Dä kleene Prenz" versteht jeder. Aber im Buch selbst ist der Anspruch höher, weil viele Sätze des Hochdeutschen in der Sprache Düsseldorfs so nicht übersetzbar sind, sondern durch neue, oft als weniger elegant empfundene Konstruktionen ersetzt werden müssen. Beispiele: Wo der kleine Prinz "vom Gefühl der Dringlichkeit beseelt" ist, hat "dä kleene Prenz" dagegen "dat Jeföhl, dat et janz flöck jonn mosst". Aus "Die großen Leute sind sehr sonderbar" wird "Enä, wat könne die jroße Lütt komesch sin". Mal ehrlich - wie klingt das?

Womit wir beim Imageproblem der Düsseldorfer Mundart wären. Dass sie hier langsam ausstirbt, ist nicht verwunderlich: Anders als in Köln, Bayern oder Schwaben spricht diese Mundart hier kaum einer im normalen Leben. Was vor allem am langjährigen Missbrauch des Dialekts liegt: Wenn hiesige Politiker oder Brauchtumsgrößen Volksnähe wollen, fallen sie in mehr oder weniger gut (meist weniger) gesprochenes Platt. Vor allem im Karneval wird sie gerne herausgekramt. Folge: Sie wurde zum Synonym für Spaß und Dollerei. Anders gesagt: Die Mundart ist für viele ein Witz an sich, was immer dann besonders (unfreiwillig) komisch wird, wenn jemand versucht, sie seriös als Kommunikationsmittel einzusetzen.

So auch beim kleinen Prinzen - für den nicht mit diesem Platt vertrauten Leser wird es kurios klingen, wenn aus einer Glasschale das "Jlasdöppe" wird, und einer, der anfängt zu weinen, "zo kriesche" beginnt.

Der Original-Text ist eher nachdenklich-besinnlich und löst durch eine sehr feine Sprache mit geschickt beschriebenen menschlichen Schwächen bestenfalls ein Schmunzeln aus. Das klappt in Düsseldorf nur bei den Lesern, die ihren Dialekt auf Augenhöhe sehen mit Hochdeutsch. Das tun aber nur wenige. Hans Onkelbach

(RP)
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